Allgäuer Baufachkongress bot Wissen und Ideen für die Praxis

Chesley B. Sullenberger wäre den meisten Menschen nicht bekannt, hätte er nicht am 15. Januar 2009 unter extremen Druck eine Reihe von sehr guten Entscheidungen getroffen, die letztlich dafür sorgten, dass mehr als 150 Menschen ein Unglück überlebten, dass eine große Katastrophe hätte werden können. Im Gedächtnis bleiben die Bilder der spektakulären Notwasserung auf dem Hudson River, nach der alle Insassen des US-Airways-Flugs 1549 unverletzt die Maschine verlassen konnten. Kurz nach dem Start am La Guardia Airport von New York hatte eine Kollision mit einem Vogelschwarm zu einem Totalausfall beider Triebwerke geführt. Doch statt einen Ausweichflughafen anzusteuern entschied sich der Kapitän der Maschine für eine Notwasserung und rettete damit nicht nur Passagieren und Besatzung, sondern vermutlich auch vielen Unbeteiligten das Leben, die bei einem Absturz über bewohntem Gebiet getötet worden wären. „Diese Entscheidung gelang Sullenberger durch die FORDEC-Methode“, erläuterte Flugkapitän Philip Keil bei seinem Eröffnungsvortrag auf dem Allgäuer Baufachkongress 2018. Grundsätzlich eigne sich diese Herangehensweise aber nicht nur für Piloten, sondern auch für Unternehmer, deren Erfolg davon abhänge, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Nach einer genauen Analyse der Situation (Facts) und Hand­lungsmöglichkeiten (Options) sowie der Bewertung von deren Risiken und Chancen (Risks/Benefits) folgt dann eine Entscheidung (Decision) sowie deren Ausführung (Execution) wobei immer wieder überprüft wird, ob dieser Weg auch zum Erfolg führt (Check). „Es geht darum, Entscheidungen nicht einsam, aus dem Bauch heraus zu treffen. Der Schlüssel hierzu ist Kommunikation“, skizzierte Philip Keil, wie man auch als Bauunternehmer diese Methode nutzen kann.

Vorträge und Vorführungen

Mehr als 700 Teilnehmer verfolgten den Eröffungsvortrag im Großen Saal des Oberstdorfhauses, insgesamt besuchten mehr als 3200 Interessierte aus Handwerk, Handel, Architektur, Industrie und Wohnungswirtschaft die mehr als 50 Vorträge und Praxisvorführungen der Veranstaltung, die Baumit alle zwei Jahre ausrichtet. Neben solchen allgemeinen Unter­nehmensthemen lag der Fokus in diesem Jahr besonders auf der Digitalisierung des Bauens und den damit verbundenen Folgen für alle Baubeteiligten. Weitere Schwerpunkte bildeten Vorträge zu Rechtsthemen – hier vor allem das Anfang des Jahres in Kraft getretene neue Bauvertragsrecht sowie neue Normen und die verschärfte EnEV und das Dauerthema Schimmelsanierung und die Frage nach zukünftigen Wohnkonzepten. Wie immer hoch im Kurs beim Besucherinteresse standen die Praxisvorführungen der Baumit-Anwendnungstechniker. In diesem Jahr zeigten sie, wie man leicht sehr moderne, an Beton erinnernde, beziehungsweise organische, wie Baumrinde oder Weidengeflecht wirkende Oberflächen herstellen kann.

Herzliche Atmosphäre

Neben dem hochklassigen Fach­programm erwartete die Teilnehmer darüber hinaus ein nicht minder hochwertiges Rahmenprogramm mit Livemusik und Catering, das schon für sich allein die Reise nach Oberstdorf zu einer lohnenden Angelegenheit machen würde, zumal sich dabei die Gelegenheit bot, mit anderen Teilnehmern in Kontakt zu kommen und Netzwerke zu knüpfen. Erleichtert wurde dies erstmals durch eine SmartphoneApp, die nicht nur alle wichtigen Information zum Allgäuer Baufachkongress bündelte, sondern auch die Möglichkeit bot, mit Teilnehmern und Referenten Kontakt aufzunehmen oder sich an Live-Umfragen zu beteiligen.

Was die Veranstaltung zu etwas Besonderem macht, ist die Tatsache, dass sie nicht nur komplett von eigenen Baumit-Mitarbeitern organsiert, sondern auch betreut und durchgeführt wird. Man merkt: Hier identifizieren sich Menschen mit ihrem Unternehmen und freuen sich darauf, zusammen mit ihren Kunden und Geschäftspartnern zu lernen, aber auch zu feiern.

Megatrend: gesund wohnen

Kein Grund zum feiern, aber immerhin zufriedenstellend, so bezeichnete Geschäftsführer Heiko Werf das Geschäftsjahr 2017 für Baumit. Zwar laufe die Baukonjunktur auf Hochtouren, die Preise für Bauprodukte seien aber nicht in gleichem Maße gestiegen. Vielen Herstellern machten die Verknappung von Rohstoffen wie Sand sowie steigende Frachtkosten Probleme. „Außerdem fehlen dem Bau die Mitarbeiter im Handwerk, aber auch im Handel“, sagte Werf im Rahmen einer Pressekonferenz. Zwar verzeichne man weiterhin Wachstum beim Neubau, aber gerade für das in Deutschland so wichtige Bauen im Bestand fehlten die Fachkräfte. „Das ist schade, denn erstens gibt es einen riesigen Sanierungsbedarf und zweitens werden dadurch auch die Wohnungsbauziele der Bundesregierung von 350 000 Wohneinheiten pro Jahr verfehlt“.

Um die eigene Marktposition zu stärken und auszubauen habe Baumit im Jahr 2017 fast 16 Millionen Euro in die Modernisierung der eigenen Standorte investiert, auch 2018 will das Unternehmen, das mit 520 Mitarbeitern in Deutschland an zehn Standorten 190 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet, wieder mehr als 10 Millionen Euro investieren.

Für die Zukunft sieht Heiko Werf Baumit gut aufgestellt, schließlich sei man führender Hersteller bei Produkten und Systemen rund um das Thema „Gesund Wohnen“, einem der wichtigsten Trends der Baubranche.

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