Holzrestaurierung der Raumschalen im Palais Oppenheim in Köln

Restaurierung ist nachhaltig.  Bauforscherin Dr. Sabine Lepsky und Restaurator Thomas Lehmkuhl sind überzeugt: Im Kölner Palais Oppenheim stecken viele Elemente bauzeitlicher Handwerkskunst, von der sich die heutige Bauwelt mehr als eine Scheibe abschneiden könnte.

Während im ersten Bericht über das Palais Oppenheim in bauhandwerk 1-2.2022 auf den Umbau mit neuem Dachgeschoss des Hamburger Architekturbüros RHWZ Renner Hainke Wirth Zirn Architekten und in bauhandwerk 4.2022 auf die Restaurierung des Stucks und der Malerarbeiten eingegangen wurde, stehen in diesem Beitrag die Restaurierungen der Holzelemente im Mittelpunkt. Besonders aufwändig war hierbei die Innenausstattung des Gartensaals, durch den die imposante Blickachse in der Beletage des Palais über die Terrasse hinweg auf den Rhein führt. Der Gartensaal mit seinen Spalieren aus Holz in den Laibungen und Wandelementen erinnert wie auch viele andere Elemente in der Villa an die Architektur der Luxusschiffe und -hotels, die Mewès zu dieser Zeit gemeinsam mit seinem Büropartner Arthur Joseph Davis plante.

Erneuerung der Anstriche auf den Spalieren im Gartensaal

Ähnlich wie auch schon bei den Malerarbeiten an anderer Stelle in der Beletage, über die im zweiten Beitrag über die Restaurierungsarbeiten des Palais Oppenheim berichtet wurde, ließen auch die Anstriche dieser Spaliere der vergangenen Jahrzehnte Zweifel an einem verantwortungsvollen Umgang mit der Bausubstanz wach werden.

Der Gartensaal der Villa Oppenheim in Köln nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten Der Gartensaal der Villa Oppenheim in Köln nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten
Foto: Jochen Stüber

Der Gartensaal der Villa Oppenheim in Köln nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten
Foto: Jochen Stüber
„Die jüngste Farbgebung der Anstriche der Spaliere, die wir vorgefunden haben, war eine Kombination aus Kontrastweiß und Giftgrün“, beschreibt Lehmkuhl den Zustand. Ein Abtragen der Beschichtungen und eine Neubeschichtung gemäß bauzeitlicher Farbgebung in einem warmen Lindgrün und einem Warmweiß erlaubte keine Bearbeitung vor Ort. Laufnasen der Farbbeschichtung und eine Verschmutzung der benachbarten Elemente wären programmiert gewesen. Stattdessen baute das Team die Spaliere Element für Element aus, um die Restaurierung in der Werkstatt vorzunehmen.

Die 15 mm breiten und 2,5 mm dicken Spaliere, die sich kreuzartig überlagern, wurden Element für Element voneinander getrennt und behandelt. Die einzelnen Holzleisten waren zu seiner Zeit systematisch in einem regelmäßigen Rhythmus mit kleinen Nägelchen miteinander verbunden. „Man hatte nach einiger Zeit den Eindruck, dass die konstruktiven Verbindungen der einzelnen Holzelemente sehr systematisch und sorgfältig ausgeführt worden sind und konnte schon erahnen, wo die nächste konstruktive Verbindung sein würde. Aufgrund dieser systematischen und nachvollziehbaren Befestigung der Elemente ist der Wiederaufbau nach erfolgter Restaurierung sehr zuverlässig und passgenau möglich gewesen.“ Gemäß Lehmkuhl daher ein hervorragendes Beispiel für nachhaltiges Bauen bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sowohl im Sinne der Denkmalpflege aber auch im Sinne einer reversiblen und klebstofffreien Konstruktionsart wurden bei der Restaurierung die Verbindungspunkte der Spaliere entsprechend bauzeitlicher Verbindung wieder mit kleinen Nägeln befestigt - für Lehmkuhl eine Selbstverständlichkeit: „Heutzutage würde man alles mit Kunstharzkleber oder Silikon miteinander verbinden, aber damals hat man auf handwerklich-konstruktive, reversible Verbindungen geachtet.“ Um eine dünne tragfähige Schicht für die Neubeschichtung herzustellen, wurden die vorhandenen Schichten nicht abgebeizt oder abgestrahlt, sondern mit Skalpellen abgetragen. Die neue Beschichtung mit einer Farbigkeit gemäß dem Ursprungszustand wurde mit einem Alkydharzanstrich vorgenommen. Um einen möglichst gleichmäßigen Farbauftrag zu erreichen, trugen die Restauratoren die Farbe im Sprühverfahren in der Werkstatt auf. Die Verkleidungselemente verbauten sie im Anschluss segmentweise wieder im Gartensaal.

Neue Goldverzierungen auf den Holzelementen im Mahagonisaal

Auch die Goldverzierungen auf den Holzelementen im so genannten Mahagonisaal erneuerten die Restauratoren mit Blattgold.

Eine Restauratorin bei der Erneuerung der Blattgoldbeschichtung der Verzierungen aus Holz für den Mahagonisaal Eine Restauratorin bei der Erneuerung der Blattgoldbeschichtung der Verzierungen aus Holz für den Mahagonisaal
Foto: Thomas Lehmkuhl / LRP Fachplanungsbüro in der Denkmalpflege

Eine Restauratorin bei der Erneuerung der Blattgoldbeschichtung der Verzierungen aus Holz für den Mahagonisaal
Foto: Thomas Lehmkuhl / LRP Fachplanungsbüro in der Denkmalpflege
Einige Ausbesserungen aus jüngerer Zeit wurden mit einer Farbe im Goldton ausgebessert, bei der es sich um ein Imitat von Gold mit Partikeln aus Bronze handelte. Auch hier willigte der Bauherr in eine hochwertige und entsprechend auch hochpreisige Restaurierung der Elemente ein.

Wandelemente aus Mahagoni mit Schellack restauriert

Die Bezeichnung Mahagonisaal eines Raumes im südlichen Teil des Palais verrät bereits die Holzart, die dort verbaut wurde. Die Wandelemente aus Mahagoniholz hatten eine teils schadhafte Beschichtung mit Schellack, die ebenfalls erneuert werden musste.

Der Mahagonisaal der Villa Oppenheim in Köln nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten Der Mahagonisaal der Villa Oppenheim in Köln nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten
Foto: Jochen Stüber

Der Mahagonisaal der Villa Oppenheim in Köln nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten
Foto: Jochen Stüber
Die Farbunterschiede zwischen Elementen mit altem und neuem Schellack sind unvermeidbar. Dies hatte für das Team von Thomas Lehmkuhl die Konsequenz, dass entlang von imaginären Nähten elementweise die Lacke erneuert worden sind. Eine punktuelle Ausbesserung von Lacken würde einen Effekt erzeugen, der einem Flickenteppich ähnlich wäre – angesichts des Anspruchs an qualitätvolle Restaurierungen absolut keine Option. Das Aufbringen von Schellack in mehreren Schichten erfordert äußerste Sorgfalt und benötigt konstante Bedingungen bezüglich Feuchtigkeit und Temperatur. Auch hierbei war es erforderlich die Arbeiten in der Werkstatt vorzunehmen, um die optimalen Bedingungen für die Restaurierung herzustellen.

Moderne Fenster für den historischen Bestand

Der Blick nach draußen Richtung Rhein wurde von den drei Sälen im Osten des Palastes von Fenstern mit zusätzlichen Rollläden aus Holz gerahmt, die durch die jüngsten Umbauten durch ein Kastenfenstersystem ertüchtigt wurden. Um vor dem Lärm der stark befahrenen Uferstraße des Rheins zu schützen und gleichzeitig einen hohen Wärmeschutz zu erreichen, war während des Umbaus ein Ersatz der Fenster erforderlich. Diese wurden als Sonderanfertigung - wie viele andere Objekte im Gebäude ebenfalls - in die Laibungen eingesetzt. Eine besondere Herausforderung war der Anschluss der modernen Fenster an die bauzeitlichen Bekleidungen.

Notizen in französischer Schreibschrift

Bei Wandfreilegungen machte das Team eine kleine, bauhistorische Entdeckung: Notizen in französischer Schreibschrift zierten die rohen Wände. Es handelte sich um originale Notizen der bauzeitlichen Handwerker und Handwerkerinnen, über die sich die vorgefertigten Wandbekleidungen passgenau montieren ließen. „Nicht nur die historische Bausubstanz, sondern sogar beiläufige Dinge wie die Notizen und Beschriftungen auf den Rückseiten der Holztafeln zur Zuordnung am Bauwerk waren in „Schönschrift“ ausgeführt“, schwärmt Lehmkuhl von den Funden auf der Baustelle.

Fazit

Dr. Sabine Lepsky ist nun, einige Monate nach Abschluss der Arbeiten im Palais Oppenheim, mehr als zufrieden: „Ich persönlich freue mich sehr, dass es bei den Bau- und Restaurierungsarbeiten in der Beletage gelingen konnte, hohe technische Ansprüche mit einem denkmalgerechten Umgang mit dieser hochwertigen Ausstattung kombinieren zu können.“

 

Autorin

Nathalie Brum, geb. Gozdziak, ist Architektin, Journalistin und Klangkünstlerin. 2014 schloss sie ihr Architekturstudium an der RWTH Aachen ab und arbeitet seitdem als Architektin in Köln.

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