Unter Dach und Fach

Ein historischer Bauernhof mitten in der Eifel wurde aufwendig saniert. Die Dacheindeckung wurde der alten Deckung mit Muldenfalzziegel nachempfunden. An First und Traufe liegen nun Vollkeramik-Dachziegel, und auch die neuesten Vorschriften zur Schneelast wurden bei dem Bau angewandt.

Wie lange der Behrenshof schon in Kelberg steht, weiß niemand genau zu sagen. Gut zweihundert Jahre werden es sein. Nachdem das Fachwerkwohnhaus, der Stall und die Scheune kurzzeitig leer standen, verliebte sich ein Investor aus Düsseldorf in die Abgeschiedenheit von Kelberg und erkannte unter der Patina das bauliche Potential dieses Schmuckstücks. Er kaufte das Anwesen, trug es fast bis auf die Grundmauern ab und errichtete es, großzügig entkernt, mit den alten Grauwacke-Bruchsteinen und dem alten Fachwerk neu. Nach Süden entstand ein anderthalbgeschossiger Neubau. Nach Fertigstellung werden hier 600 m² Wohnfläche, Scheune, Werkstatt, ein Carport, ein gepflasterter Innenhof und mehr als ein Hektar Grundfläche mit Zier- und Nutzgarten zur Verfügung stehen. Doch damit alles fertig werden kann, musste das Bauwerk, nachdem es wieder „unter Fach“ war, vor dem Wintereinbruch schleunigst auch „unter Dach“ gebracht werden.

Das war die Aufgabe von Dachdeckermeister Mario Brückner, Inhaber der Bedachungen Brückner GmbH (Kelberg). Der alte Behrenshof war ihm wohl bekannt, da er schon viele Häuser der Umgebung mit neuen Dächern versehen hat und er in seiner Eigenschaft als Restaurator schon sehr früh die Bauleitung des Gesamtprojekts übernommen hatte.

Der alten Bausubstanz nachempfunden

Die Wahl des richtigen Dachziegelmodells fiel dem Dachdeckermeister nicht schwer: „Schon der Altbau trug ein Dach aus alten Doppelmuldenfalzziegeln. Zwar gab es hier keinerlei Auflage seitens der Denkmalbehörde. Aber es war für mich ein Ausdruck des Respekts vor dem historischen Gebäude“, sagt Mario Brückner. Die Entscheidung bei der Dacheindeckung fiel auf den Tondachziegel Ratio des Herstellers Creaton mit der Finesse-Glasur im Farbton Schiefer. „Dieser Farbton ist quasi kulturhistorisch vorgegeben; denn die Eifel ist Schieferland“, so Brückner. „Schöne Dächer sind hierzulande dunkel. Und Keramik in Verbindung mit der Schieferglasur verbindet gleichsam das Beste aus zwei Welten. Hinzu kommt, dass die Glasur das Dach lange vor früher Alterung schützt.“

Ein vernünftiges Dach

Auch unabhängig von ästhetischen Erwägungen und Fragen der Qualität ist der Name „Ratio“ (lat. für Vernunft) bei diesem Ziegelmodell Programm. Vernünftig ist zum einen sein großes Format von etwa 265 x 445 mm, mit dem der Ziegelverbrauch pro Quadratmeter auf im Schnitt nur noch 12,2 Ziegel reduziert wird – bei der 700 m²-Fläche des Bauernhofdachs kein unwichtiger Aspekt. Vernünftig ist zum anderen auch die Flexibilität durch sein großes Verschiebespiels (24 mm in der Decklänge), die unter anderem dafür sorgte, dass das Dach trotz der Dachflächenfenster und Gauben in kürzester Zeit und ohne viel Schmutz durch Ziegelverschnitt eingedeckt werden konnte.

Mit dem Großformat und der Flexibilität ging die Verlegung schnell und wirtschaftlich voran. Am Abschluss der Satteldachgiebel kamen dann noch Ratio-Ortgangziegel zum Einsatz, so dass die Eindeckung von Ortgang zu Ortgang und von der Traufe bis zum First vollkeramisch gelöst wurde.

Sichere Dachdurchdringung

Das gilt auch für die einzige Durchdringung des Dachs. Das Dunstrohr ist mit der keramischen Dunstrohrhaube Signum Typ A abgedeckt. Bei der kritischen Durchdringung des Dachschichtenpakets, das im Sinne der EnEV eine luftdichte Gebäudehülle bildet, setzte DDM Mario Brückner auf die Zubehör-Technologie des Tondachherstellers. Der Anschluss an die Dampfsperre unter der Dämmung erfolgte über einen festen Anschlussflansch aus dem Adapter-Set. Dank des verschiebbaren Anschlussflanschs deckte der flexible Adapter hier die Dachaufbauhöhe von rund 20 cm problemlos ab. Auch der Anschluss an die obere Holzfaserweichplatte wurde winddicht verklebt. So wurde mit nur wenigen Handgriffen ein hohes Maß an Ausführungssicherheit gewährleistet.

Unterschiedliche Dachneigungen

Der Dachaufbau unterschied sich je nach Dachfläche. Das wieder aufgebaute Fachwerk-Haupthaus hat ein 45° geneigtes Satteldach mit zwei Dachflächenfenstern. Neben dem Dunstrohr ist die einzige Dachdurchdringung ein kleiner Mast für die Überlandstromleitung, der auf dem First aufsitzt.

Bei der Dachkonstruktion wurde – von unten nach oben – folgender Aufbau realisiert: Holzverschalung, Dampfsperre, eine mineralische Zwischensparrendämmung und eine 35 mm dicke Holzfaserweichplatte, die zugleich als sommerlicher Hitzeschutz wie auch als Akustikdämmung dient. Sie ist bis 14° als wasserführende Ebene zugelassen. Der neu errichtete, anderthalbgeschossige Anbau, der von Süden mittig im rechten Winkel an das Haupthaus anschließt, ist dagegen von innen statt mit Holz mit Gipskartonplatten verkleidet. Das 30° geneigte Satteldach hat zur Westseite hin eine große Schleppgaube. Da sich die Dachneigung hier auf 18° verringert, verlegten die Dachdecker als zusätzliche wasserführende Ebene auf der Holzfaserweichplatte eine wasserführende Unterdachbahn. Darauf montierten die Dachdecker Lattung und Konterlattung und verlegten darauf rund 9000 Ziegel.

Sicher bei Schnee und Wind

Die Flächenziegel wurden nach Empfehlung des Sturmklammer-Assistenten von Creaton gemäß der Einstufung in Windlastzone 2 mit insgesamt 2500 Sturmklammern gesichert. Das heißt, im Randbereich wurde jeder dritte, in der Fläche jeder vierte Ziegel gesichert, die Firstziegel darüber hinaus mit Firstklammern und Firstschrauben befestigt.

Auch bei der Berechnung der Schneelasten griff DDM Brückner auf den Service des Herstellers zurück. Der Schneelast-Assistent hilft bei der Berechnung der Schneelastsicherung nach den aktuellen Fachregeln. Bei einer Höhe von 485 m über NN (Schneelastzone 2) und einer am Standort Kelberg anzusetzenden charakteristischen Schneelast sk von 1,54 kN/m² mussten hier beide statischen Anwendungsfälle berücksichtigt werden, sowohl die Verkehrssicherung im Innenhof, entlang der Wege und über der Terrasse als auch der Schutz tieferliegender Gebäudeteile wie dem alten Fachwerkanbau an der Scheune und dem Neubauanbau am Haupthaus. Hier entschied sich der Bauherr, passend zum Bauernhof, für einen Rundholzschneefang – zumindest für das 45° geneigte Altbaudach und das 30° geneigte Neubaudach. Nur bei der flachgeneigten Schleppgaube (18°) war keine Schneesicherung erforderlich.

Einzugstermin Sommer 2014

Nach Abschluss der Dachfläche haben sich die Dachdecker eine Winterbaustelle für die Dämmung und andere Arbeiten im Innenausbau des Dachgeschosses geschaffen. Auch die anderen Ausbaugewerke wollen bis zum Frühjahr 2014 ihre Arbeiten abschließen. Danach ist noch etwas Zeit für die Außenarbeiten. Wenn das Bauherrenehepaar im Sommer 2014 von Düsseldorf in sein neues, in jeder Hinsicht großzügig dimensioniertes Landhaus zieht, wird Kelberg für Landlustfans noch etwas attraktiver geworden sein.

Autor

Marius Schmidt ist Anwendungstechniker bei der Creaton AG in Wertingen.

Die Eindeckung an Traufe und First wurde vollkeramisch gelöst