Landtag
Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses mit weißen Natursteinbelägen aus griechischem Marmor

Äußerlich erinnert der Bau des Brandenburgischen Landtags an das historische Stadtschloss. Nach nur vier Jahren Bauzeit wurde das neu errichtete Gebäude mit der barocken Knobelsdorff-Fassade mitten in Potsdam zu Beginn dieses Jahres eröffnet. Im Inneren dominiert Kavala-Marmor aus Griechenland.

Zwei Jahrhunderte lang bestimmte Knobelsdorffs Schloss das Stadtbild von Potsdam. Nach dem Ende der Monarchie wurde es zum Zentrum des bürgerlichen Lebens der Stadt, bis der Bombenangriff in der Nacht des 14. April 1945 alldem ein Ende machte. Das Stadtschloss brannte bis auf die Außenmauern nieder. 1959 wurden seine Überreste gesprengt.

Neubau des Potsdamer Stadtschlosses 

Seit 2010 entstand unter der Regie des Architekten Peter Kulka der Neubau des Stadtschlosses. Von außen betrachtet erinnert nichts an einen Neubau. Der Grundriss und auch die Fassade greifen zum einen die alten Formen auf. Zum anderen wurde noch vorhandene historische Substanz wieder mit eingebaut. So erfolgte unter Aufnahme der äußeren historischen Grundrisskanten des Stadtschlosses eine komplette Rekonstruktion der historischen Sandsteinfassaden mit ihren Holzfenstern unter Einbeziehung von rund 900 noch vorhandenen alten Steinfragmenten.

Der Neubau besteht aus zwei Kopfbauten im Norden, die über zwei Seitenflügel mit dem repräsentativen Südflügel verbunden sind. In den Kopfbauten und den Seitenflügeln sind überwiegend die Büroräume für die Abgeordneten, Fraktionsmitarbeiter, die Landtagsverwaltung sowie der Landesrechnungshof untergebracht. Im Südflügel befinden sich der Plenarsaal, das Foyer, die Sitzungsräume, die Bibliothek und ein Restaurant.

Treppenhaus als Vermittler

Beim Wechsel von anscheinend Altem zu Neuem übernimmt im Innern des Gebäudes das weitgehend wieder geschaffene historische Treppenhaus in der Achse des Schlosses eine Vermittlerrolle zwischen der wiederverwendeten Historie und der neu geschaffenen Innenarchitektur. Ursprünglich im Rahmen der Umbauten des Schlosses zur Residenz des preußischen Königs Friedrich II. 1744 vom Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff als Fassadenvorbau errichtet, wurde der Raum äußerlich original und im Inneren in seiner Geometrie einschließlich der Treppe und den Rudimenten der noch vorhandenen bildhaften künstlerischen Ausstattung wiedererstellt.

Hochwertige Marmorbeläge aus Griechenland

Das historische Treppenhaus wie auch der repräsentative Eingangs- und Foyerbereich des neuen Landtages wird geprägt durch weißen, hellgrau geäderten Marmor. Dieser kommt nicht wie sonst üblich aus dem italienischen Carrara, sondern aus Griechenland. „Auch die Griechen können das. Der ist noch einen Tick besser“, so Architekt Peter Kulka zur Entscheidung für den Kavala-Marmor. Es versteht sich von selbst, dass ein solch hochwertiger Natursteinboden auch einer besonders fachgerechten Verlegung bedarf. Diese beginnt bereits bei der richtigen Untergrundvorbereitung. So wurde der vorhandene Calciumsulfatestrich zunächst einem Reinigungsschliff unterzogen und anschließend mit Sopro Multigrund grundiert. Diese schnell trocknende Reaktionsharzgrundierung dient zum Grundieren, Verfestigen und Absperren von Untergründen, insbesondere von Calciumsulfatestrichen. Sie reduziert das Saugvermögen, bindet eventuell noch vorhandenen Staub und schützt gleichzeitig den Calciumsulfatestrich vor dem Anmachwasser aus dem Verlegemörtel.

Fachgerecht verlegt wurden die 20 mm dicken, großformatigen Marmorplatten in den drei Formaten 60 x 90 cm, 45 x 90 cm und 25 x 90 cm auf rund 2000 m² durch den traditionsreichen Natur- und Steinmetzbetrieb Rohrwacher aus Leipzig. Bei der Verlegung im so genannten „Bahnenverband“ kam dabei mit dem Sopro Mitteldickbettmörtel weiß ein weißer Mittel- und Dickbettmörtel für Mörtelbettdicken bis 30 mm zum Einsatz. Er eignet sich besonders gut für helle, durchscheinende Naturwerksteinbeläge. Ein grauer Verlegemörtel hätte hier die Leuchtkraft des transluzenten Marmors deutlich verringert. Die hohe kristalline Wasserbindung sowie Weißzement und rheinischer Trass als Materialbasis verhindern zudem mögliche Verfärbungen beziehungsweise Ausblühungen des Natursteins durch den Verlegewerkstoff. Zudem wirkt die schnelle Erhärtung der bei großen Formaten oft vorhandenen Verschüsselungsgefahr entgegen. Eine wichtige Eigenschaft, da entsprechende Messungen im Labor der Sopro Bauchemie eine eindeutige Tendenz der in Potsdam verlegten Marmorplatten zur Verschüsselung ergeben hatten. Um einen optimalen Kontakt zwischen Untergrund und Plattenrückseite zu bekommen und damit Hohllagen vorzubeugen, arbeitete das Verlege-Team durchgehend im Buttering-Floating-Verfahren.

Die abschließende Verfugung erfolgte mit der Sopro Brillant Perlfuge, einem zementären Fugenmörtel mit Perleffekt. Bei den Anschluss- und Bewegungsfugen, die mit Fugenschienen aus Metall ausgebildet wurden,  kam mit dem Sopro Marmorsilicon ein elastischer, neutralvernetzender Silicondichtstoff zum Einsatz.

Autor

Björn Rosenau ist Bereichsleiter der Objektberatung bei der Sopro Bauchemie GmbH in Wiesbaden.

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