Schrägdach energetisch saniert

Ohne Zweifel spart man am besten Energie, indem man sie gar nicht erst braucht. Deshalb zählt die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden zu den effektivsten Maßnahmen, um den Energiebedarf dauerhaft zu reduzieren. Bei einem Mehrfamilienhaus in Lübeck wurde daher eine Dachsanierung in Angriff genommen.

In welcher Form die Anpassung der Wärmedämmung an die aktuellen Standards und geforderten Werte erfolgt, ist in der Regel objektabhängig. Nicht selten reicht die typische Zwischensparrendämmung aufgrund der geringen Sparrenhöhe nicht aus, um die von der Energieeinsparverordnung EnEV 2009 geforderten U-Werte zu erzielen. Dann werden entweder die Sparren aufgedoppelt oder das Dämmsystem mit einer Unter- oder einer Aufsparrendämmung kombiniert. Bei Bestandsgebäuden sieht die aktuelle EnEV für das Bauteil Dach einen U-Wert von 0,24 W/m2K vor. Da ein späteres Nachrüsten der Dämmung wirtschaftlich unrentabel ist, bietet es sich an, im Falle einer Sanierung die Dämmung so zu dimensionieren, dass diese auch zukunftsweisenden Bauweisen (zum Beispiel Passivhausstandard) entspricht.

Erneuerung von Deckung und Dämmung

Beispiel für eine solche zukunftsweisende energetische Sanierung ist die Erneuerung der Deckung und Wärmedämmung eines Mehrfamilienhauses in Lübeck. Mit der gesamten Maßnahme beauftragte der Bauherr den ortsansässigen Dachdeckerbetrieb Hermann Michelau, der sich auf die energetische Sanierung von Dächern spezialisiert hat.

Ideal dimensionierte Sparren

Das viergeschossige Wohnhaus schließt mit einem Satteldach und einem einseitig angebauten Zwerchdach ab. Das oberste genutzte Geschoss ist das Dachgeschoss, darüber liegt der ungenutzte aber partiell begehbare Spitzboden. Das Zwerchdach  ist ungenutzt, bildet aber teilweise die Überdachung der obersten Geschossdecke  einer bewohnten Dachgeschosswohnung sowie die Überdachung des dazugehörigen Balkons.

Die Sparren des Satteldaches waren mit einer Höhe von 240 mm überraschend stark dimensioniert. Die Sparren des Zwerchdaches mussten jedoch erweitert werden. Da der darunter liegende Dachraum nicht genutzt wird, erfolgte die Aufdopplung innenseitig mit Kanthölzern in den Abmessungen 60 x 80 mm. Damit konnte zum einen die notwendige Dämmstoffdicke in den Sparrenzwischenraum eingebracht, zum anderen der oberseitige Anschluss an den Kehlen unverändert bleiben.

Unterschiedliche Aufbauten

In der unteren Hälfte der jeweiligen Satteldachfläche verlegten die Dachhandwerker nach dem Abriss der vorhandenen Deckung und Lattung zunächst eine 30 mm dicke Dämmung als Nagelschutz in die Sparrenfelder. Hierauf folgte die Dampfbremse Ursa Seco Pro 2. Diese wurde jeweils in die Sparrenfelder aber auch über die Sparren selbst verlegt. Anschließend konnten die Dachdecker die weitere Dämmung in die Sparrenfelder einlegen. Als Dämmstoff kam bei der energetischen Dachsanierung der rein weiße Dämmstoff PureOne von Ursa zum Einsatz.

Natürlich gut

Der Dämmstoff verbindet alle Vorteile der Mineralwolle mit einer sehr guten Verarbeitungsfähigkeit, darüber hinaus ist er umweltfreundlich. Denn die reine, weiße und weiche Mineralwolle ist hoch wärmedämmend und sehr gut schalldämmend. Dazu ist sie natürlich nicht-brennbar (Euroklasse A1 nach DIN EN 13501-1) und glimmt nicht. Zusätzlicher Vorteil von PureOne ist ihr besonderer Verarbeitungskomfort. Denn die Mineralwolle ist weich und hautkomfortabel. Der nahezu staubfreie Dämmstoff ist zudem geruchsneutral und liefert ein sauberes Verarbeitungsergebnis.

Fachgerecht ausgeführt, in Zukunft energiesparend

In den Bereichen des Daches, die zu Wohnzwecken ausgebaut sind, konnten die Dachdecker die Dämmung direkt in die Sparrenfelder einlegen. Anders hingegen war es in den ungenutzten Bereichen. Hier mussten die Fachhandwerker natürlich zunächst einmal mit der zu verlegenden Dampfbremse eine Unterlage erstellen, in welche dann die Dämmung eingelegt werden konnte. Oberhalb der Dämmung ordneten die Dachhandwerker die diffusionsoffene Unterdeckbahn Ursa Seco Pro 0,04 an. Sie schützt die Dämmung vor Witterungseinflüssen während der Sanierungsphase und ermöglicht zudem das Ausdiffundieren von Feuchtigkeit. Oberhalb der Unterdeckbahn nagelten die Dachhandwerker für die Deckung mit einem Betondachstein die entsprechende Konter- und Traglattung auf. Unterhalb der Konterlattung sorgen Nageldichtbänder für zusätzlichen Schutz vor eindringender Feuchtigkeit.

In Lübeck wurde PureOne aufgrund der vorhandenen Sparrenhöhe in λ = 0,035 W/mk verarbeitet. Daraus ergibt sich für das rund 460 m2 große Bauteil Dach ein U-Wert von 0,18 W/m2K. Zudem dämmten die Dachdecker auch noch die komplette oberste Geschossdecke des Dachgeschosses mit einer Fläche von 210 m2. Insgesamt ist das Mehrfamilienhaus mit Blick auf das Dach nicht nur den geforderten Werten entsprechend, sondern darüber hinaus auch zukunftsweisend gedämmt.

Autor

Sven-Erik Tornow ist Baufachjournalist und betreibt die Agentur Flüstertüte in Köln.

Die Sparren des Satteldaches waren überraschend stark dimen-
sioniert, andere dagegen mussten aufgedoppelt werden