Translozierung einer historischen Fassade in Hamburg

Um die Fassaden zweier abbruchreifer Hamburger Gründerzeithäuser zu bewahren, wurden diese von der JaKo Baudenkmalpflege GmbH fachgerecht zerlegt und eingelagert. Die Gebäude in der Warburgstraße 35 und 37 im Hamburger Stadtteil Rotherbaum wurden in den Jahren 1878 bis 1889 durch die Architekten Hugo Stamman und Gustav Zinnow erbaut. Sie wurden nun abgerissen und sollen durch einen Neubau ersetzt werden. Die erhaltenswerten Fassaden wurden von der JaKo Baudenkmalpflege GmbH mit einem besonderen Verfahren Mitte Juni zerlegt, eingelagert und später in den Neubau wieder eingebracht. Der auf Translozierungen spezialisierte Firma arbeitet dabei nach dem Ganzteil-Translozierungsverfahren. Hierbei werden Gebäudeteile nicht vollständig in Einzelteile zerlegt. Um die Eingriffe in die Gebäudesubstanz so gering wie möglich zu halten, werden durch das JaKo-System größtmögliche Teile geschaffen. Gut geschützt und speziell verpackt, werden die Fassadenteile per Autokran und Tieflader in das Zwischenlager im Großraum Hamburg abtransportiert. Die zu translozierenden Fassadenelemente haben dabei eine Länge von bis zu 21 m bei einer Höhe von 5 m und wiegen bis zu 63 Tonnen.

Die Fassade des Gebäudes in der Warburgstraße 35 ist 21 m lang und ebenso hoch. Die JaKo Baudenkmalpflege hat diese Fassade in insgesamt vier transportable Elemente zerlegt. Die Auftrennung der Gesamtfassade erfolgt geschossweise, um sie pro Geschoss in einem Stück zu erhalten. Die Außenwände werden vertikal und horizontal mit einer speziellen Technik aufgeschnitten und so in transportable Elemente aufgeteilt. Hierdurch bleiben der komplette Putz sowie Stuck- und Zierelemente erhalten. Durch diese Art der Translozierung kann gewährleistet werden, dass die Fassade selbst keine Risse bekommt oder anderweitig zerstört wird.

Die Fassade der Nummer 37 ist mit 12 m Länge und 15 m Höhe etwas kleiner. Sie wird in drei Geschosselemente zerlegt. Aus dem Erdgeschoss wird nur der Erker mittransloziert. Da hier die zukünftige Tiefgaragen-Einfahrt platziert wird, wird das Erdgeschoss daher weitestgehend neu gebaut.

Beim JaKo-Translozierungssystem werden die Schnittstellen nach der Rückversetzung wieder mit einem speziellen Mörtel verschlossen. Trennfugen sind anschließend nicht mehr sichtbar. Nach Rohbau-Fertigstellung werden die Fassaden in ein neues Bauwerk integriert.

Einen weiteren Beitrag über eine Translozierung der Firma JaKo Baudenkmalpflege finden Sie in der Ausgabe 4.2012 der bauhandwerk.

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