Keramisches WDVS für das köngliches Jagdhaus in Vorderriß

Üblicherweise besteht ein WDVS aus einem verputzten Plattendämmstoff. Anders ist dies bei der Dämmfassade von Poroton: Hier steckt der Dämmstoff (Perlite) in einer „Ziegeltasche“. Dies bietet gerade für historische Gebäude Vorteile wie die Sanierung des  königlichen Jagdhauses in Vorderriß zeigt.

Das Ludwig-Thoma-Haus in Vorderriß wurde bereits 1554 als Jagdhaus der Wittelsbacher errichtet. Der bayerische Schriftsteller Ludwig Thoma, Sohn eines Försters, verbrachte dort von 1867-1873 die ersten Jahre seines Lebens. Nach einer wechselvollen Geschichte übernahmen die Bayerischen Staatsforsten 2005 die Verantwortung für das Gebäudeensemble und begannen mit der Sanierung. Für die Dämmung der Außenwand im Erdgeschoss kam aufgrund des vorliegenden, maroden Untergrunds ein herkömmliches WDVS nicht in Frage. Im Sinne des Denkmalschutzes wurde die keramische Wärmedämmfassade Poroton-WDF als Dämmung sowie zum Schutz des alten Mauerwerks vorgemauert, die Bauweise als ausschließliches Mauerwerk blieb somit erhalten.

Ein unvergleichlicher Ort

Das Ludwig-Thoma-Haus mit den flankierenden Gebäuden  aus Jägerhaus, Betriebsgebäude und einer Kapelle bildet ein einmaliges Ensemble. Als 2005 die Bayerischen Staatsforsten die Forsthäuser in Vorderriß übernahmen, war klar, dass die historischen Gebäude dringend saniert werden mussten. Architekt Paul Schwarzenberger aus Lenggries erhielt den Auftrag hierzu. Ziel war es, das Ludwig-Thoma-Haus wieder einer sinnvollen Nutzung zuzuführen: Das Haus sollte nach der Sanierung drei Wohnungen für Revierleiter und -jäger, einen Seminarraum sowie Unterbringungsmöglichkeiten für Gäste beherbergen. Für Architekt Schwarzenberger war es zuerst einmal wichtig die Historie des Hauses zu erfahren: „Wenn man die Geschichte des Hauses versteht, kann man den Geist des Hauses erhalten und in der Sanierung weiterleben lassen.“

Kurz vor dem Abbruch

Neben der Erarbeitung der Historie des Hauses stand zu Beginn der Sanierung eine ebenso gründliche Analyse der Bausubstanz. Aufgrund des größtenteils jahrzehntelangen Leerstands waren die Gebäudeschäden so groß, dass sie fast einen Abbruch gerechtfertigt hätten. So war der geschlossene Holzblockverbau im Obergeschoss von Holzschädlingen zerfressen und seiner Stabilität beraubt, die Holzbinderkonstruktion bereits vollständig zerstört. Die fehlende horizontale Feuchtigkeitssperre, das Belassen der Holzböden auf dem ursprünglichen Niveau sowie die mangelnde Raumlüftung ohne Beheizung führten zu einer Durchfeuchtung des Putzes bis zur Oberkante der Fenster. Das Mauerwerk selbst bestand ausschließlich aus Flussbettgestein (Bachkugeln), Holzsäulen dienten der Aussteifung. Die Vermörtelung der aufgeschichteten Bachkugeln hatte man nur mit Schlamm und Lehmsedimente – ohne jegliche Verbindungskonsistenz – vorgenommen. Eine dicke Putzschicht diente zur Stabilisierung des Mauerwerks. Bei einer Probeöffnung der Außenwand im Erdgeschoss ließ sich der Mörtel mit der Hand zerreiben. Die Baukunst im 16. Jahrhundert beschränkte sich in abgelegenen Gegenden wie dieser hier eben auf die bautechnischen Möglichkeiten, die vor Ort gegeben waren: Bachkugeln verschiedenster Gesteinsarten, abgelagerte Fluss-Sedimentierungen und Holz aus nahen Wäldern.

Eine Dämmung der Außenwand war aufgrund der durch­feuchteten Wand mit einem herkömmlichen WDVS nicht möglich. Zudem sollte die neue „Hülle“ stabilisierend auf das Mauerwerk wirken. Zusammen mit den Auflagen des Denkmalschutzes entschieden sich Architekt und Bauherr für eine Vormauerung mit Poroton-WDF, einem massiven, robusten und keramischen Baustoff zur Sanierung der Bestandswand.

Fassadensanierung: nachhaltig, robust, wirtschaftlich

Poroton-WDF ist eine massive Ziegelwand, gefüllt mit dem aus der Natur kommenden Dämmstoff Perlit. Die äußere Schale dieses Dämmsystems besteht aus einer 15 mm dicken Ziegelschale, die mit einem wärmedämmenden Kern aus Perlit versehen ist. Hinzukommen noch einmal 20 mm durch das Finish des Leichtputzes. Diese erweist sich als hervorragender Schutz gegenüber den vielfältigen Beanspruchungen, denen eine Fassade im Laufe ihres Lebens ausgesetzt ist. Neben mechanischen Beschädigungen, Abplatzungen, Putzrissen und dergleichen werden Fassaden mit der Zeit zudem unansehnlich, weil sich Algen an den sonnenabgewandten oder von Tauwasser feuchten Oberflächen ansiedeln. Die hohe Wärmespeicherfähigkeit von Außenschale und Putz der Poroton-Wärmedämmfassade verringert Tauwasseransammlungen an der Oberfläche der Wand. Ein Einsatz von Bioziden zur Vermeidung von Fassadenbewuchs ist deshalb nicht nötig. Betrachtet man das System in einem längeren Zeitraum so amortisieren sich Anschaffungskosten unter Berücksichtigung der Beständigkeit und Dauer­haftigkeit des Systems weitaus schneller. Faktisch gesehen ist das System ein zweischaliges Mauerwerk mit Putzschicht. Die Verarbeitung erfolgt deshalb einfach und sicher wie bei herkömmlichem Planziegelmauerwerk und kann so von einem Handwerker vor Ort in wenigen Tagen ausgeführt werden.

Energetische Sanierung übertrifft EnEV

In der ersten Bauphase im Winter 2011/2012 wurde zuerst entrümpelt und entkernt. Die Fundamente legten die Handwerker rauminnenseitig bis zum Erdreich frei. Für das Fundamentmauerwerk – soweit nicht verputzt – verwendeten sie dafür einen Dampfstrahler. Darauf trugen sie Dichtungsschlämme auf und stellten eine einschalige Betonwand davor, die anschließend gegen aufsteigende Feuchtigkeit abgedichtet wurde. Der gleiche Vorgang wiederholte sich nach Ende des Winters auch außen, damit keine Feuchtigkeit mehr in das Mauerwerk eindringen und dort hochsteigen kann. Auf das so entstandene Fundament mauerten die Handwerker anschließend die Wärmedämmfassade im Dünnbettmörtelverfahren in einer Breite von 120 mm im Abstand von etwa 4 cm auf und verankerten diese mit der Bestandswand. In den Zwischenraum, der aufgrund der Unebenheit der bestehenden Fassade entstand, füllten die Hand­werker eine Perlitschüttung ein.

Die Vormauerung erfolgte gebäudeumlaufend bis zur Unterkante der bis dahin bereits fertig gestellten, mit Hanfdämmmatten gedämm­ten Holzschalung im Obergeschoss.

Im Sockel­bereich schützten die Handwerker die Wärmedämmfassade mit einer Noppenfolie und Bitumendickbeschichtung vor stauendem Wasser. Die neuen Fenster mit Isolierverglasung, bei denen die historisch vorgegebene Zweiflügeligkeit mit stehendem Mittelkämpfer berücksichtigt wurde, setzten die Handwerker in die außenliegende Dämmebene, um eine günstigere Dämmwirkung zu erzielen.

Zusammen mit der Dämmung unter der Betonsohle, der Decke über dem Obergeschoss, der Tannendielenböden mit dazwischen eingebrachter Perliteschüttung übertrifft das Gebäude nach Beendigung der energetischen Ertüchtigung sogar die Vorgaben der EnEV 2014. Der errechnet Jahresprimärenergiebedarf konnte mehr als halbierte werden und verbesserte sich von vormals 140 KWh/m2 auf 65 KWh/m2.

Historisch, aber nicht historisierend!

Nicht nur bei der Sanierung der Bausubstanz, erst recht bei den „sichtbaren“ Bestandteilen des Gebäudes orientierte sich Paul Schwarzenberger so weit wie möglich am Original. So hat er die Fassadenfarbe von origi­na­len Farbmuster unveränderter Bauteile abgenommen und Türen, Fensterläden und Beschlägen nachgebaut. Erhalten wurde auch das wunderschöne Gewölbe der ehemaligen Wildkammer. Dort, wo zwischenzeitlich sogar der Öltank untergebracht war, entstand ein gemeinsamer Eingangsbereich, der seit Fertigstellung im Sommer 2013 die Kommunikation fördern soll.

Autorin
Sabine Heinrich-Renz ist Inhaberin der Agentur Heinrich-Renz PR und Kommunikation in München und unterstützt die Firma Schlagmann Poroton bei der Pressearbeit.

Bei einer Probeöffnung der Außenwand im Erdgeschoss ließ sich der Mörtel mit der Hand zerreiben

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