Umnutzung eines ehemaligen Klosters in Breda zum Hotel Nassau

Auch hierzulande werden Kirchen gelegentlich umgenutzt. Viel häufiger ist dies bei unseren Nachbarn in den Niederlanden der Fall. In Breda eröffnete 2016 das Hotel Nassau in einem ehemaligen Kloster, das aus einer 1903 erbauten Kirche und drei historischen Häusern aus dem 16. Jahrhundert besteht.

Die Nieuwstraat ist eine der ältesten Straßen in Breda. Sie taucht bereits auf Plänen der alten holländischen Stadt aus dem 14. Jahrhundert auf. Die drei an dieser Straße erbauten Hofhäuser Waelwijk, Bruheze und Assendelft stammen aus dem 16. Jahrhundert. Die einflussreiche Bredaer Familie Bruheze ließ sie für Adelige, allen voran für die Mitglieder der eigenen Familie, errichten. Das älteste davon, das Huis Assendelft mit der Hausnummer Nieuwstraat 25, erwarb 1805 die Gemeinde des Heiligen Antonius, um darin ein Waisenhaus einzurichten. 1849 zogen dort Franziskanerinnen ein. 1903 ließen die Schwestern auf dem benachbarten Grundstück einer ehemaligen Seifenfabrik im damals angesagten neogotischen Stil eine Kirche errichten und erweiterten das Huis Assendelft um einen Ziegelanbau. 1934 kauften sie das Huis Bruheze mit der Hausnummer 23 und 1950 das Huis Waelwijk mit der Nummer 21. Damit war ihr Kloster zu einem beachtlichen Ensemble gewachsen.

 

Vom Nonnenkloster zum Luxushotel

1991 gaben die Franziskanerinnen ihr Kloster auf. „Die Nonnen hinterließen ein Labyrinth aus Räumen, das sie dank zahlreicher Wanddurchbrüche geschaffen hatten“, erinnert sich Rutger van Erp von der Hotelgruppe Odyssey. Diese war für das Bauunternehmen Van de Ven beratend tätig, das das Ensemble 2013 kaufte, nachdem die Stadt keine passende Nutzung dafür gefunden hatte. „Da standen die historischen Gebäude schon fünfzehn Jahre lang leer“, erzählt Rutger van Erp. Er beauftragte das ortsansässige Büro C5 Architecten mit der Umbauplanung. „Die kannten sich in den historischen Bauten bereits gut aus“, so van Erp.

Die zentrale Planungsaufgabe bestand für die Architekten von C5 darin, die einzelnen Gebäude baulich so miteinander zu verbinden, dass sie für die neue Funktion als Hotel genutzt werden können. Dabei spielten natürlich auch die Erhaltung der Bausubstanz und der Brandschutz eine wesentliche Rolle.

 

Kirche wird Veranstaltungssaal und Frühstücksraum

2013 begannen die Renovierungsarbeiten in der Kirche. „Dort konnte man durch Löcher in der Decke direkt in den Himmel sehen“, erinnert sich Rutger van Erp. Die Handwerker mussten, wie beim Bau der Kirche zu Beginn des 20. Jahrhunderts, eine Holzschalung bauen und diese anschließend verputzen, um die Löcher in der Gewölbedecke zu schließen. Auch der Stuck, der die Grate der Kreuzrippengewölbe ziert, musste zum Teil von den Stuckateuren aufwendig wiederhergestellt werden. „Was neu ist, sieht man an der grauen Farbe, was alt ist kann man am Gold erkennen“, erklärt van Erp. So ist in der ehemaligen Kirche heute ganz eindeutig ablesbar, was neu hinzugekommen ist. Wandmalereien wurden, soweit noch vorhanden, ebenso wie die Bemalung der Säulen nur gereinigt. Wandflächen, die keine Bemalung mehr hatten, erhielten einen Akustikputz, denn die Kirche wird heute für Veranstaltungen genutzt, während die Empore dem Hotel als Frühstücksraum dient.

Die Fußbodenplatten in der Kirche nahmen die Handwerker heraus, reinigten sie, um sie zunächst einzulagern. Danach verlegten sie in der ehemaligen Kirche einen neuen Estrich mit Fußbodenheizung und darauf wieder die alten Fußbodenplatten.

 

Fenster und Türen im Originalzustand erhalten

Die Buntglasfenster der Kirche blieben ebenso wie die historischen Fenster des gesamten Ensembles unangetastet. Lediglich bei einigen Fenstern war die originale Verglasung nicht mehr vorhanden und musste vom Glaser ersetzt werden. „Man erkennt an den Schlieren und Fehlern das alte Glas“, sagt Rutger van Erp.

Alle Fenster des Hotels erhielten eine Vorsatzscheibe, die die Handwerker auf der Innenseite der Außen-wände vor die Maueröffnung schraubten, wodurch die Fenster von den Gästen zwar nicht geöffnet werden können, das Originalfenster auf der Außenseite jedoch erhalten und geschützt wird. Während bei den Hotelzimmern der Hauptaspekt auf dem Wärmeschutz lag, erhielten die Buntglasfenster der Kirche aus Gründen des Schallschutzes ein 3 cm dickes Sicherheitsglas. „Damit man in der ehemaligen Kirche nichts von außen und draußen nichts von den Veranstaltungen im Inneren hört“, meint van Erp.

Die Fenster stehen als Teil der Gebäudehülle unter Denkmalschutz. Innen sind es einzelne Bauteile wie Decken, Säulen und Treppen, die unter Schutz gestellt sind. „Manche Treppen mussten wir erhalten, obwohl sie heute so gut wie ohne Funktion sind“, meint Rutger van Erp. Dabei bezeichnet er die Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz als ausgesprochen gut. „Durch den vollverglasten Windfang vor dem Haupteingang ins Hotel Nassau ist das Portal von Huis Bruheze nach wie vor zu sehen. Auch im Vorbau aus Glas, den wir vor den Kircheneingang gesetzt haben, kann man oben im Backsteingiebel weiterhin die Sandsteinfigur des Heiligen Franziskus sehen. Auch das war Forderung des Denkmalschutzes“, sagt van Erp. Fenster und Türen konnten so im Einklang mit dem Denkmalschutz energetisch ertüchtigt werden, ohne dass man Hand an die Originalbauteile legen musste.

 

Alte Massiv- und neue Trockenbauwände

Dafür konnte man auf eine Innendämmung der vergleichsweise dicken Außenwände verzichten. Die Fassaden der drei historischen Putzbauten wurden lediglich gereinigt und nach historischem Befund neu gestrichen. „Innen war dagegen kaum noch Putz vorhanden“, erinnert sich Rutger van Erp. „Auf einigen Wänden mussten wir in mehreren Schichten 4 bis 5 cm Gipsmörtel aufbringen, um einen ebenen Untergrund zu schaffen“, erinnert sich Erwin de Groot, Inhaber des Stuckateurbetriebs de Groot. Da die Wände
des Hotels dünne Tapeten erhielten, war dieser Aufwand für einen absolut ebenen Untergrund erforderlich.

Während im Erdgeschoss der drei historischen Bauten vergleichsweise viele der alten massiv gemauerten Innenwände für die Grundrissplanung des Hotels genutzt werden konnten, steigt der Anteil neuer Trockenbauwände an, je höher man in den Häusern kommt. Auch diese Wände erhielten eine dünne Tapete.

 

Wiederherstellung der historischen Stuckdecken

Ein Teil der alten Schilfrohrdecken war noch vorhanden. Der überwiegende Teil war jedoch abgesackt, oder vollkommen verschwunden. Dieser wurde zum überwiegenden Teil durch neue Trockenbaudecken ersetzt. Den auch nur noch teilweise an den Decken vorhandenen Stuck der Rosetten und Profile formten die Mitarbeiter des Stuckateurbetriebs de Groot mit Silikonkautschuk ab und gossen ihn mit Stuckgips neu. Anschließend wurden diese Stuckelemente an den neuen Decken, die die Stuckateure aus Stucanet herstellten, befestigt. Beim Stucanet handelt es sich um einen tafelförmigen Putzträger aus verzinkten, punktgeschweißten Drähten mit eingelegter feuchtigkeitsabsorbierender Pappe.

 

Brand- und Denkmalschutz in Einklang gebracht

„Alle zwei Wochen gab es einen Termin mit der Feuerwehr vor Ort, um etwas zu besprechen oder zu lösen“, sagt Rutger van Erp. Diese enge Zusammenarbeit mit der örtlichen Feuerwehr führte dazu, dass man im gesamten Ensemble auf eine Sprinkleranlage verzichten konnte. Alle Brandschutzanforderungen wurden baulich gelöst, was eine akribische Planung der Brandabschnitte zur Folge hatte. Alle Zimmertüren sind T30, die Brandabschnitte an den Enden der Treppen ebenso wie die Verglasungen in den Gebäuden T90 beziehungsweise F90. „Zum Teil fordert der Betreiber, die Marriott-Hotelgruppe, hier noch mehr als die Feuerwehr“, meint van Erp. In der Küche, in der neben der chromglänzenden Einrichtung vier unter Schutz gestellte Säulen erhalten geblieben sind, gibt es dann über den Kochstellen doch eine Sprinkleranlage. „Das hatte Marriott explizit gefordert“, so Rutger van Erp.

 

Autor

Dipl.-Ing. Thomas Wieckhorst ist Chefredakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

Baubeteiligte (Auswahl)

 

Architekten C5 Architecten, NL-Breda, www.C5A.nl

Betreiber Odyssey, NL-Vught, Ratingen,

www.odysseyhotels.nl

Bauherr und Bauarbeiten Bauunternehmen Van de Ven, NL-Veghel, www.bouwbedrijfvandeven.nl

Stuckarbeiten Stukadoorsbedrijf de Groot, NL-Erp,

www.degrootmeesters.nl

Wand- und Deckenmontage Verhoeven Montage,

NL-Heesch, www.verhoeven-montage.nl

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