Durch und durch trocken
Sanierputz für feuchtes und versalzenes Mauerwerk

Feuchtes Mauerwerk ist ein ebenso verbreitetes wie ernstzunehmendes Problem bei Altbauten, das die Bausubstanz auf Dauer schwer beschädigen kann. Mineralische Sanierputzsysteme sind ein empfehlenswerter Weg, die Feuchtigkeit effektiv und dauerhaft zu beseitigen.

Abgeplatzter Putz, Salzkristallausblühungen, Fleckenbildung – Mauerwerksfeuchte hinterlässt an der Fassade sichtbare Spuren. Jedoch handelt es sich in der Regel nicht nur um einen optischen Makel. Meist breitet sich die Feuchtigkeit aus und schlägt nach innen. Werden keine entsprechenden Vorkehrungen getroffen, sind Schimmelpilzbildung sowie eine Verschlechterung des Wärmedämmverhaltens die Folgen. Letztlich nimmt die gesamte Bausubstanz Schaden. Die Immobilie erfährt dadurch zudem eine empfindliche Wertminderung.

Infolgedessen ist das Angebot an Verfahren zur Schadensbehebung äußerst vielfältig. Mit Blick auf die Fassade haben sich vor allem mineralische Sanierputzsysteme bewährt. Sie setzen dort an, wo herkömmliche Putzmörtel an ihre Grenzen stoßen. Das hohe Porenvolumen sorgt dafür, dass schädliche Salze gebunden werden, bevor sie an die Oberfläche gelangen. Gleichzeitig wird aufsteigende Feuchtigkeit dank einer verminderten kapillaren Leitfähigkeit zurückgehalten. Eine gute Wasserdampfdurchlässigkeit begünstigt schließlich die Austrocknung des Mauerwerks. Da das konkrete Sanierungskonzept immer vom jeweiligen Schadensfall abhängt, ist eine genaue Bauzustandsanalyse im Vorfeld grundsätzlich erforderlich.

Leitfaden für Planung und Ausführung

Maßgebliches Regelwerk für die Planung und Anwendung von Sanierputzsystemen ist das Merkblatt 2-9-04/D der Wissenschaftlich-Technischen Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e. V. (WTA). Demnach gilt es, zunächst die Ursachen für die Feuchtigkeitsschäden zu klären. Je nach Gebäude und Belastungsfall müssen beispielsweise Horizontal- oder Vertikalabdichtungen ergänzt werden.

Gegebenenfalls ist auch eine zusätzliche Trocknung notwendig. Die erforderliche Mauerwerksanalyse gibt Auskunft über den Grad der Durchfeuchtung und den Anteil schädlicher Salze; vom Ergebnis hängt schließlich die Wahl des Sanierputzsystems ab. Das WTA-Merkblatt liefert in diesem Zusammenhang wertvolle Unterstützung, indem es über die Wirkprinzipien einzelner Sanierputze informiert, Prüfkriterien aufstellt und Systemzusammensetzungen definiert.

Folglich empfiehlt sich der Einsatz von Systemen, bei denen sämtliche Komponenten über ein WTA-Zertifikat verfügen. Auf diese Weise geht der Verarbeiter sicher, dass die verwendeten Materialien alle technischen Normen erfüllen. Ein Beispiel mit besonders breitem Anwendungsspektrum ist das mineralische weber.san Sanierputzsystem, dessen Verarbeitung im Folgenden beschrieben wird.

 

Herstellung eines tragfähigen Untergrundes

Im Regelfall setzt sich ein Sanierputzsystem aus vier Schichten zusammen: Vorspritzmörtel, Porengrundputz, Sanierputz sowie einem Oberputz für die Gestaltung. Um einen tragfähigen Untergrund herzustellen, müssen zunächst Staub, Ausblühungen und lose Teile entfernt sowie alte Putzschichten bis mindestens einen Meter über die schadhaften Zonen hinaus rückgebaut werden. Die Fugen müssen etwa 2 cm tief ausgekratzt werden. Lose und trennende Bestandteile entfernt der Handwerker mit Druckluft oder Sandstrahlen. Zudem werden fehlende oder geschädigte Steine ausgetauscht und kraftschlüssig in den Mauerverband eingearbeitet. Anschließend werden die Fugen mit dem Sanierputz verschlossen.

Danach behandelt der Handwerker den Untergrund mit mineralischem Vorspritzmörtel vor. Der Spritzbewurf wird dabei netzförmig mit einem Deckungsgrad von rund 50 Prozent aufgetragen. Er egalisiert das Saugverhalten des Mauerwerks und schafft eine griffige Oberfläche. Vor dem eigentlichen Putzauftrag muss die Schicht ein bis drei Tage trocknen.

 

Zusatzschicht bei hoher Salzbelastung

Der Einsatz eines mineralischen Porengrundputzes ist nur bei stark versalzenem Mauerwerk erforderlich. Er dient als Salzspeicher und verhindert somit, dass zuviel gelöste Salze in den nachfolgenden Sanierputz einwandern können. Darüber hinaus fungiert er bei Sanierputzdicken von über 3 cm als Ausgleichsschicht. Der Mörtel wird in der angegebenen Dicke von etwa 1 bis 2 cm aufgebracht. Bei stark oder unterschiedlich saugenden Untergründen muss zweischichtig nass in nass gearbeitet werden, wobei die erste Schicht zwei Drittel der Gesamtputzdicke betragen sollte. Die frische Mörtelschicht muss lattenrecht und nestfrei abgezogen werden.

Der eigentliche Sanierputz wird – abhängig vom Anwendungsfall – auf den Vorspritzmörtel beziehungsweise den Porengrundputz aufgebracht. Der Sanierputz beugt aufsteigender Feuchtigkeit vor, dient ebenfalls als Salzspeicher und befördert durch eine hohe Wasserdampfdurchlässigkeit die Mauerwerkstrocknung. Die Schichtdicke sollte mindestens 2 cm betragen. Auch hier müssen die Handwerker gegebenenfalls zweischichtig nass in nass arbeiten.

Nach dem Abziehen wird die Oberfläche gefilzt oder für einen nachfolgenden Oberputz aufgeraut. Nach einer Standzeit von etwa einem Tag pro Millimeter Sanierputzschicht kann die Endbeschichtung aufgetragen werden.

 

Gestaltung der Fassade

Die Oberflächen des weber.san Sanierputzsystems können sowohl mit Farben als auch Oberputzen gestaltet werden. Entscheidend ist, dass es sich wie beim gesamten System um eine mineralische Lösung handelt. Nur so ist gewährleistet, dass das System diffusionsoffen bleibt und seine vielfältigen Vorteile bei der Verdunstung und Mauerwerkstrocknung voll entfalten kann. Den größten Gestaltungsspielraum eröffnen mineralische Edelputze und Kalkputze. Verschiedene Körnungen und Verarbeitungstechniken ermöglichen Oberflächenstrukturen, die von glatt und homogen bis kräftig und lebendig reichen; hinzu kommt eine Vielzahl von Farbtönen. Somit bietet ein mineralisches Sanierputzsystem in bauphysikalischer wie auch optischer Hinsicht beste Voraussetzungen, Feuchtigkeitsschäden wirkungsvoll zu beseitigen und Bausubstanz langfristig zu erhalten.

 

Feuchtesanierung im Keller

Sanierputzsysteme für die Fassade kommen nur über der Geländeoberkante zur Anwendung. Feuchtigkeitsschäden an erdberührten Bauteilen werden – wenn es die baulichen Gegebenheiten erlauben – bevorzugt mit einer Außenabdichtung behoben. Alternativ oder ergänzend stehen innenseitige Abdichtungslösungen zur Verfügung. Auch bei einer Innensanierung bildet im Idealfall ein mineralischer WTA-Sanierputz den Systemabschluss. Durch seine feuchteregulierende und schimmelpilzhemmende Wirkung sorgt er für ein angenehmes und gesundes Raumklima. Dieser Effekt lässt sich durch eine mineralische Innendämmung noch verstärken. Zudem wird auf diese Weise die Energiebilanz verbessert.

 

Autor

Georg Kolbe ist Leiter des Produktmarketings Fassade/Wand bei der Saint-Gobain Weber GmbH in Düsseldorf.

Mit mineralischen Sanierputzsystemen lässt sich Mauerwerksfeuchtigkeit dauerhaft beseitigen

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