Mehr Licht im Kornspeicher Umnutzung eines ehemaligen Kornspeichers in Mengkofen in ein modernes Bürohaus

Weil die Bankfiliale aus allen Nähten zu platzen drohte, entschloss sich die Raiffeisenbank Mengkofen, in dem benachbarten ehemaligen Kornspeicher weitere Büroräume unterzubringen. Über dem luftigen Treppenhaus des massiven und dicken Gemäuers sorgt nun ein Oberlicht-System für erhellendes Tageslicht.

Unübersehbar thront das Gebäudeensemble der Raiffeisenbank an der Hauptstraße der niederbayerischen Gemeinde Mengkofen, rund 40 km nordöstlich von Landshut gelegen. Die auf zwei wuchtigen Baukörpern stehende Filiale der Genossenschaftsbank expandierte in letzter Zeit stark – händeringend wurde nach weiteren Räumlichkeiten gesucht, weil die in den 1980er Jahren erbaute Filiale mittlerweile aus allen Nähten zu platzen drohte. So entschied man sich dazu, den benachbarten ehemaligen Kornspeicher zu entkernen, umzubauen und so die dringend benötigten Räumlichkeiten für die Kundenberatung und Geschäftsleitung zu schaffen.

Dachverglasungen machen Eindruck

Die Ideen für den Umbau und die Gestaltung der Innenräume lieferte der beauftragte Architekt Gerd Meindl, der bereits für andere Bauaufgaben der Raiffeisenbank ins Vertrauen gezogen worden war und auch schon das Rathaus in der Gemeinde behutsam und ortsbildverträglich saniert hatte. Für dessen Sitzungssaal erwog er einst eine Dachverglasung, die von der beauftragten Schlosserei allerdings als Sonderanfertigung konzipiert wurde. Das über die Dachfläche in den Saal flutende Tageslicht hatte damals nicht nur auf den Gemeinderat Eindruck gemacht, sondern jüngst auch den Bauausschuss der Raiffeisenbank Mengkofen überzeugt, als der Architekt vorschlug, das neue Treppenhaus im Kornspeicher über eine solche Verglasung von oben zu belichten. Neben dem Wunsch nach Tageslicht vom Dach stand aber zudem die Forderung im Raum, dass die Verglasung nebst Profilen einem erhöhten Wärmeschutz zu genügen haben und die Glaselemente sich idealerweise öffnen lassen sollten, einerseits um den Luftaustausch im ehemaligen Kornspeicher zu unterstützen und um andererseits als Rauchabzug im Brandfall bereit zu stehen.

Ein vielversprechendes Pilotprojekt

Anstatt nun erneut bei einer Schlosserei nach einer Spezialanfertigung anzufragen, recherchierte Gerd Meindl wie bereits viele Male zuvor bei verschiedenen Herstellern nach einer standardisierten Kons-
truktion, allerdings ohne große Hoffnung auf ein zufriedenstellendes Ergebnis. Alternativ erwog er eine Dachfensterlösung mit ähnlichem Effekt und fragte diesbezüglich bei Velux an, wo man ihm den Einbau des sogenannten Modularen Oberlicht-Systems empfahl, das nach fünf Jahren Entwicklungsarbeit gemeinsam mit dem britischen Architekturbüro Foster + Partners gerade rechtzeitig kurz vor der Markteinführung stand. Meindl ließ sich gerne auf das Experiment ein, den Kornspeicher der Raiffeisenbank als Pilotprojekt zur Verfügung zu stellen, nicht zuletzt wegen seiner ausnahmslos guten Erfahrungen mit dem Hersteller für Dachflächenverglasungen.

Klare Vorgaben vom Architekten

Der Architekt informierte sodann Velux über die Details des Bauvorhabens. Anschließend setzte er den für die Montage beauftragten Dachdecker Ludwig Eckhart in Kenntnis, dass für die Dachverglasung der Raiffeisenbank Pionierarbeit anstünde und fand in ihm einen versierten Mitstreiter. Die Planung des Architekten sah ein etwa drei Meter langes Sattel-Lichtband entlang des Firstes vor, unterteilt in jeweils drei Glasflächen links und rechts des etwa 30 Grad geneigten Daches. Die beiden mittigen Flügel der rund zwei Meter langen Module sollten sich zum Lüften und als Rauchabzug motorisch einen ausreichenden Spalt weit öffnen lassen.

Komplette Montage binnen eines Arbeitstages

Nach sechs Wochen konstruktiver Detailplanung und Vorfertigung im Werk stand der Termin für die Anlieferung fest und die Vorbereitung für die Montage konnte beginnen. Zunächst waren die Arbeits- und Schutzgerüste aufzustellen, dann wurde die Dachfläche an der betreffenden Stelle, entsprechend der Maßangabe des Herstellers, geöffnet. Bevor der Einbau des Oberlicht-Systems beginnen konnte, schnitten die zwei Dachdecker noch die Sparren ab und brachten die statisch erforderlichen Wechsel aus Leimbindern ein. Bei dieser „Über-First-Montage“ wurden die oberen Teile der Sparren und die durchlaufende Firstpfette abgeschnitten. Mit Hilfe eines Leimholz-Wechsels wurden die Lasten auf den abgeschnittenen Sparrenköpfen auf die benachbarten durchlaufenden Sparren abgeleitet. Dieser Wechsel stellt gleichzeitig das Auflager für das Modulare Oberlicht-System dar.

Binnen eines Arbeitstages erfolgte dann die Montage der sechs selbsttragenden Module, die mit Hilfe eines Autokrans einzeln auf den Dachfirst gehoben und auch einzeln montiert wurden. Bei der Montage der beiden ersten Module sind zwei Hilfssparren-Paare erforderlich. Sind die Module erfolgreich miteinander verschraubt, ist die Konstruktion selbsttragend und das erste Hilfssparren-Paar wird giebelseitig entfernt. Das zweite Hilfssparren-Paar wird zur Montage der weiteren Oberlichter jeweils um Modulbreite weiter geschoben. Sobald der zweite Giebel erreicht ist und die Module sicher verschraubt sind, wird auch das zweite Hilfssparren-Paar entfernt.

Die beigefügte, bildhafte Montageanleitung erläuterte unmissverständlich und minutiös den Ablauf der einzelnen Arbeitsschritte, so dass der Aufbau ohne Komplikationen verlief. Jeder Handgriff der Dachhandwerker saß, und die genau zugeordneten Einzelteile aus Schrauben, Befestigungslaschen, Profilen und Abdeckblechen fügten sich nahtlos zusammen. Für den Dachdecker verlief die Montage ähnlich selbsterklärend und reibungslos wie der Einbau von Dachflächenfenstern.

Zufriedenstellendes Fazit der Beteiligten

Auch der Architekt Gerd Meindl zeigte sich angetan von dem schlanken Design der Profile und den verdeckt in den Profilen integrierten Stellmotoren. Gegenüber einer „handgestrickten“ Lösung, also einem Eigenbau, kann er sich bei dem Modularen Oberlicht-System sicher sein, dass es die zugesagten Dämmeigenschaften erfüllt und die Anschlüsse ebenso dauerhaft regen- und winddicht sind wie bei Dachflächenfenstern. Zudem sparte er sich gegenüber einer individuellen Konstruktion aus handelsüblichen Leichtmetallprofilen einen erheblichen Planungsaufwand. Die Kosten lagen in ähnlicher Höhe wie bei einer Variante mit Dachflächenfenstern – bei deutlich größerer Lichtausbeute und einem weitaus eleganterem Design.


Autor

Christian Krüger ist Leiter der Architektur/Planung bei der Velux Deutschland GmbH in Hamburg.

Der Kornspeicher stand als Pilotprojekt für das Modulare Oberlicht zur Verfügung
Bei der Montage der beiden ersten Module sind zwei Hilfssparren-Paare erforderlich