Massiv Holz

Liebe Leserinnen,

liebe Leser,

Der Massivholzbau ist eine alte Zimmermannstechnik, bei der unsere Altvorderen mit großem handwerklichen Geschick Baumstamm auf Baumstamm stapelten. Heraus kam dabei das Block- beziehungsweise Strickhaus, das auch heute noch gebaut wird. Gut – es gibt sie mittlerweile sogar zweischalig mit dazwischen liegender Dämmebene. Aber eigentlich ist das dann kein echtes Block- oder Strickhaus mehr. Aber keine Angst, in dieser Ausgabe der BAUHANDWERK soll es nicht um „olle Kamellen“ gehen, sondern um die Bauweise, die sich aus dem Blockhausbau entwickelt hat: Der moderne Massivholzbau beziehungsweise das Bauen mit Massivholz-
elementen.

Vor Jahr­hunderten aus höchstem handwerklichem Können entstanden, wird der Massivholzbau heute in der Zimmerei mit CAD- und CAM-Programmen (Computer Aided Design und Computer Aided Manufacturing) geplant und vorgefertigt. Im Gegensatz zum Holzrahmen-, Holztafel- und Holzskelettbau, bei dem sich die Dämmebene in der Konstruktions-ebene befindet, wird beim Massivholzbau die Wärmedämmschicht von den Handwerkern außen oder innen aufgebracht. Im Gegensatz zum Blockbau wird nicht der Stamm, sondern das Brett als kleinste Einheit verwendet. So bestehen bei der Blocktafelbauweise die geschosshohen Wände aus kreuzweise verleimten Lagen getrockneter Bretter. Grundschwellen und Rahmhölzer auf der Oberseite schaffen die Längsverbindung. Die durchgehenden Decken dienen ähnlich wie beim Rahmenbau als Basis des nächsten Stockwerks. Die Wärmedämmung und Winddichtung liegen außenseitig hinter einer Holz- oder Putzfassade. Bei den ebenfalls aus kreuzverleimten Brettlagen bestehenden Elementen der Dickholz-Systeme kann eine außen abschließend aufgebrachte imprägnierte Furnierschichtholzplatte unmittelbar als Fassade dienen.

Eine andere, eng an die Blockhaustradition angelegte Massivholzkonstruktion wählten die Architekten Angelika Blüml und Klaus Noichl aus Oberstdorf im Allgäu, wo Holz seit Jahrhunderten als Baumaterial verwendet wird. Wie ab Seite 26 in dieser Ausgabe der BAUHANDWERK im Detail zu sehen, bauten die Zimmerleute von Holzbau Jenn die Wand-, Decken- und Dachelemente des „Allgäu-Hauses“ aus dem Holz der Weißtanne, die in den Wäldern der Umgebung geschlagen, zugesägt und nach alter Väter Sitte mit Hartholzstäben zu 40 cm dicken Wänden ohne Dämmschicht verdübelt wurden. Die qualitativ besten Bretter verwendeten die Zimmerleute für die innere und äußere Verkleidung der Elemente, so dass der Baustoff Holz hier allgegenwärtig ist.

Ganz anders sieht es in Nord- oder Mitteldeutschland aus: Hier herrscht traditionell der Massivbau mit Steinen vor. Daher werden auch Häuser, die ein Tragwerk aus Holz haben, gern mit Putz oder anderen Fassadenbaustoffen verkleidet. Wie ab Seite 18 in dieser Ausgabe der BAUHANDWERK in allen Arbeitsschritten gezeigt, verkleideten die Handwerker das nach Plänen des Architekten Hans Bell aus nur 8,50 cm dicken Massivholz-elementen erbaute Einfamilienhaus in Bielefeld im Erdgeschoss mit einer Putzfassade, während das darüber liegende Geschoss eine Außenhaut aus Brettlamellen erhielt.

Wie die beiden in diesem Heft gezeigten Häuser beweisen, lässt sich mit massivem Holz moderne Architektur bauen, weil die flächentragenden Elemente den Architekten und Zimmerleuten bei der Gestaltung und Umsetzung große Freiheit lassen.

 

Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht Ihnen

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