Teil 7: Prüfung mineralischer Untergründe

Mineralischen Untergründen wie Putzoberflächen sieht man Schäden meist schon mit bloßem Auge an. Gerade deshalb bedarf es zur Beurteilung der Sinterschichten und Ausblühungen, Algen und Pilze und vor allen der unterschiedlichen Arten von Rissen im Putz jedoch einer akribischen Prüfung.

Viele Mängel bei Putzen lassen sich per Augenschein feststellen. Zur Prüfung der Oberflächenfestigkeit ist eine Kratzprobe mit festem kantigen Gegenstand oder das Abreiben mit der Hand erforderlich; die Saugfähigkeit des Putzes kann mit einer Benetzungsprobe überprüft werden. Für mineralische Putze sind Putzmörtel nach DIN EN 998-1 und DIN EN 13279-1 zu verwenden. Mit der Einteilung in PI bis P IV sind keine Anforderungen an die Druckfestigkeit verbunden.  


Sinterschichten und Ausblühungen

Sinterschichten entstehen durch Bindemittelanreicherungen an der Putzoberfläche. Erkennbar sind sie meistens an ihrem Oberflächenglanz im trockenen Zustand. Nicht immer sind sie jedoch als Glanzstellen sichtbar. Dann sorgt ein Ankratzen und eine anschließende Benetzungsprobe für Klarheit: Sinterschichten zeigen eine deutliche Dunkelfärbung der Kratzspur.

Bei ungenügend gegen aufsteigende Feuchtigkeit geschütztem Mauerwerk oder ungenügender wasserabweisender Wirkung des Putzes können Salze (soweit vorhanden) gelöst werden und durch die Poren im Untergrund kapillar wandern. Die eigentlichen Salzschäden entstehen durch den Kristallisationsdruck, der während der Trocknungsphasen entsteht, wenn die Salzlö­sung auskristallisiert. Dieser Volumen bean­spruchende Prozess führt langsam zur Zerstörung des Putzes. Die Analyse der einzelnen Bausalze (Chloride, Nitrate, Sulfate) und deren Konzentration ist mit speziellen Indikatoren im Labor möglich. Eines haben alle Ausblühungen gemeinsam: Die Ursache der Feuchtigkeitseinwirkung muss erkannt und behoben werden.

 

Algen und Pilze

An Fassadenflächen sollte das Risiko von Algen- und Pilzbefall bereits bei der Planung von Neubauten beziehungsweise der Renovierung berücksichtigt werden. Dabei steht der bauliche Feuchteschutz im Vordergrund. An trockenen Untergründen können Algen und Pilze nicht gedeihen. Algen sind meist mit bloßem Auge als farbige Flecken grünlich bis bläulich-schwarz auf der Oberfläche erkennbar, Pilze zeigen sich häufig als fadenförmiges Geflecht. Nach dem Entfernen der Mikroorganismen muss der Handwerker die Untergründe zunächst desinfizieren. Die Fassadenbeschichtungen sollten mit einem Filmschutz ausgerüstet sein, um einem erneuten Befall vorzubeugen.

 

Kalksandstein-Sichtmauerwerk

Auf Kalksandstein-Mauerwerk sind sowohl farblose Imprägnierungen wie deckende Beschichtungen möglich. Kalksandstein-Fassadenflächen sollten wasserabweisend konstruiert und gegen eindringendes Nieder­schlagswasser besonders geschützt sein. Horizontale Oberflächen aus Kalksandstein-Mauerwerk müssen mit Abdeckungen versehen sein.

Die Untergrundprüfung erstreckt sich vordergründig auf sichtbare Mängel, wie Feuchtigkeit, Ausblühungen, Absprengungen durch treibende Einschlüsse oder ungeeignete Steine, Risse, Verschmutzungen und Mikroorganismenbefall. Darüber hinaus ist die Beurteilung der Saugfähigkeit durch eine Benetzungsprobe notwendig, um das Imprägniermittel respektive die Grundierung darauf abzustimmen.

 

Klinker- und Ziegelmauerwerk

Für Ziegel-Sichtmauerwerk, das anstrichtechnisch behandelt werden soll, müssen ausschließlich frostbeständige Vormauerziegel und -klinker verwendet worden sein. Der Untergrund sollte fest, gleichmäßig saugfähig, frei von Ausblühungen sowie sauber und trocken sein. Er darf insbesondere keine Anzeichen von aufsteigender Feuchte oder sonstiger konstruktiver und bautechnischer Durchfeuchtung zeigen.

Obwohl nach DIN 105 im Ziegel wasserlösliche Salze nur in unschädlichen Mengen enthalten sein dürfen, ist das Problem von Ausblühungen und Verfärbungen auf Sichtmauerwerk nicht auszuschließen. Ausblühun­gen an der Ziegeloberfläche können auch aus wasserlös­lichen Bestandteilen des Mörtels herrühren. Sie sind durch einen Anstrich nicht zu beheben, da sie auf Feuchtigkeitswechselwirkungen im Untergrund zurück­gehen. Neben den weißlichen Kalziumverbindungen können insbesondere bei hellfarbigen Verblendern auch gelbgrüne bis olivefarbene Vanadin-Ausblühungen und braunrote, rostartige Verunreinigungen aus Eisenverbindungen auftreten. 

 

Risse im Außenputz

Risse im Außenputz stellen häufig eine Beeinträchtigung der Funktion des Putzes und damit der Außenwand dar. Zur Vermeidung von Folgeschäden werden somit Risssanierungsarbeiten erforderlich. Im ersten Schritt sollte die Art des Risses und seine Ursache bestimmt werden. Hierbei hilft die Tabelle 1 im BFS-Merkblatt Nr. 19, die einen Überblick über die verschiedenen Rissarten, ihre Erscheinungsbilder und Ursachen gibt.  

Putzoberflächenrisse

Hierbei handelt es sich um mörtel- und putztechnisch bedingte Risse. Man erkennt sie an der netzartigen Ausbildung. Die Putzoberflächenrisse sind haarfein und beim trockenen Putz häufig zunächst gar nicht zu erkennen. Durch eine Benetzungsprobe mit Wasser zeichnen sich die Risse dann dunkler gegenüber der ungestörten Fläche ab.

Vom Putzträger ausgehende Risse

Risse an Stoß- und Lagerfugen gehen durch die ganze Putzdicke bis in die Mauerwerksfugen und sind am Rissverlauf, der mit den Mauerwerksfugen weitgehend identisch ist, erkennbar. Risse durch Formänderung unterschiedlicher Wandbildner treten auf bei Mischmauerwerk, zum Beispiel auch bei teilfgedämmten Flächen an Betondecken und Rollladenkästen ohne ausreichende Armierung im Putz.

Baudynamische Risse

Bautechnische und konstruktionsabhängige Risse treten etwa am Deckenanschluss, in Höhe von Etagendecken und Ecken von Öffnungen, am Dachanschluss und an sonstigen Schwachstellen des Bauwerks auf. Baugrundbedingte Risse sind Trennrisse und gehen durch den gesamten Wandbildner hindurch. Das Rissbild verläuft überwiegend diagonal oder treppenförmig.

Zur Risssanierung stehen verschiedene Beschichtungssysteme zur Verfügung. Bei der Auswahl des Beschichtungssystems sollte man berücksichtigen, dass mehrere oder alle Rissarten gleichzeitig vorhanden sein können. Alle Rissarten unterliegen ständiger Bewegung durch Temperaturschwankungen, Feuchtewechsel, Zug-, Druck- und Schubspannungen. Das Ausmaß der Bewegungen kann am Gebäude nur grob vorausgeschätzt werden. Aufgrund der unberechenbaren Dynamik der Rissbewegung können baudynamische Risse nicht in jedem Fall dauerhaft saniert werden.

Baudynamische Risse sind kaum berechenbar und können nicht in jedem Fall dauerhaft saniert werden

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