Teufel im Detail 
Holzfaser-Dämmsysteme für den Holzrahmen- und Massivholzbau

„Was ist denn das für ein braunes Zeug“ – so die Aussage eines schwäbischen Stuckateurs auf der Baustelle eines Holzrahmenbauers, der die Holzkonstruktion direkt mit einem Holzfaser-Dämmsystem beplankt hatte. Das war vor gut drei Jahren. Heute würde diese Aussage sicherlich nicht mehr wiederholt werden, denn Wärmedämmverbundsysteme auf Holzfaserbasis gelten mittlerweile als eingeführt. Bei der Ausführung, wo die Gewerke Zimmerer und Stuckateur eng aufeinander treffen, steckt aber auch hier der Teufel im Detail.

Bei der Verarbeitung von Holzfaser-Dämmsystemen auf Holzwandkonstruktionen führt nur der gemeinsame Weg der ausführenden Gewerke Zimmerer und Stuckateur zum gewünschten Ziel. Für ein perfektes Ergebnis müssen beide Hand in Hand arbeiten. Durch das Zusammenführen von DIN-Werkstoffen zu einem geprüften und bauaufsichtlich zugelassenen Holzfaser-Wärmedämm-Verbundsystem der jeweiligen Hersteller werden den Handwerkern, Planern und letztendlich auch den Bauherren funktionsfähige Systeme zur Verfügung gestellt. Durch die Komplexität der Systeme sowie der daran beteiligten Perso­nen ist allerdings nicht immer gewährleistet, dass der zukünftige Wandbildner auch regelkonform angebracht wird. Deshalb ist es für Zimmerleute, Stuckateure und Planer sehr wichtig, dass die Anforderungen der bauaufsichtlichen Zulassung sowie die Regeln der Technik beachtet und eingehalten werden. Um allen Beteiligten das gleiche Fachwissen übermitteln zu können, werden von der Knauf Gips KG Zertifizie­rungs­­lehrgänge, Trainings- und Pro­duktschulungen durchgeführt. Denn nur, wenn die Abstimmung zwischen den Protagonisten auf der Baustelle stimmt, stehen am Ende ein funktionierendes System und zufriedene Bauherren.

 

Zulassung von Holzfaser-Dämmsystemen

 

Grundlage für ein leistungsfähiges und funktionierendes System ist die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung und die Einhaltung der darin beschriebenen Anforderungen. Zulassungen sind in der Regel beim jeweiligen Hersteller auf Anfrage erhältlich. Außer den technischen Werten der Produkte sind auch die Verarbeitungshinweise in Bezug auf Schichtdicken, Klammer- und Dübelanzahl sowie  spezielle Vorgaben wie die Sockelausbildung aufgeführt. Separat zu jeder allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung gemäß DIBt bieten die Systeminhaber den Handwerkern aber auch Verarbeitungsrichtlinien mit weite­ren detaillierten Vorgaben für die Praxis an.

 

Der Teufel steckt
auch hier im Detail

 

Grundsätzlich sind alle Details in einer Vielzahl von technischen Regelwerken enthalten. DIN-Normen, Richtlinien (Stand der Technik), Verarbeitungsrichtlinien sowie bauaufsichtliche Zulassungen der Hersteller. Es ist bei Architekten aber immer wieder zu beobachten, dass das Wärmedämm-Verbundsystem in der Planungsphase nur eine geringe Beachtung erhält. Speziell im Holzbau, vor allem in der Kombination mit Holzfaser-­Dämmsystemen gemäß DIN 13171 werden die Details (Sockelausbildungen, Geländehöhen, Fenster- und Türanschlüsse, der Anschluss der Dach- an die Fassadendämmung usw.) meist nur unzureichend beachtet oder finden gar keine Berücksichtigung. Das Ergebnis zeigt sich anschließend oft auf den Baustellen, wenn mit Kompromiss- oder gar teuren ­Sonderlösungen das entsprechende Detail von den Hand­werkern ausgeführt wird. Ebenfalls muss die Machbarkeit in Abstimmung mit den betroffenen Gewerken gewährleistet werden.

Die grundsätzlichen Mindestanforderungen bezüglich der Feuchtigkeitsbelastungen, speziell bei Sockelausführungen in Holzbauweise, werden in der DIN 1052 gefordert und ergänzend in der DIN 68800 (derzeit in Überarbeitung) definiert. Der Einsatz von Holzwerkstoffen und Tragschwellen im Bereich der Gebrauchsklasse GKO ist nur mit besonderen zusätzlichen Maßnahmen möglich. Der Spritzwasserbereich wird mit mindestens 30 cm definiert und fordert zum Beispiel ein geeignetes Wärmedämm-Verbundsystem mit einem baurechtlichen Verwendungsnachweis, das den dauerhaft wirksamen Wetterschutz gewährleistet.


Befestigung der ­Dämmplatten

 

Generell sind bei Holzfaser-Dämmsystemen wie dem Knauf Warm-Wand Natur mit WF Diffutherm 045 keine besonderen Werkzeuge für die Verarbeitung erforderlich. Man muss natürlich die im Handwerk üblichen und auf den Produkten abgedruckten Sicherheitsvorschriften einhalten.

Zur Montage und Bearbeitung der Sockel-Anschlussprofile benötigt man einen Akku-Schrauber und eine Metallbügelsäge oder alternativ eine Kapp- und Gehrungssäge mit den entsprechenden Sägeblättern. Im Holz­­bau wird üblicherweise das Sockel-Abschlussprofil auf das Schwellenholz montiert.

Die Beplankung der Holzständer mit der WF Diffutherm 045 vor Ort sollte nach Fertigstellung der Fenster- und Fensterbankmontage erfolgen. Somit kann eine sinnvolle Plattenverlegung vorab schon einmal geplant und die Anschlussdetails sauber ausgeführt werden.

Zur Herstellung der Wind- und Schlagregendichtigkeit von außen muss ein System-Fugendichtband an allen durchdringenden und angrenzenden Bauteilen im äußeren Drittel des Dämmstoffs angebracht werden. Mögliche Spannungsübertragungen durch Ausdehnung nach Aufheizung der Alu-Fensterbank werden durch Verwendung einer RAL-Fensterbank beziehungsweise durch den Einbau eines Fugendichtbandes vermieden.

Die Befestigung der Dämm-platten erfolgt mit systemgerechten, thermisch getrennten Schraubdübeln, wie dem Marmorit Schraubdübel H oder alternativ mit zulassungskonformen Breitrückenklammern aus Edelstahl.

Die Plattenbearbeitung erfolgt mit einer handelsüblichen Handkreis- oder Stichsäge mit Absaugung oder Staubfilter. Spezielle Sägeblätter hierfür bieten Plattenhersteller wie die Firma Pavatex an. Kleinere Plattenunebenheiten können mit einem Schleifbrett egalisiert werden.

Kreuz- und T-Fugen sollten bei der Verlegung generell vermieden werden. Durch die Nut- und Federtechnik sind so genannte „fliegende Stöße“ möglich, das heißt Plattenstöße in den Ständerfeldern. Die Platten müssen im Verband verlegt werden, wobei der Fugenversatz dabei mindestens 200 mm betragen sollte.

Am Fenster werden schlagregendichte Fensteranschlussprofile, wie das Fensteranschlussprofil Flexibel von Marmorit als Abschlussprofil zum Putzsystem angesetzt. Generell dürfen bei einem WDV-System nur Profile mit Armiergewebestreifen eingesetzt werden. An allen Außenecken werden Gewebeeckwinkel 100/150 mm angeklebt und ausgerichtet. Anschließend werden als Diagonalarmierung Gewebeeckpfeile eingebettet.

Verputzen von

Holzfaser-Dämmsystemen

 

Vor dem Auftragen des Armiermörtels, beispielsweise Marmorit SM 700, muss man die Oberflächenqualität und Feuchtigkeit der Holzfaserplatten sowie die mechanische Befestigung vorab prüfen. Danach wird der Armiermörtel in 1 bis 2 mm Schichtdicke aufgebracht. Um eine optimale Haftung zwischen dem Armiermörtel und der Putzträgerplatte zu bekommen, wird der Armiermörtel mit einer Zahntraufel oder Putzlatte einmassiert. Eine Pressverspachtelung zur Herstellung eines optimalen Verbundes zwischen Platte und Putzbeschichtung wird mit einer Trapez-H-Abzugslatte beziehungsweise mit dem Zahntraufelrücken erreicht.

Durch einen weiteren Auftrag des Armiermörtels nass in nass wird die Schichtdicke auf 5 bis 7 mm erhöht. Dabei muss der Handwerker die vorgegebenen Standzeiten von mindestens einem Tag je mm Schichtdicke beachten.

Anschließend wird das Armiergewebe oberflächennah mit einer Überlappung von mindestens 100 mm eingebettet. Ist das  Armiergewebe bis zur vollständigen Überdeckung eingebettet, wird die Fassade mit einem Flächen-spachtel lot- und fluchtrecht abgezogen. Überstehende Grate werden dabei entfernt.

 

Fazit

 

Zum Abschluss erfolgt das Aufziehen des mineralischen Strukturputzes, beispielsweise Marmorit Noblo. Die auf das System abgestimmten Oberputze von Knauf ermöglichen je nach Körnung und Struktur unterschiedliche Oberflächengestaltungen. Dabei sind Korngrößen in 1,5 mm, 2 mm und 3 mm möglich. Für eine farbliche Gestaltung stehen etwa 800 Farbtöne zur Verfügung.

Generell müssen die Vorleistungen der vorangegangenen Gewerke durch den Handwerker geprüft werden, denn die Flächen müssen jeweils für das nachfolgende Gewerk zur Weiterverarbeitung geeignet sein. Die offene Standzeit beträgt in der Regel acht Wochen. Es ist trotzdem hilfreich, wenn zwischen der Plattenmontagezeit und dem Auftragen des Armiermörtels die Fassade an den Wetterseiten mit einem Folien- oder Netzschutz abgedeckt wird. Bei Objekten ohne Dachüberstand empfiehlt sich dies generell. Speziell die Ausbildung von Details wie Sockel- und Fensteranschlüsse müssen für ­jedes Objekt gesondert betrachtet werden. Einige Detailanschlüsse gibt es im Internet unter: www.knauf.de

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