Solider Neuling

Hyundai hat im Sommer den neuen H350 herausgebracht, mit dem der südkoreanische Hersteller in

Europa erstmals in der 3,5-Tonnen-Klasse antritt und etablierten Nutzfahrzeug-Herstellern ein Stück vom Kuchen wegnehmen will. Das Fahrzeug punktet mit Effizienz, Komfort und einem großen Laderaum.

Von außen macht der H350 einen recht nüchternen, pragmatischen Eindruck, seine Silhouette erinnert ein wenig an den Mercedes-Benz Sprinter. Das Design der Fahrerkabine folgt einer klaren Linie, die Materialien machen einen wertigen Eindruck, nichts klappert auf der Probefahrt. Alle Bedienelemente sind gut positioniert, Ablagen gibt es reichlich. Auch der Sitz macht einen guten Eindruck. Einen Dämpfer bei der Komfortwertung bekommt der H350, sobald man den Motor anlässt: Der schon im Kleintransporter H1 eingesetzte 2,5 Liter große Common-Rail-Dieseldirekteinspritzer hat einen recht rauen Charakter.

Großer Motor mit mehr Reserven

Schon der „kleine“ Diesel mit 110 Kilowatt Leistung verfügt über ein Drehmoment von 373 Nm. Mit ihm ist unser erster Testwagen ausgestattet, ein H350 eVGT und kurzem Radstand. Trotz einer Zuladung von 500 Kilogramm beschleunigt der Transporter gut – kein Wunder, liegt das maximale Drehmoment doch schon im Drehzahlbereich zwischen 1500 und 2500 Umdrehungen pro Minute an. Das hat allerdings auch Nachteile: Zum einen muss man häufig den Schalthebel des 6-Gang-Getriebes bedienen, zum anderen verliert der Transporter seine Dynamik auf der Autobahn. Deutlich mehr Power hat da der „große“ Diesel, mit dem unser zweiter Testwagen ausgerüstet ist. Er ist zwar baugleich mit dem kleineren Motor, hat aber 125 Kilowatt Leistung und ein maximales Drehmoment von 422 Newtonmeter. Das sorgt für ordentlich „Dampf“ in allen Verkehrssituationen und macht deutlich mehr Spaß. Der Verbrauch beider Motoren ist gleich – beide benötigen laut Hersteller 8,1 Liter pro 100 Kilometer.

Ausgewogenes Fahrverhalten

Bodenwellen und Schlaglöcher schluckt der H350 klaglos, auch in Kurvenfahrten bleibt der Transporter stabil, die Lenkung ist präzise. Wendig ist der Transporter zudem: Unser Testwagen mit kurzem Radstand schafft den U-Turn auf einer vierspurigen Straße mühelos, der Wendkreis beträgt 12 m. Die Sicherheitsausstattung beinhaltet serienmäßig ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung, Bremsassistent und Traktionskontrolle, elektronische Stabilitätskontrolle und fahrdynamisches Stabilitätsmanagement.

Großzügiger Laderaum

Beim kurzen H350 beträgt die Laderaumlänge 3100 mm, beim langen Radstand 3780 mm. Die Lade­raum­breite misst 1795 mm, die Laderaumhöhe 1955 mm. Das be­deu­tet, dass im langen H350 fünf Euro­pa­let­ten Platz finden, im kurzen immer noch vier. Zugänglich ist der Lade­raum über eine Hecktür, die eine Öff­nung mit 1,81 m Höhe und 1,55 m Breite freigibt und eine seitliche Schiebetür (1,28 m breit). Positiv: Die Laderaumabtrennung zur Fahrerkabine, ragt nicht, wie bei anderen Transportern, in die Türöffnung hinein – es stehen also tatsächlich die gesamten 1,28 m zur Beladung zur Verfügung. So könnten Europaletten auch quer durch die Seitentür geladen werden. Angenehm ist zudem die mit 69 cm recht niedrige Ladeebene.

Nicht revolutionär, aber solide

Ein Schnäppchen ist der H350 mit seinem Einstiegspreis von 30 980 Euro (plus Mehrwertsteuer) nicht. Punkten kann der Transporter aber in Sachen Wirtschaftlichkeit mit seinem Garantie-Paket: 3 Jahre Fahrzeug-, Lack- und Mobilitätsgarantie, 10 Jahre Garantie gegen Durchrostung. Zur Wartung in die Werkstatt muss der H350 nur alle 30 000 Kilometer.

Autor

Dipl.-Ing. Olaf Meier studierte Maschinenbau, arbeitet seit 2001 als freier Fachjournalist und schreibt als Autor unter anderem für die Zeitschrift bauhandwerk. Er lebt in Mönchengladbach.
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