Zündstoff Arbeitssicherheit – So befreit sich der Bauhandwerker aus dem Bürokratie-Dschungel

Wenn es um das Thema Arbeitssicherheit geht, versteht der Gesetzgeber keinen Spaß. Eine Flut von Vorschriften regelt im sogenannten Arbeitsschutzgesetz, welche Maßnahmen ein (Bau-)Unternehmer zu ergreifen hat, um für die Sicherheit seiner Mitarbeiter zu sorgen – ein Graus für viele Bauhandwerker, die mit dem Wust an Dokumenten und Auflagen schlichtweg überfordert sind.

Den gesetzlichen Verpflichtungen in Sachen Arbeitssicherheit nachzukommen, erscheint vielen Bauhandwerkern vollkommen aussichtslos. Da hilft es auch nicht, dass die Berufsgenossenschaften regelmäßig Schulungen anbieten - spätestens bei der Umsetzung ist der Unternehmer ganz auf sich gestellt und das überfordert die meisten. Nicht wenige lassen deshalb das Thema kurzerhand vollkommen außen vor oder tun, mehr schlecht als recht, gerade mal das Nötigste - ein gewaltiges Risiko für den Unternehmer selbst – und für seine Mitarbeiter.

 

Meist geht die Sache gut, solange nichts Gravierendes passiert. Kommt es jedoch zu einem Arbeitsunfall und kann der Unternehmer seine Unterweisungs- und Dokumentations-Pflichten nicht lückenlos nachweisen, ist er für den Unfall in vollem Umfang (mit) haftbar. Und dabei ist er selbst in der Beweispflicht – nicht etwa der Gesetzgeber.

 

Trotzdem ist das Thema für viele Bauunternehmer lästig, bürokratisch überlastet und äußerst prekär. Dass Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander klaffen, stellt auch Peter Haas, Berater im Bauhandwerk, immer wieder fest. „In meiner Praxis nehme ich so gut wie gar nicht wahr, dass das Thema irgendwo wirklich adäquat behandelt wird“, sagt Haas. Der gelernte Bauhandwerker und Betriebswirt berät seit 10 Jahren Bauunternehmer und hat wie kaum ein anderer Einblick in die Praxis des Bauhandwerks. „Es ist ja gar nicht mal so, dass die Bauunternehmer unwillig wären, was das Thema Arbeitssicherheit angeht, auch wenn es manchem so erscheinen mag“, erklärt er. „Die meisten sind schlichtweg überfordert und scheitern einzig und allein an der für sie aussichtslos erscheinenden Umsetzung. Die wissen gar nicht, wo sie anfangen sollen und wie sie das machen sollen, was der Gesetzgeber von ihnen verlangt. Kein Wunder, dass sie verärgert oder sogar aggressiv reagieren und den Sinn des gesetzlichen Vorschriftenberges hinterfragen. Und viele machen am Ende vor lauter Verzweiflung einfach gar nichts.“

 

Mit seiner Gesellschaft für Management und Organisation im Handwerk (GMOH) hat Haas deshalb jetzt ein Konzept entwickelt, das für jeden Bauunternehmer – unabhängig von Art und Größe des Unternehmens - geeignet ist, und ihm helfen soll, das lästige Thema Arbeitssicherheit umfassend, einfach und effizient anzugehen. Ziel ist es, die Umsetzung und Anwendung der Vorschriften radikal zu vereinfachen.

 

Das System basiert auf drei Säulen:

Zunächst werden die für das Unternehmen relevanten allgemeinen Themen und grundsätzliche Festlegungen erfasst, dokumentiert und hinterlegt. Danach werden alle ausführungsrelevanten Themen – also die Gefahren auf den einzelnen Baustellen – ermittelt.  Schließlich werden in einem dritten Schritt die Mitarbeiter entsprechend eingewiesen, wofür es je nach Unternehmenspraxis unterschiedliche Varianten gibt. 

 

Da das Hauptproblem für den Bauhandwerker – aus Sicht von Haas - das effiziente Sichten und Umsetzen der gigantischen Menge an gesetzlichen Informationen und Vorschriften ist, setzt er bei der Lösung des Problems genau hier an: Kern des Systems ist die gezielte und auf den einzelnen Bauhandwerker individuell zugeschnittene Nutzung einer neuartigen Datenbanklösung. Diese wurde von einem Luxemburger Unternehmen entwickelt und steht in ganz Europa (und dadurch übrigens auch in allen europäischen Sprachen) zur Verfügung. Die Firma bietet eine webbasierte Dienstleistung an, die einen effizienten Umgang mit den komplexen europäischen Vorschriften ermöglicht – unter anderem eben auch im Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutz.

 

„Diese Datenbank nutzen wir geschickt für unsere Zwecke. In der Praxis wird das so aussehen, dass der jeweilige Bauhandwerker einen auf sein Unternehmen zugeschnittenen Zugang zu einer webbasierten Datenbank erhält“, erklärt Haas. „Er selektiert dann per Auswahlmenü die jeweils relevanten Daten. Alle Datenblätter und Formulare werden dann schon mit dem eigenen Firmenlogo ausgeworfen – komfortabler geht es eigentlich nicht.“

 

Das System ist grundsätzlich für jeden Betrieb interessant, insbesondere natürlich für Betriebe mit einer Führungsstruktur. Die Vorteile für den Bauunternehmer liegen dabei klar auf der Hand: Das brisante Thema Arbeitssicherheit wird greifbar und transparent, der Unternehmer kann seinen gesetzlichen Verpflichtungen nachkommen und minimiert sein Risiko. Zudem hat er konkrete wirtschaftliche Vorteile durch die Vermeidung von Beitragszuschlägen bei den Berufsgenossenschaften und das Verhindern von Unfällen und Ausfallzeiten im eigenen Unternehmen mit allen damit verbundenen Kosten (Lohnfortzahlung, Doppelbelastung usw.).

 

Die Einführung des Systems bedeutet neben diesen vielfältigen inhaltlichen Aspekten aber auch eine enorme Zeitersparnis für den Unternehmer – die sich natürlich wirtschaftlich niederschlägt und in konkreten Zahlen messen lässt. „Durch die standardisierten Lösungen“, so Haas, „können bis zu vier Bauleiter-Stunden pro Bauvorhaben eingespart werden.“ Der Aufwand für die Installation des Systems ist dabei vergleichsweise gering. Haas bietet drei Schritte an: Den grundsätzlichen Aufbau des Systems – also die Selektion aller relevanten Vorschriften für das Unternehmen und die  Anpassung an die Praxis des Unternehmens, jährliche Mitarbeiterunterweisungen (in Form von Workshops mit  Prüfungsfragen), sowie ein Nachhaltigkeitspaket, das unter anderem jährliche Arbeitsplatzbegehungen, Dokumentenpflege und Weiterentwicklung umfasst.

Haas selber ist begeistert von der entwickelten Lösung. Das Thema Arbeitssicherheit war ein Dauerbrenner bei seinen Kunden und die Hilflosigkeit vieler Bauunternehmer in diesem Bereich bereitete Haas einiges an Kopfzerbrechen. „Es ging ja nun darum, ein hoch komplexes Thema transparent zu machen und ein einfaches Procedere zu entwickeln, dass es jedem Bauhandwerker ermöglich, seiner Fürsorgepflicht nachzukommen und die Vorschriften des Gesetzgebers einzuhalten, ohne gleich selbst zum Experten für Arbeitssicherheit werden zu müssen, oder tief in die Tasche zu greifen. Das ist uns gelungen und darauf bin ich, unter uns gesagt, auch ein bisschen stolz. Ich freue mich immer, wenn wir praxisnahe Lösungen finden, die vielseitig und bezahlbar sind.“

 

Weitere Informationen unter www.gmoh.de

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