Skifabrik Morlok in Baiersbronn wird zu Kinderhaus Luftikus umgebaut - vier Zimmereien beteiligt

Vier Zimmereien haben sich zusammen getan, um eine ehemalige Skifabrik in Baiersbronn zu einem Kinderhaus umzubauen. Heute werden im Haus Luftikus pflegebedürftige, dauerbeatmete Kinder betreut. Der Umbau gelang durch Spenden und viel Engagement der Beteiligten.

Vor zehn Jahren gründete sich der Förderverein Luf­tikus. Das Ziel war, für dauerbeatmete, intensivpfle­gebedürftige Kinder und Jugendliche eine betreute Wohneinrichtung zu schaffen. Für die meist rollstuhlfahrenden Kinder musste ein möglichst ebenes, ortsnah gelegenes Grundstück gefunden werden. Die leerstehende Skifabrik Morlok in Baiersbronn bot mit ihrer Lage und Größe dafür ideale Bedingungen. Ein Drittel des Gebäudeteils wurde abgerissen. Der Rest des Fachwerkbaus wurde saniert und ausgebaut. Weiteres Ausbaupotential liegt im Dach- und Untergeschoss, die aktuell nur zur Hälfte genutzt werden. Die 250 m² große Scheune wird für Außenaktivitäten genutzt. Aktuell bietet Haus Luftikus für zehn dauerbeatmete, pflegebedürftige Kinder und Jugendliche Platz für Betreeuung. Die Liste der Unterstützer des Haus Luftikus ist lang. Genau wie der Weg zur Umsetzung.

Firmen geben Rabatte 

Der Architekt, Klaus Günter von Partner und Partner Architekten, fasst die Bauzeit so zusammen: „Der Spirit, der soziale und helfende Gedanke des Projekts ist auf das ganze Team übergegangen. Aus Baiersbronn und Umgebung haben viele Menschen zur Umsetzung beigetragen.“ Das Gutex Holzfaserplattenwerk und viele andere Firmen halfen entsprechend ihrer Möglichkeiten: Sie räumten Rabatte ein, stellten Produkte zu Verfügung oder übernahmen Arbeiten ehrenamtlich. An der Sanierung und dem Neubau haben drei Zimmereien aus Baiersbronn und eine aus dem nahen Loßburg mitgearbeitet. Sie haben zwei Arbeitsgemeinschaften gebildet. Die Zimmerei Schleh und Holzbau Haist kümmerten sich um Neubau und Umbau. Zinser und Günter Holzbau deckten das Dach ein und erstellten die Fassade. Alle zusammen haben bei den Bauarbeiten an einem Strang gezogen.

Zimmerleute begeistern mit Engagement

Koordiniert und immer wieder vorangetrieben wurde das Projekt vom Ehepaar Stiletto: Dr. Markus Stiletto kennt als Mediziner die Herausforderungen, wenn es darum geht, Familien mit schwer kranken Kindern zu betreuen. Krankenhäuser können das nur zu einem gewissen Teil leisten. Eine Einrichtung wie Luftikus unterstützt in der Phase zwischen Krankenhaus und Betreuung zuhause. Birgit Stiletto bringt als Innenarchitektin langjährige Erfahrung aus den Bereichen Gesundheit, Wohnen und Objektbau mit. Trotz aller notwendigen medizinischen Geräte wie Notleuchten und Beatmungstechnik hat sie es geschafft, in den Räumen eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Birgit Stiletto ist vom Engagement der Zimmerleute beim Umbau begeistert. Sogar am Wochenende: „An einem Samstagmorgen ist ein Zimmermann zur Baustelle gekommen und hat eine Tür repariert und eingebaut.“ Für die ortsansässigen Zimmereibetriebe war der Neubau des Kinderhauses eben eine Herzensangelegenheit.

Deckengebälk mit Stahlstreben stabilisiert

Thomas Springmann ist Bauleiter in der Zimmerei Schleh. Seine Zimmerleute haben die Träger des Daches verstärkt und das alte Deckengebälk saniert. Unter einem der Binder wurde dafür eine Fachwerkwand erstellt und verankert. Die restlichen vier Holzbinder verstärkten die Zimmerer beidseitig mit 15 m langen, überhöhten Stahlprofilen (U-180). Die Bundsparren wurden entsprechend angeschlossen, Pfosten erneuert und die Stahlstreben mit Stahlplatten am Firstpunkt verbolzt. Die Mittelpfetten wurden ebenfalls verstärkt. Für die Ertüchtigung der Balkendecke wurde jeweils ein zusätzlicher Deckenbalken in die Balkenfelder eingelegt. Alle Stahlteile für die Binderkonstruktion wurden mit spezieller Brandschutzfarbe behandelt. Insgesamt wurden pro Binder 156 Bolzen verbaut. Mit einer Spende hat die Zimmerei Schleh das Bauvorhaben zusätzlich unterstützt, so wie mehrere andere Firmen auch.

Neues Schaffen und Altes erhalten

Im ländlichen Gebiet ist es oft schwer, Investoren für erhaltenswerte Gebäude zu finden. In Baiersbronn ist eine Mischung aus Wiederaufbau, Erhalt und Andenken an frühere Zeiten entstanden. Birgit Stiletto und das Architekturbüro Partner und Partner bauten alte Türen aus, restaurierten sie und bauten sie an neuer Stelle wieder ein. Sogar der alte Dielenboden des Dachgeschosses wurde vorsichtig herausgenommen und aufgearbeitet. Als Deckenuntersicht und Akustikdecke wurde er im Erdgeschoss wieder verwendet. Als Dekoration und als Briefkastenhalter am Eingang kamen alte Skier zum Einsatz. Sie zeugen davon, dass hier einst die Firma Morlok Skier herstellte.

Mit wenig Geld viel erreicht

Das ganze Projekt wurde mit Spenden, ehrenamtlichem Engagement und Zuschüssen karitativer Organisationen finanziert. Birgit Stiletto entwarf aus gespendeten Produkten Farb- und Stilkonzepte, die Kinder und Familien ansprechen. Gedämmt wurde passenderweise mit Holzfasern aus dem Schwarzwald. Viel altes und neues Holz wurde eingesetzt. Das Planungsteam kontaktierte auch das Gutex Holzfaserplattenwerk aus dem Südschwarzwald. Zimmereibetriebe und Architekt hatten schon bei anderen Projekten mit dem Holzfaserdämmstoffen der Firma gearbeitet.

Eine Kombination aus Dämmplatten und Einblasdämmung wurde geplant und von den vier Zimmereibetrieben umgesetzt. Holzfaser-Einblasdämmung von Gutex setzten die Zimmereien Schleh und Haist nicht nur im ausgebauten Dachraum ein. Auch in Zwischenwänden, Außenwänden und im Bodenaufbau haben sie Holzfaser als Dämmstoff eingeblasen. Als Dämmplatten kamen die regensicheren „Multiplex“-Holzfaserplatten von Gutex auf das gesamte Dach. Mit der Aufdach-Dämmplatte Gutex „Ultratherm“ in 80 mm Dicke wurde das Dach über dem Erweiterungsbau regen- und windsicher für den weiteren Ausbau vorbereitet. Weiterhin verwendeten die Zimmerleute „Multitherm“ von Gutex als Dämmplatte für die hinterlüftete Holzfassade und „Thermosafe“ als Trittschalldämmplatte im Bodenaufbau.

Schalung aus Fichten- und Tannenholz

Die Holzschalung aus Fichten- und Tannenholz vom regionalen Holzhändler ist als Boden-Deckel-Schalung gestaltet und in einem hellen Beigeton gestrichen. Diese Schalung ist besonders beliebt bei großen, langen Flächen, da sie diesen die Strenge nimmt. Die Fenster sind mit einem Rotton hervorgehoben, passend zum roten Ziegeldach. Hell und freundlich werden die Bewohner und Besucher innen und außen empfangen. Betont wird die Gestaltung durch die idyllische Lage im Grünen und die Freiflächen um das Haus herum. Innen achteten die Erbauer auf möglichst viel Platz für die Kinder. Mehr Informationen finden Sie unter www.luftikus-baiersbronn.de

Autorin
Sabine Euler betreibt ein Büro für Marketing- und Kommunikationsberatung in Weilheim-Remetschwiel und unterstützt das Unternehmen Gutex bei der Pressearbeit.

Bautafel (Auswahl)

Bauherr Luftikus e.V., 72250 Freudenstadt,

www.luftikus-kinderintensiv.de

Architekten Birgit Stiletto, Dipl. Ing. (FH) Innenarchitektin, 72250 Freudenstadt, www.birgit-stiletto.de;  Klaus Günter, Partner und Partner Architekten,

72270 Baiersbronn-Obertal,

www.partnerundpartner.com

Umbau & Neubau Zimmerei Schleh,

72270 Baiersbronn, www.zimmerei-schleh.de;

Holzbau Haist, 72270 Baiersbronn,

www.holzbau-haist.de

Dachdeckung & Fassade Günter Holzbau GmbH, 72270 Baiersbronn, www.guenter-holzbau.de;

Zinser Holzbau GmbH, 72290 Loßburg,

www.zinser-holzbau.de

Bauzeit April 2014 - Juli 2015

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