Akustische Optimierung des Orchesterprobenzentrums Köln

Für die Proben und CD-Aufnahmen im Orchesterprobenzentrum der Bühnen Köln bedarf es einer erstklassigen Akustik. Um dieser Anforderung zu genügen, wurde der Raum mit vorkonfektionierten Halbschalen und Deckensegeln von Siniat schalltechnisch ertüchtigt.

Die akustischen Ansprüche an Orchesterprobenräume sind hoch. Entsprechend groß sind die Herausforderungen an solcher Räume. Während sich diese bei Neubauten verhältnismäßig einfach umsetzen lassen, muss bei Bestandsbauten oft nachträglich optimiert werden. So auch beim Orchesterprobenraum  in Köln.

Nachrüsten, um Akustik zu verbessern

Die Musiker nutzen seit einigen Jahren einen Saal des in den 1980er-Jahren für den WDR erbauten Gebäudes an der Stolberger Straße. Nachdem sich die akustischen Messmöglichkeiten seit der Entstehungszeit des Gebäudes verfeinert haben, musste der Saal im Hinblick auf eine langfristige Nutzung umgebaut werden, um die Klangqualität im Raum entsprechend den heutigen Anforderungen zu optimieren. Dabei wurden Absorptionsflächen und Reflektoren geschaffen und in den Bestand integriert. „In Zusammenarbeit mit dem Akustikbüro PeutzConsult GmbH wurden diverse Ausführungen der akustisch wirksamen Maßnahmen entwickelt und abgestimmt“, erzählt der mit der Durchführung betraute Architekt Rupert Ranft vom Büro JRL Architekten. Zur Ausführung kamen schließlich von Siniat vorgefertigte Halbtonnenreflektoren an den Wänden und Breitbandabsorber in Form von Deckensegeln für die Decken.

 Vorfertigung gewährleistet Qualität

Je nach Größe der Orchesterbesetzung kann die Raumakustik durch akustisch wirksame Vorhänge verändert werden. Die Vorhänge können, sofern nicht benötigt, in sogenannte Parktaschen mit Verschlussklappen eingefahren werden. Die von PeutzConsult erarbeiteten und vorgegebenen Breitbandabsorp­tionsflächen tragen dauerhaft zur Optimierung der Nachhallzeiten bei. Die Halbtonnen wiederum bewirken eine gleichmäßige Schallstreuung im Saal. Um eine durchgängig gleich verlaufende Biegung zu gewährleisten, wurden sie entsprechend der vom Akustikbüro vorgegebenen Radien respektive dem vorgegebenen Oberflächengewicht direkt im Werk von Siniat vorgeformt und vor Ort montiert.

Freistehende Halbschalen als Lösung

Die Halbschalen ordnete man im gesamten Probenraum in zwei Etagen entsprechend der Berechnung des Akustikbüros an. „Dazu haben wir vor Ort zunächst eine Metallunterkonstruktion aus 50er UW- und CW-Profilen entsprechend den im statischen Nachweis vorgegebenen Abständen freistehend aufgestellt, also im Abstand von 5 cm zur Rückwand“, erzählt Ralf Markmann, Bauleiter der mit der Ausführung der Trockenbauarbeiten betrauten Objektplan Comfortbau GmbH. „Auf dieser Unterkon­struktion haben wir im Anschluss die Halbschalen befestigt. Da bei den vorgefertigten Elementen keine Spannung auf den Schalen ist, war dies möglich“, erklärt Markmann weiter. Die UW-Profile wurden im Hinblick auf die notwendige Schallentkoppelung an den Befestigungspunkten oben und unten mit Moosgummis unterlegt. „Zur Sicherheit haben wir auch die Mineralwolle, die als Schalldämmung dient, mit Moosgummi hinterklebt“, berichtet Markmann. Zuletzt wurden die Schraubpunkte verspachtelt und mit Malervlies beklebt.

Maßgeschneidert in mehreren Varianten

Die „LaForm“ Halbschalen hatte man zuvor im Werk von Siniat aus jeweils zwei Lagen 12,5er Gipsplatten „LaFlamm“ (GKF) gefertigt. Diese wurden geschlitzt, geformt und miteinander verklebt, ein Teil mit einem Radius von 547 mm, einem Sehnenmaß von 900 mm und einem Stichmaß von 250 mm, ein anderer Teil mit einem Radius von 528 mm, einem Sehnenmaß von 880 mm und einem Stichmaß von 250 mm. Angesichts der erforderlichen Höhe von 3,62 m wurden die bis zu 111 beziehungsweise 113 Grad gebogenen Segmentschalen zudem zweiteilig mit Höhenversatz gefertigt. „Die so gefertigten Elemente verfügen über eine ex­treme Steifigkeit und Formstabilität“, verrät Markmann. Vor Ort verspachtelten die Trockenbauer die fertige Konstruktion mit „Pallas fill“ und im Anschluss mit der pastösen Spachtelmasse „Pallas mix“, bevor sie von den Malern entsprechend der Farbwünsche der Bauherren in einem Gelbton gestrichen wurden.

Deckensegel als Reflektoren

Um den Schall an der Decke schallstreuend zu reflektieren, dabei jedoch die Lautstärke zu reduzieren, empfahl das Akustikbüro versetzte Deckensegel unter­halb der verspringenden Breitbandabsorptionspaneele, die in einer Höhe von 10 m über dem Boden angebracht werden mussten. Auch sie wurden vorgefertigt: Je zwei Lagen 12,5 mm „LaFlamm“ wurden im Werk von Siniat für Reflektorgrößen von 1500 x 1500 mm beziehungsweise 1000 x 1500 mm über einer Schablone mit einem Radius von 10 m im angefeuchteten Zustand gebogen und verleimt. Die Schnittflächen erhielten umlaufende Kanten aus Karton, um eine einheitliche Oberfläche zu gewährleisten. Vor Ort montierten die Trockenbauer die Segel entsprechend dem statischen Nachweis auf einer Unterkonstruktion aus mit Verbindern gehaltenen CD-Profilen. Diese hängten sie mit Stahlseilen an jeweils vier Punkten an der Decke ab, so dass die einzelnen Segel schwingen können. Anschließend wurde die Oberfläche verspachtelt und vom Maler gestrichen, so dass der modernisierte Orchesterprobenraum seither akustisch wie optisch den gehobenen Ansprüchen der heutigen Zeit standhält.

Autor

Frank Eickelpoth ist technischer Fachberater bei der Siniat GmbH in Oberursel.

Baubeteiligte (Auswahl)

 

Bauherr Bühnen der Stadt Köln, Köln,

http://buehnen.koeln

Architekt JRL Architekten, Köln,

www.jrl-architekten.de

Akustikbüro PeutzConsult, Düsseldorf, www.peutz.de

Trockenbauarbeiten Objektplan Comfortbau,

Mettmann, www.objektplan.de

Systemberatung Frank Eickelpoth und Sascha

Veronetzki, Siniat, Oberursel, www.siniat.de

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