500 Jahre altes Haus gedämmt

Bei der Sanierung eines über 500 Jahre alten Hauses in Landshut zählten die Innendämmung der denkmalgeschützten Fassade und der Schallschutz der Zwischendecken zu den größten Herausforderungen. Eine Lösung boten Holzfaserdämmstoffplatten, die sich gut in die historische Bausubstanz einfügen.

Landshut zählt zu den wenigen deutschen Städten, deren mittelalterlicher Stadtkern zu einem großen Teil noch in seiner ursprünglichen Form erhalten ist. Eine der Prachtstraßen von Landshut ist die Neustadt genannte Hauptstraße im Zentrum der Stadt, die von vielen im Originalzustand befindlichen Handels- und Wohnhäusern aus dem Mittelalter gesäumt wird. Hinter der Hausnummer 527 verbirgt sich ein ganz besonderes Schmuckstück: ein dreistöckiges Wohn- und Geschäftshaus aus dem Jahr 1496, das mit seiner Fassade zu den markantesten Gebäuden des gesamten Straßenzuges zählt.

Denkmalschutz als Herausforderung

Auch Rudi Napholtz, der in Landshut ein Geschäft für Innengestaltung und Raumausstattung betreibt, erlag dem Charme dieses mittelalterlichen Kleinods. Er kaufte 2007 das Gebäude und beschloss, es möglichst originalgetreu zu sanieren. „Trotz des desolaten Zustands habe ich das Potenzial erkannt, das in dem Gebäude steckt“, erklärt der Bauherr, der schon einige ähnliche Objekte erfolgreich saniert hat. Aufgebaut ist der Baukörper aus zwei Teilen: dem rund 100 m2 großen Altbau mit der zur Straße gerichteten Fassade und einen 65 m2 großen Anbau im rückwärtigen Teil. Während dieser Teil wegen Einsturzgefahr komplett abgerissen und ersetzt werden musste, galt es, das denkmalgeschützte Haupthaus von Grund auf zu sanieren. Keine leichte Aufgabe, denn auch hier lagen die größten Probleme in der Statik des Gebäudes. Grund dafür waren unsachgemäße Umbauarbeiten aus dem 19. Jahrhundert, in deren Verlauf beispielsweise der ehemals durchgehende Kamin im Erdgeschoss abgebrochen und der inzwischen entfernte Rest nur auf einen einzigen, um ein Vielfaches überlasteten Balken gesetzt wurde. Im Dach waren die Fußpunkte des Dachstuhls infolge einer undichten Eindeckung verfault und mussten neu gefasst werden. Für einen sicheren Stand des Gebäudes sorgen heute zusätzlich sieben Tonnen Stahlträger, die im ganzen Haus als Verstärkung eingezogen wurden.

Sanierung mit nachhaltiger Dämmung

Nach Lösung der statischen Probleme konnte Bauherr Rudi Napholtz mit der eigentlichen Sanierung des Gebäudes beginnen. Zu berücksichtigen waren dabei die Auflagen des Denkmalamtes. Diesen Bedingungen zufolge durfte die Gebäudefassade nicht verändert werden, wodurch eine raumseitige Dämmung der Außenwände erforderlich war. Außerdem galt es, das historische Gebälk im Bereich der Zwischendecken und des Dachstuhls zu erhalten. Gleichzeitig sollte das Haus den förderungsfähigen KfW-60-Energiestandard erreichen, der in Deutschland heute auch für Neubauten maßgeblich ist. „Den Charme eines perfekt sanierten Altbaus mit den Vorzügen eines Neubaus zu kombinieren, das ist das Ziel der Sanierung“, erläutert Rudi Napholtz. „Dabei wollten wir möglichst ökologische und nachhaltige Naturprodukte verwenden, die sich perfekt in die historische Bausubstanz einfügen.“ Neben den wärmedämmtechnischen Anforderungen gehörten außerdem eine besonders gute Schalldämmung der hölzernen Zwischendecken sowie ein wirkungsvoller Schutz vor sommerlicher Hitze zu den Sanierungszielen.

Wirtschaftliche Verarbeitung im System

Speziell für derartige Anforderungen bietet die Firma Pavatex mit seinen Holzfaserdämmstoffen Systemlösungen, die sich mit ihren güstigen baubiologischen und bauphysikalischen Eigenschaften besonders bei der Altbausanierung seit vielen Jahren bewähren und auch beim vorliegenden Objekt zum Einsatz kamen. „Ich habe mich im Vorfeld über viele Dämmstoffe informiert“, erklärt Rudi Napholtz. „Die Holzfaserdämmstoffplatten bieten nicht nur optimale Dämmwerte, sondern können auch wirtschaftlich verarbeitet werden.“

Bei der Sanierung in Landshut zählten die raumseiti­ge Wärmedämmung der denkmalgeschützten Fassade und der geforderte Schallschutz der Zwischendecken zu den größten Herausforderungen. „Pava­tex-Holzfaserdämmstoffplatten gleichen die bei einem Altbau immer gegebenen Bautoleranzen aus“, erklärt Lothar Zieglmeier, der als Regionalverkaufsleiter des Unternehmens die Sanierung von Anfang an mit betreute. Die sorptionsfähigen Holzfaserdämmstoffe können zudem dank ihrer Diffusionsoffenheit Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben, was vor Feuchtigkeitsschäden schützt.

Die raumseitige Dämmung der Fassade wurde mit 80 mm Pavadentro ausgeführt. Diese speziell für die raumseitige Dämmung von Außenwänden entwickelte Holzfaserdämmstoffplatte sorgt auf rund 55 m2 für einen durchschnittlichen U-Wert von 0,35 W/(m2K). Im Dach bieten 35 mm Unterdeckplatten auf 250 m2 wirkungsvollen Schutz vor sommerlicher Überhitzung und verbessern die Wärme- und Schalldämmung des Hauses. Bei den Zwischendecken kam 40 mm Pavaterm-Profil mit integrierten Fugenlatten zum Einsatz. Das höhenausgleichende System erlaubt auf 300 m2 einen Bodenaufbau mit Trittschall- und Wärmedämmwerten und ermöglicht einen praktisch schwimmend verlegten Holzdielenfußboden ohne Lagerhölzer, die störenden Trittschall besonders stark übertragen.

Holzfaserdämmstoffplatten gleichen die beim Altbau immer gegebenen Bautoleranzen aus

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