Von innen richtig dämmen

Den kleinen Herrensitz (Gulfhof) hatte man um 1900 in Marienwehr regionaltypisch aus Ziegeln errichtet. Zwei vorangegangene Versuche einer Innendämmung waren schon fehlgeschlagen.  Letztendlich verhalf das kapillaraktive iQ-Therm-System dem Haus zu einer funktionierenden Innendämmung.

Marienwehr ist ein sehr kleiner, dörflich-landwirtschaftlich geprägter Stadtteil von Emden in Ostfriesland. Umgeben von Feldern und Wiesen, versteckt hinter hohen Bäumen, liegt der Valkenhof, ein typischer Gulfhof der Region. So heißen in der Marschregion Ostfrieslands die ehemaligen zweistöckigen Herrensitze der Großbauern und Adeligen, umgeben von kleinen Knechthäusern, die für die Bewirtschaftung des Grundbesitzes sorgten. Im stattlichen, um 1900 erbauten Backsteinbau kämpfte früher ein Kaminofen gegen die von außen eindringende Kälte. Denn Schlagregen führt bei einem steinsichtigen Ziegel zu hohen Feuchtegehalten im Mauerwerk mit großem Wärmeverlust.

Zwei gescheiterte Versuche einer Innendämmung

Im Laufe der Jahrzehnte wuchsen aber die Ansprüche an die Wohnbehaglichkeit. Deshalb wurde durch ein raumseitiges Bekleben der Außenwände mit einer Polystyroltapete vor vielen Jahren der erste Versuch unternommen, die Situation energetisch zu verbessern. Der ungute Ausgang dieses Versuches war für Fachleute keine Überraschung. Denn für die Funktionalität eines Innendämmstoffs ist die kapillare Leitfähigkeit bezüglich eines möglichen Tauwasseranfalls in der Konstruktion ebenso wichtig wie für Wasser, das von außen eindringt.

Beim zweiten Versuch einer Innendämmung wurden zumindest einige bauphysikalische Erkenntnisse berücksichtigt. Der Vorbesitzer baute vor etwa fünf Jahren eine weitere Innendämmung hinter einer Vorsatzschale ein. Der Aufbau der Vorsatzschale entsprach der damalig häufig geübten Praxis: eine Folie als Dampfsperre, 5 cm Lattung mit Mineralfaserplatte und Abschluss mit Gipsfaserplatten. Bei Öffnung dieses Aufbaus zwecks Überprüfung der Funktion stellte man erhebliche Kondensfeuchte auf der Dampfsperre fest. Da der neue Besitzer eine hochwertige Nutzung der Räume plante und Schimmelgefahr drohte, beschloss man die alte Dämmung zu demontieren und den neuen Wandaufbau mit dem iQ-Therm-System von Remmers durchzuführen. Der Hauptgrund: Die Außenmauern sind ein Vollmauerwerk ohne Hohlschicht, noch dazu mit schadhafter Verfugung. Die Fassade wird in dieser Küstenregion von außen mit Sturm und Schlagregen stark belastet. Ein Feuchtestau an beiden Seiten der Dampfsperre ist also unvermeidlich. Aus diesen Gegebenheiten resultierte die bauphysikalische Forderung eines kapillaraktiven, dampfdiffusionsoffenen Systems in beide Richtungen. Das Ziegelhaus war also ein klassischer Fall für iQ-Therm – einem System, bei dem es darum geht, die Forderungen der Energie-Einsparverordnung beziehungsweise den Wunsch der Bewohner und Bauherren nach energetischer Ertüchtigung ihres Hauses zu erfüllen.

Sichtmauerwerk mit defektem Fugennetz

Beim Gulfhaus Valkenhof handelt es sich um ein altes Sichtmauerwerk mit den typischen Merkmalen eines einschaligen Ziegelvollmauerwerks mit defektem Fugennetz. Die Schlagregenbelastung führt hier zwangsläufig zu einer Feuchtigkeitsanreicherung im Wandquerschnitt, die bei konventionellen Innendämmungen  bislang keine Berücksichtigung fand. Ihr wichtigstes Merkmal war der Einbau einer Dampfsperre, um Wasserdampfdiffusion beziehungsweise Kondensation im Bauteilinneren zu verhindern. Diese gelang jedoch auch mit der zweiten Innendämmung nur unvollkommen, denn Bauteilanschlüsse und Bauteildurchdringungen sowie Verformungen (zum Beispiel Balkenköpfe von Holzbalkendecken) waren nicht zu 100 Prozent hermetisch dicht zu bekommen.

Der prinzipiell positiven Eigenschaft, Wasserdampfdiffusion beziehungsweise Kondensation im Bauteilinneren zu vermeiden, stand aber die Behinderung der Austrocknung nach Schlagregen in Richtung Gebäudeinneres entgegen.

Dieses Problem gilt mit Erfindung des „intelligenten” Innendämm-Systems als gelöst. Diese kapillaraktive und diffusionsoffene Dämmung besitzt ein hohes Trocknungspotential, das auch bereits vorgeschädigten Bauteilen zugute kommt. Die hygroskopische Speicherfähigkeit puffert Feuchtespitzen der Innenraumluft und trägt zur Regulierung und Verbesserung des Innenklimas bei. Die Kapillaraktivität sorgt für eine schnelle und großflächige Verteilung der Feuchte in der Dämmung während der Winterperiode. Dadurch wird die Trocknung beschleunigt und die Dämmwirkung verbessert.

Innendämmung von Ziegelsichtmauerwerk
mit kapillaraktiven Platten

Bei der Innendämmung des kleinen Gulfhofs in Marienwehr kam die iQ-Therm-Platte von Remmers zum Einsatz. Dabei handelt es sich um eine hoch dämmende Polyurethanschaumplatte, die mit regelmäßigen, senkrecht zur Oberfläche stehenden Lochungen versehen ist, die mit einem hoch kapillaraktiven mineralischen Mörtel verfüllt sind. Damit dieser seine bauphysikalischen Eigenschaften voll ausspielen kann, mussten die Handwerker die Platten auf der Innenseite der Ziegelaußenwände vollflächig mit dem zum System gehörenden Klebemörtel iQ-Fix befestigen. Vorab galt es für sie jedoch noch den nicht planebenen und tragfähig Untergrund zu egalisieren. Denn um eine vollflächige Anbindung der  Platten über den Klebemörtel zu gewährleisten, musste zunächst der Altputz entfernt und eine neue Putzlage aufgezogen werden. Erst danach konnten die Innendämmplatten verklebt und mit iQ-Top als Armierungs- und Oberputz beschichtet werden. Hierzu zogen die Handwerker den porosierten, mineralischen Leichtmörtel in einer Schichtdicke von etwa 5 mm mit der Zahnkelle auf und arbeiteten darin das Armierungsgewebe iQ-Tex mit dem Glätter in senkrechten Bahnen faltenfrei ein. Der Auftrag der zweiten Lage iQ-Top erfolgte frisch in frisch in einer Dicke von etwa 10 mm.


Autor

Dipl.-Ing. Jens Engel ist Produktmanager Fassadenschutz, Baudenkmalpflege und Energetische Instandsetzung bei der Firma Remmers Baustofftechnik in Löningen.

Zwei Versuche einer Innendämmung waren bereits gescheitert

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