Mehr als nur ein Stadtlieferwagen

Der kleinste Transporter von Ford kombiniert Fahreigenschaften und Komfort des Basismodells Fiesta mit professionellen Nutzfahrzeug-Qualitäten der Transit-Baureihe. Die komfortable Aussattung hat allerdings auch ihren Preis. In Basisausstattung kostet der Courier weniger und bietet mehr Stauraum.

Nicht immer muss es ein großer Transporter sein. Gerade wer als Handwerker oft in der Stadt Kunden besuchen muss, wird angesichts der vielerorts katastrophalen Parkplatzsituation gerne auch mal mit einem möglichst kompakten Fahrzeug unterwegs sein. Seit Sommer 2014 bietet auch Ford einen derartigen „City-Flitzer“: Der auf Basis des Ford Fiesta entwickelte Ford Transit Courier ist gerade einmal 4157 mm lang – oder besser gesagt, kurz. Dennoch bietet er genug Laderaum, um eine vollbeladene Europalette zu transportieren.

Profitiert von der Fiesta-Basis

Schon bei der Abholung unseres Testwagens vom Ford-Werk in Köln überrascht der Transit Courier: Er sieht nicht nur von außen schick aus, sondern bietet auch eine sehr komfortable, ansprechend gestaltete Fahrerkabine. Während die bisher auf dem Markt erhältlichen ultra-kompakten Mitbewerber einen ziemlich rudimentären Komfort bieten und sich der Nutzfahrzeugcharakter in Cockpit-Gestaltung und Fahrkomfort in den Vordergrund schiebt, profitiert der Ford eindeutig von seiner Fiesta-Basis. Das macht sich ganz besonders bei der Autobahnfahrt bemerkbar: Angetrieben von dem sehr kultiviert laufenden, aber dennoch dynamischen 1,6 Liter TDCi-Diesel, zeigt der Transporter, dass er sich nicht nur in der Stadt wohlfühlt, sondern auch auf der Langstrecke. Die Fahrgeräusche sind niedrig, es klappert nichts, der Sitzkomfort ist sehr gut. Der 70 kW starke Diesel sorgt dabei mit seinem Drehmoment von 215 Nm für gute Beschleunigungswerte von 0 bis zur Spitzengeschwindigkeit von 170 km/h. Leider ist für den Kompakttransporter kein Sechs-Gang-Getriebe verfügbar, dann wäre er sicher bei Autobahnfahrten noch effizienter und ruhiger. Aber auch mit seinen fünf Gängen verbraucht der TDCi-Motor nur 3,8 Liter auf 100 Kilometer (nach Norm und mit dem optionalen Start-Stopp-System).

Enge Schiebetüren

Wir schauen uns den Laderaum an: Der ist natürlich  relativ klein, bietet aber eine Laderaumlänge von
1620 mm – allerdings nur am Boden. Denn bei unserem Wagen ist der Laderaum durch eine Stahltrennwand von der Fahrerkabine abgetrennt. Die ragt gute 20 cm in den Laderaum. Das macht sich besonders bemerkbar, wenn man die Schiebtüren nutzt: Unser Fahrzeug hat nicht nur die standardmäßige rechte Schiebetür, sondern auch auf der linken Seite eine. Sie geben eine Öffnung von jeweils etwas über 60 cm frei – zumindest theoretisch. Denn durch die Trennwand reduziert sich die nutzbare Öffnung auf 453 mm. Das ist schmal, wenn man über die Seiten sperriges Gerät oder Baumaterial einladen will. Auch wenn man sich in den Laderaum beugt, wird es bei normaler Schulterbreite eng. Vielleicht macht es für den Einsatz im Baugewerbe daher mehr Sinn, auf die zweite Schiebtür zu verzichten und dafür mehr Stellfläche zu haben. Oder man verzichtet auf die massive Stahltrennwand und begnügt sich mit der in der Serienausstattung enthaltenen Gittertrennwand. Dann kann man die Öffnung voll nutzen und hat zudem den Vorteil, dass man die Trennwand um den Fahrersitz drehen kann. Dabei lässt sich der Beifahrersitz zusammenfalten und versenken. Auf diese Weise legt die Durchladetiefe auf 2,59 m zu.

Gute Lade-Qualitäten

Von hinten ist der Zugriff allerdings einwandfrei: Die Doppelflügel-Hecktüren lassen sich bis zu einem Winkel von 158 Grad öffnen, so dass notfalls sogar mit einem Stapler schwere Geräte oder Paletten eingeladen werden können. Schön: Auch wenn die Hecktüren ganz geöffnet sind, kollidieren die Schiebetüren beim Aufziehen nicht mit ihnen. Zwischen den Radkästen bietet der  Transit Courier 1012 mm Platz, die Laderaumhöhe beträgt 1227 mm. Zuladen lassen sich maximal 585 Kilogramm – im Vergleich zur Konkurrenz ein guter Wert. Sechs serienmäßige Verzurrösen erleichtern das vorschriftsmäßige Sichern der Ladung. Zahlreiche vorbereitete Befestigungspunkte in der Karosserie helfen beim Einbau von Regalsystemen.

Alles in allem kann der kleine Ford Transit Courier wirklich überzeugen: Komfort, Fahrleistung, Lademöglichkeit – die direkte Konkurrenz in dieser kleinsten Transporterklasse kann der Ford in vielen Punkten übertrumpfen. Nur einen Wermutstropfen hat er: den Preis. Unser Testwagen kostet in der komfortableren Trend-Ausstattung und mit einigen Extras 19 555,46 Euro (zuzüglich Mehrwertsteuer). Die Basis-Variante des Wagens mit dem 1,6 Liter TDCi ist ohne Sonderausstattung bereits für 13 590 Euro zu haben.

Autor

Dipl.-Ing. Olaf Meier studierte Maschinenbau und arbeitet seit 2001 als freier Fachjournalist. Er lebt in Mönchengladbach und schreibt unter anderem als Autor für die Zeitschrift bauhandwerk.

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