Schornsteinverwahrung mit der Falztechnik

Schornsteinverwahrungen sind eine besondere Herausforderung in der Bedachung. Hier treffen unterschiedliche Grundformen, Neigungswinkel und Werkstoffe zusammen. Der Beitrag beschreibt, wie sich das Falzen von Blei weiterhin als typische Verarbeitungstechnik erweist.

Jeder Schornstein ist anders. Das gilt heutzutage mehr denn je. Mit der ständigen Weiterentwicklung der Heiz- und Wärmetechnik hat sich auch der Schornsteinbau maßgeblich gewandelt. Der einschalige, gemauerte Schornstein verschwindet allmählich von den Dächern. Moderne Schornsteine vereinen die Abgasabführung und Verbrennungsluftzuführung. Neuartige Dämmschichten in der Innen- und Außenschale erhöhen die Anforderungen an Verwahrungen. Schornsteine verfügen über Flächen mit verschiedenen Winkeln und Kanten, die sicher verwahrt werden müssen. Dies erfordert einen universell einsetzbaren Werkstoff, der sich flexibel an unterschiedliche Gegebenheiten anpasst. Diese Anforderungen erfüllt gerade Saturnblei in hohem Maße.

Die richtige Technik

Die bevorzugte Ausführungsvariante von Schornsteinverwahrungen aus Saturnblei ist die Falztechnik. Hierbei wird der Werkstoff manuell verformt und durch Einfalzungen verbunden. Die Vorteile der Falztechnik liegen in einer einfachen, wirtschaftlichen und optisch ansprechenden Anwendung. Mit Walzblei lassen sich auch komplizierte Herausforderungen einfach meistern.

Mit hohem Eigengewicht und guter Anformbarkeit ist Saturnblei für die bewährte Falztechnik in besonderem Maße geeignet. Einmal eingeübt, bietet das Falzen als Verbindungstechnik sehr viele Vorteile. Die Ausführung ist prinzipiell bei jeder Bedachung einsetzbar und schnell zu realisieren. Eine ordnungsgemäße Anwendung garantiert eine hohe Arbeitsqualität, da das Falzen den technischen Regeln für Blei im Bauwesen entspricht. Mit Standardwerkzeugen wie Gummihammer, Klopf- und Setzhölzer kann man das weiche Metall gut angeformen und falzen. Für einen exakten Zuschnitt werden zusätzlich lediglich Blechscheren benötigt. Das Gesamtergebnis überzeugt durch eine attraktive Optik.

Die Verwahrung eines Schornsteins in einer geneigten Dachfläche umfasst Anschlüsse an vier Seiten in drei verschiedenen Ausführungen. Dabei handelt es sich um einen traufseitigen Anschluss, der auch Schornsteinschürze oder Schornsteinblech genannt wird. Zudem sind zwei seitliche Anschlüsse und ein firstseitiger Anschluss, das sogenannte Schornsteinkehlblech, erforderlich.

Traufseitiger Anschluss

Die Zuschnittlänge ergibt sich aus der Schornsteinbreite sowie den Zugaben für die Falzherstellung. Die Aufkanthöhe resultiert aus der Lotrechten zur Dachneigung. Anschließend wird das traufseitige Anschlussblech mittig geheftet. Die Überdeckung auf den Deckwerkstoff und Anschlusshöhe hängt von der Dachneigung ab und beträgt mindestens 100 mm. Die Quetschfalte wird mit Hilfe des Klopfholzes am traufseitigen Anschlussblech angesetzt und zur Dachfläche gedrückt. Die Aufkantung wird mit der Hand hochgezogen und unter Korrektur der Falte aufgestellt. Abschließend zeichnet der Handwerker eine freigewählte Rundung an und schneidet sie kerbfrei aus.

Seitliche Anschlüsse

Die Zuschnittslänge und -form der seitlichen Anschlüsse richtet sich nach der Form und der Profilhöhe des Deckwerkstoffes. Bei konturierten Deckwerkstoffen muss das Blech den nächsten Hochpunkt ausreichend überdecken, damit das Wasser vom Anschluss weggeleitet wird. Die Mindest-Aufkanthöhe beträgt je nach Dachneigung zwischen 65 und 150 mm. Nach Anpassen des Schichtstückes an den traufseitigen Anschluss wird eine Rundung angezeichnet. Bei der Übertragung auf das Schichtstück, ist eine Falzzugabe von mindestens 12 mm zu berücksichtigen. Nach kerbfreiem Ausschnitt der Rundung wird ein doppelter Falz mit einer Mindestlänge von 40 mm an das aufgehende Bauteil angelegt. Danach werden das traufseitige und das seitliche Anschlussblech zum einfachen Falz geschlossen. Restliche Schichtstücke werden zugeschnitten und an die Form des Deckwerkstoffes angepasst. Bei einem Abschluss mit Kappleiste werden die Schichtstücke konisch geschnitten. Bei windexponierten Lagen empfiehlt es sich zudem, das Blech zur Sicherung der Schichtstücke unter den Deckwerkstoff zu setzen.

Firstseitiger Anschluss

Der firstseitige Anschluss wird so angebracht, dass das Regenwasser seitlich weggeleitet werden kann. Zu diesem Zweck sollte zwischen Deckung und Anschlusskantung ein Abstand von mindestens 100 mm eingehalten werden. Im firstseitigen Überdeckungsbereich der Anschlussbleche wird ein 15 mm langer Wasserfalz mit Haften befestigt.

Für die Ausführung des firstseitigen Anschlusses bieten sich vor allem zwei Varianten an: mit Quetschfalte oder mit Stützblech und Bleikehle. Letztere Anwendung ist besonders einfach, da ein gerundetes Stützblech verwendet wird, das die unterliegende Holzschalung ersetzt. Der Hohlraum zwischen rundem Stützblech und Schornstein wird zur besseren Auflage des letzten Schichtstückes mit Blech geschlossen. Das Schichtstück wird angepasst und eine Rundung am Stützblech wird mit einer Zugabe von mindestens 20 mm ausgeschnitten. Danach wird eine Aufkantung von mindestens 20 mm mit einer Rückkantung von mindestens 15 mm hergestellt. Anschließend legt der Handwerker das gerundete, mit Wasserfalzen vorgefertigte Bleiblech eingelegt. Dabei muss er beachten, dass das Blech jeweils 12 mm länger sein sollte als die Rückkantung des letzten Schichtstückes. Jetzt wird der einfache Falz erstellt und geschlossen. Dann wird der zweite Falz erstellt und am aufgehenden Bauteil als einfach liegender Falz ausgeführt. Durch die Rundung geht dieser auf die Deckfläche als doppelt liegender Falz über.  Abschließend wird das Schichtstück an den Deckwerkstoff angepasst.

Gerade bei der Schornsteinverwahrung sollte man neben einer fachgerechten Ausführungstechnik auch ästhetischen Ansprüchen gerecht werden. Der Einsatz von farbig vorlackiertem Walzblei gewährleistet eine ideale Anpassung an vorherrschende Farben auf dem Dach. Saturnblei ist in den Farben ziegelrot, dunkelbraun und schiefergrau lieferbar und schützt zuverlässig vor Schlierenbildungen. Dieser Effekt wird bei frischem Walzblei durch eine Oberflächenbehandlung mit Patinieröl vermieden. Das auf pflanzlicher Basis hergestellte Öl vermeidet, dass aus abgeschwemmtem Bleiweiß in den ersten Wochen Schlieren auf unterhalb liegenden Bauteilen entstehen.

Neben der üblicherweise angewandten Falztechnik kommen für Saturnblei noch weitere Verarbeitungstechniken in Frage. Dazu zählen das Treiben, Löten und Schweißen (siehe Infokasten auf Seite 36). Mit diesen Methoden lassen sich auch Gauben-, Wand- und andere bauseitige Anschlüsse fachgerecht anfertigen.

Autor

Jürgen Seifert ist Schulungsleiter der Gütegemeinschaft Saturnblei e.V. in Krefeld.