Freiburg: Stadthalle wird Flüchtlingsunterkunft

Unter großem Zeitdruck wurde die denkmalgeschützte alte Stadthalle in Freiburg in Trockenbauweise zu einer Flüchtlingsunterkunft umgebaut. Als Fußboden verlegten die Handwerker ein Gipsfaser-Trockenestrich-System, für den gesamten Nassbereich verwendeten sie zementgebundene Bauplatten.

In den frühen 1950er Jahren wurde die alte Freiburger Stadthalle als gemischte Stahl- und Stahlbetonkonstruktion innerhalb von nur 6 Monaten erbaut und für ein breites Nutzungsprogramm konzipiert. Von Kongressen über Messen bis hin zu Konzerten und Show-Veranstaltungen reicht das Spektrum der Veranstaltungen, die hier stattfanden. Mit Inbetriebnahme der neuen Messe stand die Halle längere Zeit leer, bis sich schließlich als Interimslösung für die Universitätsbibliothek eine neue sinnvolle Nutzung fand.

Nun bauten die Handwerker die unter Denkmalschutz stehende Halle in nur zweieinhalb Monaten zu einer Notunterkunft für 400 Flüchtlinge um. Ziel der Stadtverwaltung ist es dabei, die dort untergebrachten Menschen nach kurzem Aufenthalt von nur wenigen Wochen in Wohnheime und Wohnungen weiter zu vermitteln. Angestrebt wird eine Aufenthaltsdauer von maximal drei Monaten. Planung und Bauleitung des Umbaus lagen in Händen des Architekturbüros bhk architekten aus Freiburg.

Für die Nutzung als Flüchtlingsunterkunft bietet der trapezförmige Bau beste Voraussetzungen. Die vorhandene Infrastruktur war durch die Konzeption als Mehrzweckhalle auf die Nutzung durch viele Menschen ausgerichtet. So wurde etwa die vorhandene WC-Anlage in das Konzept mit einbezogen werden. Das ehemalige Foyer wurde zu einer Aufenthalts- und Begegnungsfläche mit Räumen für die medizinische Versorgung und für Sprachunterricht. Das ehemalige Kasino sowie die dazugehörende Küche wird als Kantine weiter genutzt. Im Keller ist im früheren Stuhl- und Möbellager die Wäscherei mit Waschmaschinen und Trockner untergebracht. In die einstigen Ver­wal­tungsräume ziehen Sozialarbeiter mit ihren Büros ein.

In der Halle selbst, auf dem großen Stahlpodest, das man während der Zeit der Nutzung als Universitätsbibliothek für die Leseplätze eingebaut hatte, sowie in Teilbereichen der Seitenflügel ist der Wohn- und Schlafbereich mit Kabinen für zwei bis acht Personen untergebracht. Durch die Zusammenfassung der abgetreppten Zuschauerempore mit einer Holzkonstruktion wurden zwei weitere Wohn- und Schlafebenen mit Vier-Personen-Kabinen geschaffen. Die Unterteilung in Kabinen setzten die Handwerker mit 2,50 m bis 3 m hohen Trockenbauwänden um – aus Gründen des Brandschutzes und der Luftregulierung ohne Deckel.

Ohne Zeitverzug

Beim Fußboden fiel die Wahl auf  Fermacell Gipsfaser-Estrich-Elemente, die die Handwerker schwimmend verlegten. Sie verfügen durch ihre Faserarmierung über eine hohe Stabilität, die durchaus vergleichbar ist mit herkömmlichen, massiven Estrichsystemen. Ihr Vorteil gegenüber Zement- oder Fließestrich ist dabei ein relativ geringes Eigengewicht, so dass keine statischen Probleme auftreten. Hinzu kommen Sicherheit im Brandschutz (nicht brennbar, Klasse A2-s1 d0 nach EN 13501) sowie gute Trittschall- und Wärmedämmung. „Zeit war bei diesem Objekt ein entscheidender Faktor. Trockenestrich-Elemente können einfach und in relativ kurzer Zeit mit marktüblichen Werkzeugen verlegt werden“, betont Architekt Thomas Glockner. Von Vorteil sei auch, dass keine zusätzliche Feuchtigkeit in den Bau eingebracht werde. „So konnte ohne Trocknungszeiten und ohne Unterbrechung des Bauablaufs sofort weitergearbeitet werden.“

Wasserfeste Trockenbaukonstruktionen

Als ausreichend groß für eine Sanitäranlage mit 28 Duschkabinen, 4 WC-Kabinen, 58 Waschbecken und zwei Kabinen mit Babywannen erwies sich die ehemalige Showbühne. Auf dem vorhandenen Bühnenboden stellten die Handwerker hier zunächst eine aufgeständerte Bodenkonstruktion mit einer oberen Abdeckung aus Holzwerkstoffplatten her. Im Zwischenraum darunter wurden auf dem alten Bühnenboden die Abwasserleitungen verlegt, die in die bestehenden Bodentanks der Halle entwässern.

Für den Nassräume verwendeten die Trockenbauer zementgebundene Bauplatten, die speziell für dieses Anwendungsgebiet konzipiert wurden: „Powerpanel H2O“ für die Wandkonstruktionen der Duschkabinen und das Estrich-Element „Powerpanel TE“. Dabei bieten die Leichtbetonplatten alle Vorteile des Trockenbaus und lassen sich ebenso schnell mit handelsüblichen Werkzeugen verarbeiten, sind aber wasserfest und – das war im vorliegenden Fall besonders wichtig für die Reinigung – widerstandsfähig gegen Chemikalien oder Desinfektionsmittel.

Duschkabinen

Die Duschkabinen wurden als abschließbare Einzelkabine mit kleinem Vorraum zum Be- und Entkleiden geplant. Die Wände bestehen aus einer beidseitig mit 12,5 mm dicken „Powerpanel H2O“ Platten im Format von 1250 x 2600 mm beplankten Holzrahmenkonstruktion, die in den Werkstätten der Holzbau Büker GmbH vorgefertigt und vor Ort nur noch montiert wurde.

Die Vorfertigung brachte zeitliche Vorteile mit sich, denn die Platten mussten auf der Unterkonstruktion nur noch geklammert werden. „Das geht viel schneller als Schrauben und ist wirtschaftlicher,“ so Günter Dages, Geschäftsführer der Holzbau Büker GmbH.

Bodengleiche Duschen

Die Powerpanel Estrich-Elemente verlegten die Handwerker im schleppenden Verband. Dabei wurden die Bodenplatten im Bereich des Stufenfalzes – die Elemente bestehen aus zwei werkseitig verklebten Platten, die um 50 mm versetzt angeordnet sind – zunächst verklebt und anschließend mit speziellen Stahlklammern befestigt.

Vorgefertigte Gefälleelemente im Boden gewährleisten ein sicheres Ableiten des Wassers. Zum Einsatz kam das zum System gehörenden Bodenablaufsystem „Powerpanel TE“. Es besteht aus zwei „Powerpanel“ Nassraumplatten. Die untere Platte ist 10 mm dick und steht als Stufenfalz drei- beziehungsweise vierseitig um 50 mm über. Die obere Platte ist am äußeren Rand 25 mm dick und verfügt über ein Gefälle von 2 Prozent zur Lochöffnung hin.

In den eigentlichen Duschen wurde das 1000 x 1000 mm große Duschelement mit vierseitigem Stufenfalz verbaut. Im kleinen Vorraum der Kabinen sowie in den Fluren des Sanitärbereichs gewährleistet das 500 x 500 mm große Bodenablaufelement ein zuverlässiges Ablaufen des Wassers.

Das Dusch- und Bodenablaufelement wurde mit den Estrich-Elementen verklebt und verschraubt beziehungsweise verklammert. Der dadurch hergestellte kraftschlüssige Verbund zwischen Estrich-Element und Bodenablauf- beziehungsweise Duschelement sorgt für eine homogene Fußbodenkonstruktion in den Duschen. Wegen des aus hygienischen Gründen geplanten strapazierfähigen elastischen Belags für Wände und Boden wurden die Dusch- und Bodenablaufelemente mit einer speziellen Ablaufgarnitur kombiniert, die für die zuverlässig dichte Einbindung von elastischen Bodenbelägen patentiert ist.

Weitere Informationen finden Sie auch im Internet unter www.initiative-bezahlbarer-wohnungsbau.de

Autorin

Rita Jacobs M.A. führt ein PR-Büro mit Schwerpunkt Bau und Architektur in Düsseldorf. Sie unterstützt die Firma Fermacell bei der Pressearbeit und arbeitet als freie Journalistin unter anderem für die Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.
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