Sektkellerei wird Firmenzentrale
Umbau der Sektkellerei Söhnlein in Wiesebaden

Für die umfangreichen Umbauarbeiten im Wiesbadener Rheingaupalais und der dazugehörigen Villa nach Plänen des Büros HS.02 Huthwelker.Stoehr + partner wurde die Incotec GmbH & Co. KG im Rahmen der 9. Rigips Trophy mit der silbernen Trophäe in der Kategorie Trockenbau ausgezeichnet.

Das Areal des so genannten „Rheingaupalais“ umfasst rund 40 000 m2 unweit des Rheinufers am Rande von Wiesbaden. In das namengebende Rheingaupalais und die dazugehörige Rheingauvilla ist bereits ein neuer Mieter eingezogen: Nach zwei Jahren Umbauzeit nutzt die SGL Group – führender Hersteller von Produkten und Materialien aus Carbon – die historischen Gebäude als ebenso moderne wie stilvolle Firmenzentrale.

Sektkellerei Söhnlein aufwendig teilentkernt

Erbaut wurden das Rheingaupalais mit einer Nutzfläche von etwa 6000 m2 und die Rheingauvilla, etwa 600 m2 groß, in den Jahren 1837 bis 1838. Wenige Jahre später von Johann Jacob Söhnlein erworben wurden sie zum repräsentativen Firmensitz für dessen Unternehmungen: Zunächst residierte hier die „Nassauische Gesellschaft für Tabakbau und Cigarren-Fabrikation“, anschließend fand man unter dieser Adresse die „Rheingauer Schaumwein-Fabrik“ – heute besser bekannt als traditionsreiche Sektkellerei Söhnlein.

Für die SGL Group ergab sich durch den Umbau der zu großen Teilen unter Denkmalschutz stehenden Gebäude die Möglichkeit, alle Verwaltungsmitarbeiter unter einem Dach zu versammeln. Zuvor waren sie auf mehrere Gebäude in Wiesbaden verteilt. Bauherr und neuer Mieter nutzten die Chance und schufen repräsentative Büro-, Aufenthalts- und Tagungsräume, die einrucksvoll modernen Komfort mit historischem Ambiente verbinden.

„Nach der aufwendigen Teilentkernung der beiden Gebäude wurde bei der Revitalisierung besonderer Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit der eingesetzten Produkte und der installierten Technik gelegt. Dem Trockenbau kam hier eine wichtige Rolle zu“, erinnert sich Willibald Meier, Geschäftsführer der Incotec GmbH & Co. KG aus Altdorf. Ein knappes Jahr waren er und seine Mitarbeiter mit den umfangreichen Trockenbauarbeiten in Villa und Palais beschäftigt. Ihre Aufgabe bestand insbesondere darin, moderne Konstruktionen möglichst harmonisch in die historische Bausubstanz zu integrieren. „Damit die neuen Räumlichkeiten den Ansprüchen eines international tätigen Konzerns gerecht wurden, waren einige individuelle Lösungen und Details umzusetzen. Das fängt bei den besonderen Schallschutzanforderungen für die beiden Dolmetscherkabinen im so genannten ,Boardroom’ an und setzt sich über außergewöhnliche Details bei der Beleuchtung, der Raumakustik in Fluren und Büroräumen sowie der Klimatechnik fort“, so Willibald Meier.

So wurde die Trennwand der Dolmetscherkabinen im für Tagungen mit internationalen Gästen genutzten Boardroom als Metall-Doppelständerwand mit einer zweilagigen Schallschutz-Beplankung gemäß Rigips-System 3.45.23 ausgeführt: „Als Unterkonstruktion dienen Rigips-CW- und UW-Profile mit 100 mm Steghöhe. Durch die Kombination aus zwei 80 mm dicken Lagen Mineralwolledämmung und der beidseitig doppelten Beplankung mit den speziellen Schallschutzplatten ,Die Blaue’ konnten wir einen Schallschutzwert von 68 dB(A) erreichen,“ sagt Meier.

Geradlinig gestaltet und behaglich temperiert

Im Tagungsraum selbst zeigt sich besonders gut, auf welche Weise Licht- und Klimatisierungstechnik gestalterisch in die Innenräume eingebracht wurden. Der Entwurf des Architekturbüros HS.02 huthwelker.stoehr + partner sah absolute Geradlinigkeit vor: „Die Lüftungsschienen und ein rahmenloses Lichtschienensystem, das einen speziellen, aus OSB-Platten gefertigten Aufnahmekanal benötigte, folgen längsgerichtet den exakten Schattenfugenausbildungen zwischen Decke und Wänden. Scheinbewegungsfugen unterbrechen die Deckenelemente und werden an und in den Wandvorsatzschalen als vertikale Linienführung exakt übernommen. Die Temperierung des Raumes erfolgt komplett über die eingebrachte Heiz-/Kühldecke“, erklärt Willibald Meier.

Die zweilagige Unterkonstruktion für die geschlossene Klimastrahldecke besteht aus verzinkten C-Profil-Schienen als Grund- und Feintragprofile, die rund
400 mm von der Rohdecke abgehängt wurden. An sie befestigten die Mitarbeiter der Firma Incotec die vorgefertigten Klimaregistereinheiten aus mäanderförmig angeordneten Kupferrohren mit Distanzmontagehaltern. Die Sichtseite der Klimadecke erhielt eine Beplankung mit der „Climafit Prothermo“-Lösung von Rigips. „Die Spezialgipsplatte ,Climafit’ ist ein zentrales Element in der Klimatisierung des Rheingaupalais und der Villa. Dank ihres Graphitanteils verfügen die Platten über eine deutlich erhöhte Wärmeleitfähigkeit, was zu einer spürbaren Verbesserung der Effizienz der installierten Kühl-/Heizelemente führt. So können die Wasserdurchlauftemperaturen des Systems dauerhaft gesenkt, Energie gespart und die Raumtemperatur schneller und wirksamer reguliert werden“, erläutert der Geschäftsführer der Incotec GmbH & Co. KG.

Anspruchsvolle Details sorgen für Spannung

Zur gleichzeitigen Verbesserung der Raumakustik montierten die Trockenbauer im Boardroom gelochte „Climafit“-Platten (Lochbild 12/25 Q) und trugen nach der exakten Verspachtelung zusätzlich einen Akustikputz auf. Eine Deckenkonstruktion, wie sie auch in den Fluren und großen Räumen wie der Bibliothek – dort allerdings als freihängendes Klimadeckensegel umgesetzt – oder dem Mitarbeiterrestaurant zu finden ist. Kleinere Büroräume erhielten größtenteils eine Beplankung mit der ungelochten, glatten Variante der „Climafit“-Platte. „Überall fanden sich anspruchsvolle Details, die in die Klimadecken und Vorsatzschalen integriert werden mussten. So waren etwa in den Fluren integrierte Leuchtkanäle vorgesehen, die nicht entlang der Flucht, sondern quer über Wand und Decke verlaufen. Dort wechselt das rahmenlos ausgeführte Lichtsystem über die wandgeführte Vertikale fließend in die horizontale der ,Climafit’-Platte. In der Bibliothek wurden Zwischenwände errichtet und Vorsatzschalen an das Bestandsmauerwerk montiert. Die gelochte und ebenfalls mit Akustikputz versehene Kühl-/Heizdecke haben wir hier als Segel mit Hinterleuchtung ausgeführt – ein optisches Highlight. Raumakustisch und gestalterisch hochwertig sowie konstant behaglich temperiert präsentiert sich auch die Kantine mit umlaufenden Schattenfugen, rahmenlosen Lichtschienen und exakt integrierten Einzelleuchten“, erzählt Willibald Meier.

Gravitationswände für mehr Kühlleistung

Eine besondere Herausforderung wartete auf das Incotec-Team in einem großen Büro mit ovalem Grundriss. „Bereits der ovale Innenausbau stellte gehobene Anforderungen an die Trockenbautechnik. Hinzu kam, dass im Raum eine verstärkte Kühlleistung erreicht werden sollte. Hierzu haben wir so genannte Gravitationswände als freistehende Vorsatzschalen in ovaler Kontur erstellt. Die Basis dafür bilden CW-100-Wandprofile im Ständerabstand von 625 mm und eine Bekleidung mit ,Bauplatten RB’. Dahinter verlaufen im Zwischenraum engmaschig mäanderförmig verlegte Rohrschlangen aus sauerstoffdichtem Polybuten, welche im Kühlbedarf mit kaltem Wasser gespeist werden. Die warme Raumluft wird dann über den oberen Ausschnitt der Vorsatzschale eingezogen und hinter der Wand abgekühlt. Anschließend quillt die schwere, kalte Luft aufgrund der Luftdichteverhältnisse über den unteren Ausschnitt wieder in den Raum. Unterstützt wird die Raumtemperierung auch hier von einer Kühl-/Heizdecke. Dem ovalen Grundriss folgend, haben wir sie als ,Climafit’-Deckensegel mit einem Abstand von etwa 250 mm zur Wand angelegt. Um die Segelausbildung noch besser in Szene zu setzen, haben wir über den abgesteiften Rand umlaufend eine indirekte LED-Beleuchtung integriert. Die hohe Wertigkeit der Decke wurde auch hier durch den aufgebrachten Feinakustikputz zusätzlich hervorgehoben“, so Meier.

Repräsentative Kombination:

Historie und moderne Technik

Besonderes Lob fand die Jury der 9. Rigips Trophy für das Augenmaß, mit dem moderne Technik und Trockenbaulösungen in die historischen Gebäude eingebracht wurden. So wurden an vielen Stellen die ursprünglichen Raumformen und Unterzüge sorgfältig und passgenau in Trockenbautechnik rekonstruiert und vor Ort in segmentierter Bauweise wieder hergestellt. In enger Abstimmung mit dem Architekten entstanden Räume, die nicht nur nach rein funktionalen Kriterien gestaltet wurden. Vielmehr konnte der charakteristische Charme des Historischen aufgegriffen und mit moderner Technik kombiniert werden.

Autoren

Martin Büsch ist Leiter Kommunikation und Marketing, Karin Melder Projektmanagerin für Messen, Events und Promotion bei der Saint-Gobain Rigips GmbH in Düsseldorf.

Räume, die einrucksvoll modernen Komfort mit historischem Ambiente verbinden

Gravitationswände als freistehende Vorsatzschalen in ovaler Kontur

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