Das runde Gesicht der Arcaden

Die Fassadendämmung der Recklinghausen Arcaden sollte nicht nur gestalterischen und energetischen Ansprüchen genügen, sondern muss auch die strengen Brandschutzanforderungen eines öffentlichen Gebäudes erfüllen. Deshalb entschied man sich für ein WDV-System mit einem Dämmkern aus Steinwolle.

Die Innenstadt von Recklinghausen wandelt sich: Eingebettet in die historische Altstadt entstehen seit Januar 2012 die Recklinghausen Arcaden. Rund 120 Geschäfte, zahlreiche Gastronomieangebote sowie vielfältige Kunst- und Kultur-Events sollen in Kürze in das hochmoderne Shopping-Center locken. Dass der neue Publikumsmagnet in seiner zentralen City-Lage nicht als „Fremdkörper“ wahrgenommen wird, sondern sich in die bestehende Infrastruktur integriert, ist unter anderem der geschwungenen Geometrie der hell gestalteten Fassade des Neubaus zu verdanken.

Vorzertifikat der DGNB

Dort, wo jetzt die Recklinghausen Arcaden entstehen, stand zuvor das Löhrhof Center – Baujahr 1975 und damit eines der ältesten Einkaufszentren Deutschlands. Mit diesem jedoch hat der Neubau nur noch die zentrale Lage gemein. Statt der für die 1970er-Jahre typischen Plattenfassade des alten Centers setzt der Bauherr, die mfi management für immobilien AG aus Essen, bei den Recklinghausen Arcaden auf eine helle und offene Außengestaltung. Und auch unter ökologischen Gesichtspunkten stellt der Neubau eine große Verbesserung dar: So wurde das Projekt bereits in der Bauphase von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) mit dem Vorzertifikat in Gold ausgezeichnet. Ihren Beitrag dazu leistet auch die optimal gedämmte Fassade. „Insgesamt rüsten wir rund 10 000 m2 mit einem leistungsstarken Wärmdämmverbundsystem aus“, erläutert Matthias Kastner, verantwortlicher Projektleiter der mit der Fassadendämmung beauftragten Malerbetrieb Michalski GmbH aus Unna. „Aber wie bei einem so stark frequentierten, öffentlichen Gebäude natürlich üblich, war die Energieeffizienz nur eine Seite der Medaille. Gleichzeitig waren auch strengste Anforderungen an den Brandschutz zu erfüllen.“

Nichtbrennbarer Dämmkern war gefordert

Anforderungen, die zwangsläufig zu einem WDV-System mit Mineralwolle und damit nichtbrennbarem Dämmkern führten. Die Maler verwendeten für das StoTherm Mineral System eine 80 mm dicke Steinwolledämmung, genauer: eine Steinwolle-Lamelle. Die senkrecht zur Bauteiloberfläche ausgerichtete Faserstruktur der verwendeten Speedrock II von Rockwool sorgt für eine äußerst hohe Druck- und Abreißfestigkeit der Lamelle und ermöglicht so eine dübelfreie Verlegung bis zu einer maximalen Windsogkraft von 1,6 kN/m2. Die nichtbrennbare (A1) Steinwolle-Lamelle ist beidseitig mit einer mineralischen Beschichtung versehen und ermöglicht sowohl die händische als auch die maschinelle Verarbeitung des Klebemörtels. „Perfekt für die Verarbeitung – gerade an den vielen geschwungenen Bauteilen – erwies sich auch das handliche Format der Speedrock II. Überhaupt stellte der gerundete Gebäudekern mit einigen Maßtoleranzen eine außergewöhnliche Herausforderung
dar. Die Toleranzen wurden über Schablonen und
eine Netzstruktur exakt eingemessen“, so Matthias Kastner.

Verarbeitungsfreundliche Putzträgerlamellen

Aufgrund dieser Maßtoleranzen des Gebäudekerns brachten die Mitarbeitern der Michalski GmbH den Klebemörtel im Punkt-Wulst-Verfahren auf die kompakten (1200 x 200 mm) Putzträgerlamellen auf, bevor sie anschließend die Armierungsschicht applizierten und das Armierungsgewebe verlegten. „Neben dem vorbeugenden Brandschutz und der hohen Wärmedämmleistung sind die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten ein weiterer Vorteil des eingesetzten
StoTherm Mineral mit Steinwollekern. Neben mineralischen Oberputzen und Fassadenfarben sind auch Oberflächenbekleidungen aus Keramik, Naturstein, Klinkerriemchen oder Keramikplatten möglich“, erklärt Matthias Kastner. An der Fassade der Recklinghausen Arcaden findet sich zweierlei: Ein Baukörper erhielt mineralischen Putz, ein anderer eine Bekleidung aus hellem Naturstein.

Weitere Informationen zum Bauprojekt finden sich unter www.recklinghausen-arcaden.de

Autor

Dipl.-Ing. Markus Schröder arbeitet als Produktmanager Hochbau/WDVS/VHF bei der Deutschen Rockwool in Gladbeck.

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