Effektiver Arbeitsschutz dank BG Bau Förderung am Beispiel Staubprävention

Die BG Bau unterstützt ihre rund 625 000 Mitgliedsunternehmen mit einer Palette an Arbeitsschutzprämien. Diese reichen von den Kategorien Absturz und UV-Strahlung bis hin zu Staub und Gefahrstoffe.

Knapp 130 000 meldepflichtige Arbeits- und Wegeunfälle sowie Berufskrankheiten, davon fast 600 mit Todesfolge. Diese Zahlen der BG Bau, die mit rund drei Millionen Versicherten zu den großen Berufsgenossenschaften in Deutschland gehört, beziehen sich allein auf das Jahr 2020 und machen deutlich: Das Thema Arbeitssicherheit ist so präsent wie eh und je. Denn nur effektive Arbeitsschutzmaßnahmen können dabei helfen, diese Fälle zu reduzieren. Darüber hinaus sorgen sie gleichzeitig für mehr Motivation der Beschäftigten und sind wichtige Voraussetzung für einen störungsfreien Betrieb sowie weniger Ausfalltage.

TRGS 559 „Quarzhaltiger Staub“

Staubschutz als solcher wird schon lange eingefordert. Aber besonders in den vergangenen Jahren hat das Thema an Fahrt aufgenommen. Auslöser dafür war die deutliche Absenkung der Grenzwerte seit 2014. Zwei wichtige Beispiele dazu: Der Grenzwert für alveolengängigen Staub, der bis in die Lunge gelangt, liegt nur noch bei 1,25 mg/m3 und für quarzhaltigen alveolengängigen Staub bei 0,05 mg/m3. Letzterer stellt die größte Herausforderung für das Baugewerbe dar. Denn die meisten Baustoffe mineralischer Art enthalten Quarz, wie etwa Ziegel, Fliesen oder Beton. Bei der Verarbeitung entsteht also zwangsläufig quarzhaltiger Feinstaub. Somit rückten geeignete Maßnahmen zum staubarmen Arbeiten und auch zur Überwachung ebendieser noch stärker in den Fokus.

In diesem Zusammenhang wurde erst im April 2020 eine neue technische Regelung für Gefahrstoffe veröffentlicht: TRGS 559 „Quarzhaltiger Staub“. Sie beschreibt genau, worauf Handwerker achten müssen und legt Mindestmaßnahmen fest, wie zum Beispiel die Verwendung eines Entstaubers der Staubklasse M, wenn mit mineralischen Baustoffen gearbeitet wird. Solche speziellen Bauentstauber sind bereits seit 2013 ein Bestandteil des Förderprogramms der BG Bau.

Entstauber der Staubklasse M

Walter Gunreben, Referent für Staubschutzmaßnahmen im Referat Gefahrstoffe der BG Bau, zieht dazu ein positives Resümee: „Während wir zu Beginn noch um die 3600 M-Entstauber bezuschusst haben, sind es heute mehr als doppelt so viele. Es gibt auch Betriebe, die sich schon zum zweiten oder dritten Mal dasselbe Produkt fördern lassen, weil sie von der Funktionsweise überzeugt sind. Das ist auch ein wichtiger Aspekt für all unsere Förderprogramme: Wir subventionieren keine Standardprodukte, sondern nur Geräte, die unseren Anforderungskatalog erfüllen. Eine Vielzahl davon testen wir selbst. Denn wir möchten, dass die Handwerker mit den Produkten die Erfahrung machen, dass staubfrei auch unkompliziert geht. Nur so erzielen wir ein langfristiges Umdenken und stimulieren zusätzlich den gesamten Markt.“

Insgesamt hat sich der Absatz von Bauentstaubern laut Gunreben deutlich erhöht: „2013 hatten viele Fachhändler Entstauber der Staubklasse M noch nicht einmal auf Lager, heute machen sie etwa 80 Prozent der in dem Segment verkauften Geräte aus – sogar in Baumärkten. Dabei werden mittlerweile deutlich mehr dieser Geräte verkauft, als sie bei uns gefördert werden. Wir haben eine Entwicklung am Markt gestartet, die mittlerweile fast ein Selbstläufer geworden ist.“ Das sei das Ergebnis verschiedenster Maßnahmen rund um das Thema Staubschutz, nicht nur durch die BG Bau, sondern auch durch diverse Branchenverbände und das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS).

COPD als Berufskrankheit

Der Ärztliche Sachverständigenbeirat Berufskrankheiten des BMAS berät aktuell darüber, ob die Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung (COPD) durch Quarzstaub als Berufskrankheit einzuordnen ist. Laut dem Portal www.copd-aktuell.de leiden allein in Deutschland rund 6,8 Millionen Menschen an COPD. Berufsbedingte Belastungen durch Dämpfe, Chemikalien, Staub oder andere Schadstoffe sind demnach bei etwa 15 bis 20 Prozent der Betroffenen die wahrscheinliche Ursache. „Das sind Zahlen, die uns genug Anlass geben, weiterhin Aufklärungsarbeit zu leisten. Das Thema Staubprävention wird also noch mehr Raum einnehmen“, so Gunreben.

Staubprävention ist Wertschätzung der Mitarbeiter

Aber Staubprävention ist nicht nur aus gesundheitlicher Sicht ein wichtiges Thema. Betriebe, die aktiven Staubschutz betreiben, bringen ihren Mitarbeitern Wertschätzung entgegen. Ein sauberes und sicheres Arbeitsumfeld ist besonders in Anbetracht des Nachwuchs- und Fachkräftemangels nicht unerheblich. Ebenso erfüllen sie so auch die Ansprüche ihrer Kunden – sei es im industriellen oder privaten Umfeld. Wer heute beispielsweise sein Bad saniert, möchte den Rest des Hauses trotzdem ohne Beeinträchtigungen bewohnen können. Saubere, staubarme Arbeitsvorgänge zahlen also auf das Image ein. Und auch zwischen den einzelnen Gewerken auf einer Baustelle hat sich die Erwartungshaltung verändert, nach dem Motto „Staub mich nicht ein“. Und zuletzt werden durch staubarme Arbeitsweisen nach Erkenntnissen der Hersteller auch ihre Maschinen geschont.

Was Mitglieder der BG Bau tun müssen, um sich die Förderung zu sichern

Zunächst einmal gilt es natürlich zu identifizieren, an welchen Stellen im eigenen Betrieb in Sachen Arbeitssicherheit nachgerüstet werden muss. Dabei dient die Website der BG Bau als gute Hilfestellung. Denn dort finden sich nicht nur allerlei Informationen und Tipps in Text- und Videoform, sondern auch eine Übersicht sämtlicher geförderter Produkte. Allein in der Kategorie Gefahrstoffe und Staub sind 19 Bereiche aufgeführt – von Absaugbohrern über Bauentstauber und Luftreiniger bis zu staubarmen Handmaschinen.

Geht es um die konkrete Beratung zu einer Maschine lohnt sich der Besuch im stationären Fachhandel. Nach dem Kauf muss nur noch online der Förderantrag ausgefüllt werden, um schlussendlich die Prämie überwiesen zu bekommen. Im Falle der Bauentstauber sind das pro Maßnahme 50 Prozent der Anschaffungskosten, beziehungsweise maximal 200 Euro für Bau-Entstauber ohne erweiterte Warneinrichtung und maximal 300 Euro für Bau-Entstauber mit erweiterter Warneinrichtung.

Autor

Jan Martijn ist Senior Productmanager Europe & Pacific bei der Nilfisk GmbH in Bellenberg.

Voraussetzungen für die
beitragsabhängige BG-Bau-Förderung

 

Die BG Bau fördert Unternehmen ab einem Beitrag von 100 Euro und mindestens einer oder einem Beschäftigten.
Die jeweilige Fördersumme (100 bis 20 000 Euro jährlich)
ist abhängig von der Höhe des BG-Beitrags.
Die BG Bau unterstützt Unternehmerinnen und Unternehmer ohne Beschäftigte mit einer Fördersumme von bis zu 250 Euro je Kalenderjahr, wenn sie eine freiwillige Versicherung bei der BG Bau abgeschlossen haben.
Kleinere Betriebe können Fördersummen auch über mehrere Jahre
ansparen. 

Gut zu wissen: Speziell in der Kategorie Absturzprävention bietet die BG Bau eine beitragsunabhängige Förderung. Dadurch erhalten auch kleine Betriebe mit wenig Beschäftigten und geringeren Beiträgen hohe Zuschüsse von bis zu 10 000 Euro.

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