Wie man eine Spachtelmasse aus Mikrozement mehrschichtig richtig verarbeitet

Unter Mikrozement versteht man die Verarbeitung von Spachtelmasse auf zementärer Basis in mehreren Schichten mit einer Gesamtauftragsdicke von bis zu 3 mm. Mehrere Zwischenschliffe sind nötig. Durch die individuelle Pigmentierung und die manuelle Verarbeitung entsteht ein echtes Unikat.

Francisco Jess Rodríguez (40 Jahre) ist Geschäftsführer des Handwerksbetriebs „Blanco Seda Pintura“ in Barcelona, das auf Malerarbeiten für Dekoration und Industrie, auf die Anwendung von Mikrozement und Bodenbeläge spezialisiert ist. Er und sein Team kennen sich mit Qualitätsunterschieden und der Verarbeitung von Mikrozement genau aus und wissen, worauf es für eine korrekte Anwendung und ein perfektes Finish ankommt.

Sein Malerbetrieb verarbeitet seit über 15 Jahren hochwertig Mikrozement. Und das so erfolgreich, dass er Aufträge auf Mallorca, Menorca, Ibiza und im Ausland in Berlin, London und sogar den USA entgegennimmt.

Mikrozement wird immer häufiger nachgefragt

„Werke mit Charme und Eleganz, perfekte Ausführung, ein personalisiertes Design und gute Arbeit“, so fasst Francisco Rodríguez die kurze Fotopräsentation von fertiggestellten Arbeiten auf der Halbinsel und den Balearen – allesamt tolle, hochwertige und größtenteils luxuriöse Objekte – zusammen.

In südlichen Ländern wie Italien und Spanien sind fugenlose Böden und Wände besonders in der Inneneinrichtung sehr gängig – und selbst bei Möbeln und Objekten im priva­ten Bereich oder im Ladenbau außergewöhnlich attrak­tiv. Aber auch in Deutschland finden sich immer mehr Interessenten dafür: momentan noch eher in Wohnungen und Häusern mit gehobenen Standard, aber zunehmend auch in Restaurants und im Ladenbau.

Auf die richtige Verarbeitung kommt es an

Mikrozement wird von verschiedenen Herstellern angeboten – in unterschiedlichen Qualitäten und mit unterschiedlichen Verarbeitungsweisen. Blanco Seda hat zu Beginn verschiedene Hersteller getestet, setzt allerdings nun seit Langem auf den spanischen Hersteller TT Top Ciment.

Der Hersteller stellt hochwertige Produkte her, die hervorragend verarbeitet werden können, eine hohe Haftung auf dem Untergrund haben, schnell aufgetragen und eingesetzt werden können.

„Am Ende hängt das Ergebnis zu 30 Prozent vom Material und von der Qualität des Materials ab und zu 70 Prozent von der Verarbeitungsweise. Neben der Zertifizierung als Anwender der Marke haben wir im Laufe der Jahre unser Know-How zur Verarbeitungsweise immer weiter ausgebaut“, sagt Francisco Rodríguez.

Bei der Verarbeitung von Mikrozements ist es wichtig, dass der Untergrund tragfähig ist. TT Top Ciment bietet insgesamt drei verschiedene Materialarten an:

„MicroFino“: ist ein Belag für Wände in Bädern, ­Küchen und Mobiliar, der verschiedene Finish-Effekte gestattet

„MicroDeck“: wegen seiner Beständigkeit am besten als Bodenbelag für Innen und Außen geeignet

„MicroStone“: für stark beanspruchte Industrie­böden und wegen seiner Rutschfestigkeit besonders für den Außenbereich geeignet

Immer unter guten Lichtverhältnissen arbeiten

Der komplette Beschichtungsaufbau des Mikrozements beträgt etwa 2,5 bis maximal 3 mm. Um Unebenheiten auszugleichen, achten die Handwerker darauf, dass sie immer unter guten Lichtverhältnissen arbeiten. Deshalb haben sie oft mehrere Baustrahler und Lichtquellen dabei, um die Oberflächen bei den verschiedenen Schichten gut im Blick zu behalten. „Besonders hilfreich ist dabei der Baustrahler Syslite Duo, der durch seinen großen Streuwinkel tageslichtähnliche Lichtverhältnisse garantiert“, so Francisco Rodríguez.

Bearbeitung von Mikrozement in acht Schichten

Im ersten Schritt legt man das Gewebe ein und trägt mit der Walze den Dispersions-Tiefgrund „Recina/Kunststoff“ dünn auf. Damit wird der Untergrund abgesperrt.

Dann rührt man „Microcemento Base“ mit Acrylharz an (10 kg „Microcemento Base“ zu 4 Liter Acrylharz). Hier und bei allen Mischvorgängen muss man unbedingt darauf achten, dass man die vom Hersteller angegebenen Mischverhältnisse und Mischzeiten einhält, sonst kann es vorkommen, dass die Trockenzeit bis zu 24 Stunden andauern kann. Nach dem Mischen trägt man das Material mit einer Edelstahlspachtel auf und zieht es auf Kornstärke ab.

Ist die Oberfläche ausgehärtet wird ein erster Zwischenschliff ausgeführt: Hierbei vertraut Blanco Seda seit Jahren auf den Getriebe-Exzenterschleifer „Rotex RO 150“ oder Exzenterschleifer „ETS 150/5“ beziehungsweise „ETS EC 150/5“ und Schleifmittel „Granat“ mit Körnung P80 bis P120.

Die nächste Schicht wird genau wie die zweite angemischt, aufgetragen und geschliffen. Allerdings wird dem Material Pigment beigemischt.

Für die vierte Schicht rührt man „Microcemento Fino“ mit Acrylharz im Mischungsverhältnis 10 kg „Microcemento Fino“ zu 5 Liter Acrylharz an, trägt das Material mit der Edelstahlspachtel auf und zieht es auf Kornstärke ab. Diese Schicht wird mit der Körnung P100 bis P150 zwischengeschliffen.

Bei der fünften Schicht geht man genauso wie bei Schritt vier vor, allerdings unter Zugabe von Pigment.

Als sechste Schicht wird Acryl Sperrgrund auf die Fläche mit der Walze auftragen. Die Schichten sieben und acht bestehen aus einer Versiegelung der Oberfläche mit zwei Komponenten, die mit einer kurzflorigen Walze aufgetragen werden.

Qualitätsarbeit siegt

„Bei Blanco Seda wenden wir eine Verarbeitungsweise mit zwei Komponenten an – also das Mischen mit Acrylharz auf  Wasserbasis. Denn nur so erreichen wir eine Oberfläche, die hart, robust und somit auch langlebig ist. Für den Kunden bietet diese Variante ein langfristig hochwertiges Ergebnis ohne Farbveränderungen sowie ein hohes Maß an Zufriedenheit. Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass dies die Oberfläche bei Mikrozement härter, robuster und langlebiger macht“, bestätigt Francisco Rodríguez. Zudem empfiehlt er die Bi-Komponente auf jeden Fall in Küche und Bad, denn damit werde vermieden, dass beispielsweise Fett- und Pflegemittelrückstände auf der Oberfläche sichtbar werden und nicht mehr entfernt werden können.

Auch die Absaugung bei der Arbeit mit Mikrozement sei enorm wichtig. Der umherfliegende Staub lege sich sonst auf die Oberfläche und könne die Qualität der Beschichtung verringern.

Farbe im Spiel

Mikrozement bietet eine Vielfalt an Farbvariationen. Meist bieten die Hersteller zur Übersicht einen Fächer mit Farbmustern an. Entscheidet sich der Kunde für eine bestimmte Farbe, muss der Handwerker die entsprechenden Farbpigmente schon bei den Schritten drei, vier und fünf einmischen. Das richtige Mischungsverhältnis wird kurzerhand mit einem vom Hersteller zur Verfügung gestellten Software- und Berechnungsprogramm kalkuliert. Am Ende intensiviert die Versiegelung nochmals die Farbe.

Autorin

Silvia Pirro ist für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Firma Festool in Wendlingen zuständig.

Mikrozement / Microcemento:

Was ist das eigentlich?

Darunter versteht man die Verarbeitung von Spachtelmasse auf zementärer Basis. Das verarbeitete Material hat eine besondere Optik und Haptik. Die Struktur wirkt gröber als Beton. Die Oberfläche ist pflegeleicht, langlebig und strapazierfähig. Daher eignet es sich vorzüglich für beanspruchte fugen­lose Flächen in Bäder, Duschen, Küchen, Außenbereiche sowie in beanspruchten Oberflächen wie in Restaurants oder im Ladenbau. Aufgrund der individuellen Pigmentierung und der manuellen Verarbeitung entsteht ein echtes Unikat. Die Oberfläche wird am Ende versiegelt und ist daher resistent gegen Schmutz, Wasser und daher auch Schimmel.

Inhaltstoffe: Mikrozement und Polymer – daher hohe Haftzugfestigkeit. Verarbeitungsweise in mehreren Schichten. Gesamtauftragsstärke ist maximal 3 mm. Mehrere Zwischenschliffstufen sind hier notwendig.

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