Jubiläum
10 Jahre Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte im Schloss Tirol in Südtirol

Zehn Jahre ist es her, dass das Schloss Tirol in Dorf Tirol oberhalb von Meran nach Plänen der Architekten Walter Angonese, Markus Scherer und Klaus Hellweger zum Landesmuseum für die Kultur- und Landesgeschichte Tirols umgebaut wurde. Mitte Juni dieses Jahres feierte man dies auf dem Schloss mit einem Jubiläumsfest. Und ein Grund zum Feiern ist der sehr gelungene Umbau der Architekten allemal. Der zugleich behutsame und radikale Umgang mit der bis ins 12. Jahrhundert zurückreichenden Bausubstanz hat auch nach zehn Jahren nichts von seiner Faszination verloren.

Hier ist zu allererst der einst gedrungene Bergfried zu nennen, der im 19. Jahrhundert im Zuge einer „romantischen Renovierung“ um fast das anderthalbfache auf 33 m aufgestockt wurde. Da der überwiegende Teil des Turms im Vergleich zum Rest des ursprünglichen Bergfrieds also nicht sehr alt war, gestattete das Denkmalamt hier einen besonders radikalen Umgang mit dem Bestand: Die Handwerker entfernten sämtliche hölzernen Einbauten – bis auf das Zeltdach, das sie während der Umbauarbeiten abheben mussten – und bauten nach Plänen von Markus Scherer einen Treppenturm aus vier geneigten Cortenstahl-Pylonen in den steinernen Turm hinein – egal ob die Mauern nun 150 oder 850 Jahre alt waren. Außen führen am Turm Treppen und Stege empor, die ebenfalls aus Cortenstahl bestehen und den Besucher auf das Turminnere vorbereiten. Passend zum modernen Material ist in diesem Teil des Museums die jüngste Tiroler Geschichte untergebracht: das 20. Jahrhundert.

In den älteren Teilen des Schlosses – vor allem dem Pallas – sind auch die Exponate älter. Hier war ein behutsamerer, also konservatorischer Umgang mit der Bausubstanz gefragt: Im so genannten Kaisersaal mussten zum Beispiel alte Holzdecken und Holzsäulen erhalten bleiben. Nichtsdestotrotz werden die in diesem Teil des Museums zur „Gesellschaft im Mittelalter“ gezeigten Gegenstände in schlichten weißen Vitrinen präsentiert, die an Zugstangen von der Decke abgehängt zu schweben scheinen. Und auch die hölzernen Vitrinen im benachbarten so genannten Rittersaal, die Objekte zum Thema „Repräsentation und Herrschaft“ zeigen, scheinen schwerelos. All diese für die museale Nutzung neu hinzugekommenen Bauteile sind formal so gestaltet, dass sie ebenso wie der Cortenstahlturm im Bergfried ganz eindeutig als moderne Zutat zu erkennen sind. Gleiches gilt für den Küchenhof, in dem Gegenstände aus dem „Leben im Mittelalter“ gezeigt werden. Damit ist der Umbau des Schlosses Tirol zum Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte ein gutes Beispiel für den mutigen Umgang mit historischer Bausubstanz, und daher für die Südtiroler auch ein guter Grund, das zehnjährige Jubiläum dieses Umbaus gebührend zu feiern.

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