Bulli der 6. Generation

Der aktuelle Transporter von Volkswagen ist ein würdiger Nachfolger des „alten“ Bulli: Hoher Nutzwert kombiniert mit guten Fahreigenschaften machen ihn zum Allround-Dienstwagen für Handwerker. Wer ihn allerdings mit den modernsten Assistenzsystemen ausstatten will, muss tief in die Tasche greifen.

So wirklich anders als sein Vorgänger sieht der VW Transporter der aktuellen Generation T6 nicht aus. Kein Wunder, denn eigentlich ist er nur ein Facelift des T5. Sicher, der Transporter von Volkswagen hat eine komplett neue Frontpartie erhalten. Aber schaut man sich den Innenraum der Fahrerkabine an, fallen kaum Unterschiede auf. Nach wie vor ist der Einstieg wegen der großen Montagehöhe der Sitze eine kleine Kletterpartie – die an der A-Säule montierten Haltegriffe braucht man wirklich. Sitzt man aber erstmal in der Fahrerkabine, fühlt man sich durchaus wohl: Durch den hohen Sitz hat man eine sehr gute Rundumsicht, durch die kurze Front sieht man vor einem liegende Hindernisse problemlos. Der Fahrersitz ist bequem, alle Bedienelemente sind gut erreichbar, und zahlreiche Ablagen bieten Platz für den alltäglichen Kleinkram. Unser Testwagen ist zudem mit einer Beifahrer-Doppelsitzbank ausgestattet, die allerdings bei längeren Fahrten ein wenig schmal für zwei gestandene Handwerker ist.

Starker, aber lauter Motor

Angetrieben wird unser T6 von einem 110 kW starken TDI-Motor. Dieser Antrieb ist das eigentlich Neue beim T6 – er gehört zu der für die Euro-6-Märkte neu entwickelten TDI-Motoren-Generation. Dieser Motor ist speziell im Hinblick für die „harten“ Anforderungen eines Nutzfahrzeugs entwickelt worden. Langlebigkeit und Robustheit standen damit an oberster Stelle. Mit seinen 110 kW bietet er für die meisten Aufgaben im Bau-Alltag ausreichend Reserven. Das Aggregat verrichtet seine Arbeit recht lautstark und ist während der Fahrt ständig präsent. Aber spätestens auf der Autobahn merkt man dann, warum der VW Transporter so erfolgreich ist: Das Fahrwerk überzeugt. Die Lenkung ist angenehmen, das Fahrzeug liegt stabil auf der Straße und auch enge Kurven durchfährt man ohne übermäßiges Wanken. Das gilt für den unbeladenen wie auch für den beladenen Zustand.

Beeindruckende Zuladung

Die Zuladung beträgt für unser Fahrzeug bis zu 1316 kg. Dafür bietet der Transporter dank seines langen Radstandes bei einer Gesamtlänge von 5,29 m eine Ladefläche von 5 m2. Zugänglich ist der Laderaum unseres Testwagens über eine Schiebetür auf der rechten Seite und über zwei symmetrische Heckflügeltüren. Letztere sind allerdings eine 335 Euro teure Sonderausstattung – Standard ist eine Heckklappe. Optional verfügbar ist eine zweite Schiebetür auf der linken Fahrzeugseite. Zudem punktet der T6 mit einer hohen Anhängelast von 2,5 t gebremst. Eine elektronische Gespannstabilisierung, die bei Fahrzeugen mit Anhängervorrichtung zur Serienausstattung gehört, macht dabei das Fahren mit Anhänger deutlich sicherer. Sie ist nur eine der vielen Assistenzsysteme, die für den neuen VW Transporter zur Verfügung stehen. Leider sind die meisten davon nur optional; will man sie haben, blähen sie den Preis für den T6 ordentlich auf.

Viele Assistenzsysteme

Das Umfeldbeobachtungssystem „Front Assist“ mit City-Notbremsfunktion erkennt mittels Radar kritische Abstände zum Vordermann und hilft, den Anhalteweg zu verkürzen. Zusammen mit der automatischen Distanzregelung „ACC“, die bei der Fahrt den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug automatisch einhält, kostet es 855 Euro. Gegen einen Aufpreis von 128 Euro gibt es auch den „Light Assist“. Dieser schaltet kameragesteuert das Fernlicht ein und aus. Zudem kann man verschiedene Park-Assistenzsysteme ordern, eine Multifunktionsanzeige mit Müdigkeitserkennung, einen Spurwechselassistent und vieles mehr.

In der Summe überzeugt der VW T6 genauso wie seine Vorgänger mit seinen guten Fahreigenschaften, dem leistungsstarken Motor, seiner Ladekapazität und seiner guten Verarbeitung. Dafür ruft Volkswagen aber auch einen entsprechenden Preis ab: 28 820 Euro sind für die Basis-Version unseres Testwagens fällig, zu denen sich schnell noch einige Tausender hinzugesellen, wenn man zu viele Häkchen bei den optionalen Ausstattungen setzt.

Autor

Dipl.-Ing. Olaf Meier studierte Maschinenbau und arbeitet seit 2001 als freier Fachjournalist. Er lebt in Mönchengladbach und schreibt unter anderem als Autor für die Zeitschrift bauhandwerk.
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