Trockenestrich aus Gipsfaserplatten in Bannenburger Villa

Eine Villa aus dem 19. Jahrhunderts erhielt beim Umbau auf der alten Holzbalkendeckenkonstruktion ein Gipsfaser-Trockenestrich-System, das die Brandschutzanforderung F 90 von oben erreicht und dabei leicht, aber dennoch hoch belastbar ist und zudem den geforderten erhöhten Trittschallschutz erreicht.

„Ein Gründerzeit-Juwel“ nannte Architekt Bernhard Schellmoser die ehemalige Villa Steinbeis, als er dem Rat der oberbayrischen Gemeinde Brannenburg zum ersten Mal seine Umbaupläne vorstellte. Gebaut wurde der imposante Satteldachbau vom Industriellen Otto von Steinbeis, der 1910 vom bayrischen Prinzregenten Luitpold die Konzession zum Bau der Wendelsteinbahn erhielt, etwa um 1870. Bereits 30 Jahre später erfolgte der erste Umbau durch den Münchener Architekten Emanuel von Seidl. Damals erhielten die Räume Holzvertäfelungen und Einbauschränke, Stuck- und Gewölbedecken sowie ein neues Parkett. Jetzt wurde der historische Bau erneut saniert und gleichzeitig gründlich umgebaut. In enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz unterteilte die Werkgemeinschaft Rosenheim WGR GmbH dabei die vier Etagen, die insgesamt über eine Nutzfläche von rund 720 m2 verfügen, in vier großzügige Wohneinheiten mit zwei, vier und sechs Zimmern. Behutsam wurden bei dem Umbau die spätklassizistischen Stilelemente restauriert. So bleiben etwa die Segmentbogenfenster ebenso erhalten wie die Wandgliederungen mit Gussteilen aus Romankalk.

 

Herausforderung Holzbalkendecke

Eine besondere Herausforderung für die Planer waren die alten Holzbalkendecken. Hier galt es vor allem drei Probleme zu lösen: Statik, Brandschutzanforderung F90 und die dem hochwertigen Wohnanspruch geschuldete Forderung nach erhöhtem Trittschallschutz. Architekt Bernhard Schellmoser entschied sich für einen Bodenaufbau in Trockenbauweise mit einem Trockenestrich-System aus Gipsfaserplatten. Wichtige Argumente dafür waren Eigenschaften wie hohe Belastbarkeit – die durchaus mit herkömmlichen, massiven Estrichsystemen vergleichbar ist – und eine gute Trittschall- sowie Wärmedämmung, vor allem aber die Möglichkeit, durch den Einbau von Trockenestrich die Bauzeiten deutlich zu verkürzen. Die Estrichelemente sind sofort begehbar und unmittelbar nach dem Aushärten des Klebers voll belastbar. Der gewünschte Oberbelag – in diesem Fall hochwertiges Parkett – konnte sofort aufgebracht werden. Dafür wird unter normalen Temperaturbedingungen im Raum eine Zeitspanne von lediglich 24 Stunden veranschlagt.

Nicht zuletzt deshalb hatte der Planer denn auch von Anfang an einen Nassestrich ausgeschlossen. Gegen die „nasse Lösung“ sprach aber auch die Schonung der alten Holzdeckenkonstruktion. Denn der Einsatz von Trockenestrichen vermeidet die Auffeuchtung der sonst trockenen Baustoffe und minimiert so die spätere Rissgefahr in Ecken und Anschlüssen.

 

Erhöhter Trittschallschutz

Der geforderte erhöhte Trittschallschutz wurde mit dem fermacell Waben-Dämmsystem erreicht. Je nach Deckenaufbau können damit in Verbindung mit einer federnd abgehängten Unterdecke auch bei Holzbalkendecken Schalldämmwerte erreicht werden, die den Empfehlungen für den erhöhten Schallschutz nach Beiblatt 2 zu DIN 4109 11/89 entsprechen.

Das Waben-Dämmsystem besteht aus Kartonwaben in 30 oder 60 mm Höhe mit integriertem Rieselschutz, in das Wabenschüttung gefüllt und mit jedem beliebigen Estrichsystem kombiniert werden kann. Im vorliegenden Fall legten die Handwerker zunächst 30 mm hohe Estrichwaben vollflächig direkt auf der ebenen Rohdecke aus. Durch einen seitlich überstehenden Papierstreifen konnten sie dabei an der Längsseite eine Überlappung erzielen. Passelemente schnitten die Handwerker mit einem Cuttermesser zu.

 

Einfacher Einbau mit definierter Schütthöhe

Sobald die Verlegung der Estrichwaben abgeschlossen war, füllten die Handwerker die Waben mit der Wabenschüttung von fermacell aus. Damit begannen sie von der Tür aus. Die Waben konnten dabei vorsichtig betreten werden. Anschließend zogen die Handwerker die Schüttung mit einem Richtscheit bündig ab, so dass ein planebener Untergrund für die Verlegung der Estrichelemente entstand.

Durch diesen Aufbau wird die Rohdecke direkt beschwert und die Schallübertragung durch die zusätzlich eingebrachte Masse wesentlich gemindert. Das Granulat erhöht mit einer Rohdichte von etwa 1500 kg/m³ die flächengezogene Masse der Decke deutlich und wirkt andererseits durch seine körnige Struktur als biegeweiche Schicht im Fußbodenaufbau. Die Biegeweichheit dieser Schicht kombiniert mit der hohen Dichte von etwa 45 kg/m² bei 3 cm Wabenschüttung bewirkt den sehr guten Schallschutz. Die Waben verhindern zudem das nachträgliche Wandern der Schüttung bei dynamischer Belastung.

Hoch belastbar

Die Verlegung der Gipsfaser-Estrichelement erfolgte von links nach rechts im schleppenden Verband (Fugenversatz > 20 cm). Die Handwerker verklebten die einzelnen Elemente mit dem zum System gehörenden Estrichkleber. Da die Kleberflaschen mit einer Doppelöffnung ausgestattet sind, konnten die Handwerker die Masse in einem Arbeitsgang gleichmäßig und ausreichend dosiert in zwei Klebeschnüren auftragen. Die frisch verklebten Estrichelemente wurden anschließend im Falzbereich verschraubt beziehungsweise verklammert. Dieser Bodenaufbau erbringt den Nachweis F 120 von oben und erfüllt somit die Brandschutzanforderung F 90 von oben.

 

Fußbodenheizung mit Klimaboden

Während sämtliche Wohnräume der Villa komfortabel durch eine Wandheizung erwärmt werden, wurde in der Bibliothek und in den Sanitärräumen eine Fußbodenheizung eingebaut. Dabei kam der so genannte Klimaboden zum Einsatz. Er besteht aus einer 18 mm dicken Gipsfaserplatte mit Fräsungen für die Heizrohre (Warmwasser-Heizsystem). Die Handwerker montierten die Elemente auf den fermacell Gipsfaser-Estrichelementen „2 E 31“. Vorteil und letztlich auch ausschlaggebend für die Wahl des Systems war dabei, dass die notwendigen Leitungen oberhalb der Brandschutzebene verlegt werden konnten. Sie mussten so wegen der bestehenden Brandschutzanforderungen nicht zusätzlich eingekapselt werden. Abschließend zogen die Handwerker die gesamte Fläche mit Spachtelmasse planeben ab und brachten den finalen Bodenbelag auf.

 

Autorin

Rita Jacobs M.A. führt ein PR-Büro mit Schwerpunkt Bau und Architektur in Düsseldorf. Sie unterstützt die Firma Ferma­cell bei der Pressearbeit und arbeitet als freie Journalistin unter anderem für die Zeitschrift bauhandwerk.

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