Nachkriegs-Chic im Jurakleid: Innendämmung im Rathaus in Saarlouis

Das zu Beginn der 1950er Jahre in Saarlouis erbaute Rathaus ist ein gutes Beispiel gelungener Nachkriegs-architektur. Heute Wahrzeichen der Stadt und unter Denkmalschutz gestellt, konnte das mit Jurakalkplatten verkleidet Gebäude im Zuge seiner Mitte 2010 abgeschlossenen Sanierung nur von innen gedämmt werden.

Das Rathaus der Kreisstadt Saarlouis ist ein mit einem klassischen Fensterachsensystem gegliedertes Gebäude am Großen Markt der Stadt. In Folge starker Kriegsschäden wurde das historische Rathaus abgerissen und in den 1950er Jahren ein neues Rathaus erbaut, das sich am historischen Grundriss der 1680 gegründeten Vauban’schen Festungsstadt orientiert.

Das neue Rathaus entstand zwischen 1951 und 1954 nach Plänen des örtlichen Bauamtleiters Oberbaurat Focht und ist ein gutes Beispiel für eine gelungene frühe Nachkriegsarchitektur. Der 27 m hohe Rathausturm gilt inzwischen als Wahrzeichen der Stadt. Ein Steinschnitt-Zyklus an der Frontseite, gestaltet vom einheimischen Bildhauer Simon, führt durch die wechselvolle Geschichte der Stadt. 

Denkmalgeschützte Nachkriegsarchitektur

Der Große Markt als Platz wie auch das Rathausgebäude selbst sind als Einzeldenkmale in der Denkmalliste der Stadt geführt. Das Rathaus präsentiert sich mit seinen großflächigen Jurakalk-Fassadenplatten und dem Arkadengang im Erdgeschoss auf der Schauseite zum Großen Markt als Gestalt prägendes Bauwerk innerhalb der den Platz umgebenden Fassaden. Die Seitenflügel wurden optisch weniger aufwendig als Putzfassaden ausgeführt. Allerdings sind auch hier teilweise Natursteinfensterumfassungen vorhanden, so dass von vornherein eine Außendämmung zur ener-
getischen Verbesserung ausschied. Das Gebäude ist als Stahlbetonskelettbau mit Ziegelsteinausfachungen ausgeführt.

 

Denkmalgerechte Sanierung mit Innendämmung

Ab 2005 wurde das Gebäude schrittweise saniert. Neben dem Erhalt der wesentlichen Elemente der 1950er-Jahre-Architektur im Haupttreppenhaus und den wichtigen Raumzonen (zum Beispiel Empfangssaal, Gobelinsaal) wurden insbesondere die seitlich an das Haupttreppenhaus heranreichenden Flügel der Büros und Funktionszonen saniert. Neben Investitionen in die Haustechnik ging es vor allem um eine Verbesserung der Energieeffizienz. Wesentliche Bestandteil ewaren hier eine hochwertige Innendämmung und die Erneuerung der Fensterverglasung.

Das zweite Obergeschoss, eine komplette Büroetage, ist 50 m lang und 15 m breit, mit einem Flur, von dem links und rechts die Büros abgehen. Für die Dämmung der Büroaußenwände wurde das mineralische, kapillaraktive System TecTem Insulation Board Indoor von Knauf Perlite eingesetzt. Die robusten und einfach zu verarbeitenden Platten haben gute thermische Kennwerte (λ = 0,045 W/mK) und sorgen für ein gesundes und angenehmes Raumklima: Mit dem pH-Wert 10 und der Fähigkeit, die Luftfeuchtigkeit zu regulieren, ist die mineralische Platte ideal zur Dämmung und gleichzeitigen Schimmelpilzvermeidung geeignet. Sie nimmt Kondensat auf und gibt es zeitverzögert wieder ab
(Wasseraufnahmekoeffizient AW = etwa 1,98 kg m2s0,5,
Wasserdampfdiffusionswiderstand von 5 bis 6). Feuchtespitzen in der Raumluft werden abgepuffert und die Oberflächentemperatur der Wand erhöht.

Die Dämmung der Büroetage des Rathauses Saarlouis erfüllt alle Anforderungen des nachhaltigen und umweltgerechten Bauens: Die neue Dämmplatte ist aus natürlichem Perlite und mineralischen Bindemitteln hergestellt und hat ein geringes Gewicht. Sie ist faserfrei und ohne Gesundheitsrisiken einzusetzen. Außerdem enthält sie keine toxischen Materialien und ist daher baubiologisch unbedenklich. Das System ist nicht brennbar und bietet einen hohen Feuerschutz (Baustoffklasse A 1 nach DIN EN 13501-1). Im Brandfall entstehen keine gefährlichen Dämpfe.

 

Verarbeitung der Innendämmung
im kapillaraktiven Komplettsystem

Die Mitarbeiter des Stuckateurbetriebs Köhler Putz GmbH aus Wadgassen haben im Rathaus Saarlouis die 60 mm dicke Dämmplatte, ergänzt durch Systemzubehör wie Laibungsplatten, Klebespachtel, Füllmörtel, Grundierung, Gewebe und Flächenspachtel, verarbeitet. Zur Vorbereitung der Montage wurde der Untergrund vorbereitet, indem der alte Gipsputz abgeschlagen und anschließend die Oberfläche mit Kalkmörtel geebnet und geglättet wurde, denn die Untergründe, auf die die Innendämmung aufgebracht werden soll, müssen eben sein. Die Normen DIN 18202 und 18203, Toleranzen im Hochbau, müssen dabei berücksichtigt werden. Vor dem Anbringen der ersten Platten montierten die Handwerker auf dem Fußboden einen Entkopplungsstreifen. Danach wurde der Klebespachtel vollflächig auf die Innendämmplatten aufgebracht und mit einer Zahntraufel durchkämmt. Die Platten wurden in waagerechten Reihen im Verband mit einem Mindestplattenversatz ≥ 20 cm angesetzt, unter gleichmäßigem Druck schiebend angedrückt und lot- wie fluchtgerecht ausgerichtet. Die Verlegung erfolgte dicht gestoßen. Passstücke sägten sich die Handwerker einfach mit einem feinzahnigen Fuchsschwanz auf das benötigte Maße zurecht.

An Wandöffnungen wurde ausgeschlossen, dass die Stoßfugen der Dämmplatten über den Eckpunkten der Öffnungen oder den Anschlusszonen unterschiedlicher Bauteile liegen. Eckbereiche und Innenecken führten die Handwerker verzahnt aus.

Zur Vermeidung von Wärmebrücken wurden die zum System gehördenden Laibungsplatten als flankierende Dämmung an einbindende Innenwände und Decken montiert. Aus optischen Gründen kann man die Stirnseite nach dem Verlegen mit dem Trockenbauhobel anschrägen. In den Büros des Rathauses Saarlouis war dies nicht notwendig, da eine etwa 20 cm abgehängte Mineralfaserdecke eingezogen wurde und auf den Innenwänden Gipsplatten montiert sind.

 

Einfache Montage ohne Dampfsperre

Zur Verbesserung der Haftfähigkeit der Oberflächenbeschichtung wurde die gesamte Fläche mit der TecTem-Grundierung vorbehandelt. Der anschließende Auftrag des Flächenspachtels erfolgte maschinell in Bahnenbreite des Gewebes. Dann wurde das Material mit einer Zahntraufel durchkämmt und das Gewebe vollflächig in das obere Drittel der Armierungsschicht eingebettet. In Stoßbereichen überlappt das Gewebe mindestens 10 cm. Hierauf trugen die Handwerker den zum System gehörenden Flächen-
spachtel auf.

Auf eine Dampfsperre kann beim TecTem Insulation Board komplett verzichtet werden, da das natürliche mineralische Material kapillaraktiv ist und große Mengen an Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben kann. Damit ist eine wesentliche Gefahrenquelle für Mängel bei der Innendämmung ausgeschlossen.

An den Ecken von Einschnitten betteten die Handwerker in das Innendämm-System zur Aufnahme von Kerbspannungen zusätzliche Armierungsstreifen (etwa 50 x 30 cm) im Winkel von 45º in den Flächen-
spachtel ein. An den Fenstern wurden die Anputzprofile auf die gewünschte Länge zugeschnitten und der Laibungsplattendicke entsprechend auf die sauberen Fensterrahmen aufgeklebt und fest angedrückt. Das am Anputzprofil befestigte Gewebe wurde später in die Armierungsschicht eingebettet.

Das Fugendichtband passten die Handwerker entsprechend der Fugendimensionierung in die Anschlussbereiche ein. Für stoßfeste Büroraumkanten beziehungsweise -außenecken wurden Kantenprofile mit alkalibeständigem Glasfasergewebe in den Flächenspachtel eingearbeitet. Auch hier verlegten die Handwerker das anschließend aufgebrachte Gewebe mindestens 10 cm überlappend auf das Gewebe des Kantenprofils.

„TecTem eignet sich sehr gut zur Innendämmung, weil die Platte härter ist als viele andere Platten“, so Rainer Köhler vom Innendämmspezialisten Köhler Putz GmbH. „Die Ecken und Kanten der Platten sind erstaunlich stabil. Und wir konnten die Platten dadurch sehr gut und sauber auf Maß schneiden. Das ging sogar hochkant, mit einem speziellen Fuchsschwanz. Eventuell auftretende Lücken beziehungsweise Löcher an den Ecken oder zwischen den Platten waren ganz einfach mit TecTem Füllmörtel zu füllen.“

Das bei einer Innendämmung mögliche Risiko der Wärmebrücken konnte bei dieser hochwertigen und sachgerechten Verarbeitung komplett ausgeschlossen werden. Statt einzelnen Steckdosen befinden sich jetzt auf der Dämmung Kabelkanäle aus Aluminium. Unterhalb der Kabelkanäle stehen die Heizkörper auf Konsolen.

TecTem eignet sich sehr gut zur Innendämmung, weil die Platte härter ist als viele andere Platten

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