Passender Bodenaufbau für jedes Projekt

Der Markt bietet eine Vielzahl an Trockenestrich-Systemen. Bewährt haben sich vor allem Systeme auf Gipsfaserbasis. Im zweiten Teil unserer Serie stellen wir die wichtigsten Varianten davon vor und erklären deren Verarbeitung.

Trockenestrich, auch Fertigteilestrich oder Trockenunterboden genannt, besteht nach DIN 18 560-1 Estriche im Bauwesen aus vorgefertigten, kraftübertragenden Platten, die trocken und meist schwimmend eingebaut werden. Der Vorteil besteht in schlanken Aufbauten, beim Einbau wird keine Feuchtigkeit eingebracht, und es entstehen keine Wartezeiten, da die Platten nach dem Verlegen begehbar und unmittelbar nach dem Abbinden der Klebeverbindung belegbar sind. Als Materialien kommen dafür Gipsfaserplatten, Holzwerkstoffplatten, zementgebundene Holzspanplatten, zementgebundene Bauplatten sowie spezielle Ziegelprodukte zum Einsatz. Sehr verbreitet sind Systeme aus Gipsfaserelementen, die spezifische Vorteile bieten. Sie gehören zu den nichtbrennbaren Baustoffen (Baustoffklasse A nach DIN EN 13 501-1) und ermöglichen Lösungen, die mit Gipskartonplatten nicht ohne weiteres möglich sind.

Wirksame Schall- und Wärmedämmung

Speziell zur Minderung von Luft- und Trittschall werden Elemente mit Holzfaserdämmung beziehungsweise mit einer Dämmung aus hochverdichteter Mineralwolle angeboten. Dabei ist die Mineralwolldämmung sehr effektiv für den Schallschutz, aber auch relativ weich. Eine Holzfaserkaschierung dagegen bietet eine etwas geringere Schalldämmwirkung, dafür aber einen stabileren Bodenaufbau. Zur wirksamen Wärmedämmung gibt es Estrichelemente, die rückseitig mit 20 mm beziehungsweise 30 mm Polystyrol-Hartschaum versehen sind.

Elemente für hohe Brandschutzanforderungen

Alle Elemente bieten hohen Brandschutz bei geringen Aufbauhöhen. So wird bereits mit dem Estrichelement „2 E 11“, das aus zwei 10 mm dicken, versetzt angeordneten Gipsfaserplatten besteht, auf Holzbalkendecken ohne weitere Schichten die Klassifizierung F60-B erreicht.

Eine Aufbauhöhe von nur 30 mm (2 x 10 mm Fermacell Estrichelemente und rückseitige Kaschierung mit jeweils 10 mm Holzfaser- oder Mineralfaserplatte) erfüllt bestehende Anforderungen von F90-B und Trittschallschutz. Wirksame Wärmedämmung bei gleichzeitigem Brandschutz (F60-B) kann bereits mit einer Aufbauhöhe ab 40 mm erreicht werden (2 x 10 mm Fermacell Estrichelemente und rückseitige Kaschierung mit 20 mm beziehungsweise 30 mm Polystyrol-Hartschaum).

Welcher Dämmstoff im Einzelfall besser geeignet ist, hängt dabei nicht nur vom angestrebten Schallschutz, sondern auch vom gewünschten Bodenbelag ab. So benötigen beispielsweise großformatige Fliesen einen stabileren Aufbau als Parkett oder Linoleum.

Schadstoff reduzierende Eigenschaften

Estrichelemente, die in einem natürlichen Prozess Schadstoffe und Emissionen aus der Raumluft aufnehmen und dauerhaft binden, wie etwa die beidseitig mit einem Wirkstoff auf Keratinbasis beschichteten „fermacell greenline“ Estrichelemente, verbessern die Wohnqualität nachhaltig. Die Wirkung funktioniert auch unter Oberbelägen, am besten sind diffusionsoffene Produkte. Die Platten bleiben auch nach der Aufnahme von Schadstoffen baubiologisch empfehlenswert. Zur Minderung von Luft- und Trittschall sowie zur Erhöhung des Brandschutzes werden die Elemente mit Holzfaserdämmung angeboten.

Wasserfeste Estrichelemente

Speziell für Böden in Nassräumen hat Fermacell mit „Powerpanel TE“ zementgebundene Estrich-Systeme entwickelt. Die beidseitig mit einem alkaliresistenten Glasfasergewebe armierte Leichtbetonestrichplatte mit Sandwichstruktur verfügt über eine hohe Widerstandfähigkeit gegen Wasser, ist Schimmelpilz resistent und sehr strapazierfähig. Sie ist für Massiv- oder Holzbalkendecken im Alt- oder Neubau geeignet sowie als wasserfester Untergrund in gewerblichen Nassräumen wie Schwimmbädern, Großküchen oder Waschanlagen. Durch eine geringe Aufbauhöhe, die sofortige Begehbarkeit und die saubere Verarbeitung ist diese Lösung ideal für Neubau und Renovierungen. Mit einem geringen Gewicht (16 kg/Element) und einem bedarfsgerechten Format (500 x 1250 mm) verfügt sie über alle Vorzüge der klassischen Trockenbauweise. In Kombination mit dem auf gleicher Materialbasis konzipierten „Powerpanel TE“ Duschelement können bodengleiche Abläufe in Nassräumen mit kraftschlüssiger Verbindung ohne Nahtstellenproblematik realisiert werden.

Verarbeitung

Entscheidend für das Gelingen ist die richtige Untergrundvorbereitung. Jeder Untergrund erfordert seine eigene Lösung. So muss bei Massivdecken, die oft über einen geringen Anteil an Restfeuchte verfügen, der Untergrund zunächst ganzflächig mit PE-Folie (0,2 mm) abgedeckt werden. Dabei sollten sich die einzelnen Bahnen mindestens 20 cm überlappen. Bei nicht unterkellerten Massivdecken oder Bodenplatten muss eine Abdichtung aus Bitumen oder Kunststoff-Dichtbahnen eingebaut werden. Holzbalkendecken müssen vor allem auf ihren konstruktiven Zustand und auf ihre Tragfähig hin beurteilt und gegebenenfalls entsprechend nachgebessert werden.

Grundsätzlich ist für die Verlegung von Trockenestrich ein vollflächig ebener Untergrund erforderlich. Geringe Unebenheiten im Untergrund können mit Spachtel­masse oder – bei größeren Flächen – mit einem selbstnivellierenden Fließspachtel ausgeglichen werden. Bei größeren Unebenheiten ist der Einsatz von Ausgleichsschüttungen sinnvoll. Mit den gängigen Trockenschüttungen können Unebenheiten bis zu 100 mm ausgeglichen werden. Gebundene Schüttung können für Schütthöhen bis zu 2000 mm eingesetzt werden. Neben dem bloßen Ausgleich von Bodenunebenheiten können mit Schüttungen außerdem die Wärme- und Schalldämmeigenschaften von Deckenkonstruktionen sowie der Brandschutz beeinflusst werden.

Verlegung

Zur Vermeidung von Schallbücken sollten Randdämmstreifen angebracht werden. Die klassischen Fermacell Estrich-Systeme bestehen aus zwei werkseitig verklebten 10 mm oder 12,5 mm dicken Platten im Format 1500 x 500 mm. Ein umlaufender, 5 cm breiter Stufenfalz gewährleistet in Kombination mit dem handlichen Format und geringem Eigengewicht eine schnelle und einfache Verlegung. Dabei werden zwei parallele Klebeschnüre auf den Stufenfalz aufgetragen. Durch die spezielle Doppelklebedüse am Flaschenkopf erfolgt dies in einem Arbeitsgang. Anschließend wird das nächste Element so aufgelegt, dass oberseitig eine ebene Fläche entsteht, und es wird verschraubt beziehungsweise verklammert. Die Befestigung sollte innerhalb von 10 Minuten erfolgen, um einen Höhenversatz durch Aufquellen des Klebers zu vermeiden. Die Verlegung erfolgt im schleppenden Verband, Kreuzfugen sollen vermieden werden. Da Trockenestriche aus Gipsfaserplatten ein geringes Dehn- und Schwindverhalten bei Klimaschwankungen aufweisen, sind Dehnungsfugen erst bei Raumlängen von mehr als 20 m nötig.

Zementgebundene Elemente

Die Verarbeitung der zementgebundenen Trocken­estrichelemente „Powerpanel TE“ erfolgt analog. Unebenheiten im Untergrund werden zunächst wie oben beschrieben ausgeglichen. Die Bodenplatten werden im Bereich des Stufenfalzes zunächst verklebt und anschließend im Abstand von 15 cm miteinander mit „Powerpanel TE-Schrauben“ verschraubt oder mit 22 mm Spreizklammern verklammert. Um Verschnitt zu reduzieren und Kreuzfugen zu verhindern, wird im schleppenden Verband verlegt. Zuschnitte lassen sich mit einer Handkreissäge herstellen.

Für den Einbau von bodengleichen Duschen bietet Fermacell mit dem „Powerpanel TE Bodenablaufsystem“ ein Komplett-System an. Das 1000 x 1000 mm große Duschelement besteht ebenso wie das 1200 x 1200 mm große Duschelement oder das 500 x 500 mm große Bodenablaufelement aus dem gleichen Material wie die Powerpanel Estrichelemente und ist wie diese mit einem umlaufenden Stufenfalz von 50 mm ausgestattet. Es wird mit den Fußbodenelementen verklebt und verschraubt beziehungsweise verklammert und sorgt so für eine homogene Fußbodenkonstruktion in Nassräumen.

„Fermacell Estrichelemente“ und „Powerpanel TE“ sind sofort nach der Verlegung begehbar und können nach vollständigem Austrocknen des Klebers – der Hersteller gibt hier den Zeitraum von 24 Stunden an – voll belastet werden. Von diesem Zeitpunkt an können auch die nachfolgenden Gewerke ihre Arbeiten fortsetzen sowie die endgültigen Oberbeläge aufgebracht werden. Möglich ist jeder gewünschte Oberbelag – auch großformatige Fliesen.

Autorin

Rita Jacobs M.A. führt ein PR-Büro mit Schwerpunkt Bau und Architektur in Düsseldorf. Sie unterstützt die Firma Ferma­cell bei der Pressearbeit und arbeitet als freie Journalistin unter anderem für die Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

Um bei der Vielfalt der zur Verfügung stehenden Systeme die richtige Wahl zu vereinfachen, kann mithilfe des interaktiven Bodenplaners unter www.bodenplaner.com der passende Aufbau mit Fermacell Estrich-Elementen entsprechend der vorgegebenen Situation und abgestimmt auf die Anforderungen des Bauherrn geplant werden. Wie einfach Fermacell Trockenestrich darüber hinaus zu verarbeiten ist, zeigt ein 3D-animierte Video unter https://www.fermacell.de/verarbeitungsfilme.php

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