Die Kunst der Imitation

Die Gewinnung von Naturstein ist heute wie vor Jahrhunderten ein mühsamer und aufwendiger Prozess. Bereits in der Antike wurde daher mit der Nachahmung des kostbaren Originals begonnen. Die Imitation von Granit, Sandstein oder Marmor zählt seither zur höchsten Kunst der Raummalerei.

Steinoberflächen sind nach wie vor bei der Entwicklung anspruchsvoller Raumkonzepte eine feste Größe. Mit modernen Steininterpretationstechniken lassen sich diese Vorbilder auf rationelle Weise umsetzen. Die Ausführung einer Steininterpretation ist in diesem Beitrag am Beispiel der Antikmarmortechnik dargestellt. Hierbei entsteht mit malerischen Mitteln eine matte, leicht porige Oberfläche mit dezent abgestimmten Farbnuancen.

Nachdem der glatte Untergrund mit einem matten Dispersionsanstrich versehen wurde, lässt sich mit Kreide oder Bleistift der Verlauf der Marmoradern vorzeichnen. Weiße Dispersionsspachtelmasse wird unter Verwendung eines Spritzbeutels aufgetragen.

In eine nasse Schicht pastöser Dispersionsfarbe werden mit Ölstrichziehern zwei Akzentfarbtöne ineinander modellierend eingearbeitet. Da hier frisch in frisch gearbeitet wird, bearbeitet der Handwerker separat die einzelnen, durch die Adern abgegrenzten Teilflächen.

Um Risse, Poren und Unebenheiten in der getrockneten Oberfläche auszugleichen folgt nach der Modellierung der Akzentfarbtöne eine Art von Schlämmanstrich mit flachem Lackierpinsel.

Grobe Unebenheiten werden durch einen vollflächigen Zwischenschliff mit 120er Körnung entfernt. Insgesamt bleibt die Oberfläche aber leicht profiliert. Die Adern kommen hierbei wieder verstärkt zum Vorschein. Im Anschluss daran glättet man die Fläche im Fleckspachtelverfahren. Hierzu wird die pastöse Dispersionsfarbe dünnschichtig mit dem Duo-Flex-Spachtel aufgetragen.

Der letzte Feinschliff legt die endgültige Oberfläche frei, das Strukturbild und die Adern sind nun deutlich sichtbar. Farbigkeit und Tiefenwirkung lassen sich abschließend durch einen Auftrag mit Dekowachs verstärken.

 

Autor


Johannes Gerdes ist Produktberater für Raum-Design, Bodenbeschichtungen und Betonschutz bei der Firma Brillux in Münster.

Antikmarmortechnik: Wie man Natursteinoptik mit malerischen Mitteln nachbildet

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 09/2012

Schöner Schein So wird Marmor und Naturstein handwerklich nachgemacht

Aus allen Zeiten gibt es mehr und weniger gute Marmor- und Natursteinimitationen, die ursprünglich nur eine preiswerte Alternative zum Original darstellten. Stuckmarmor ist die höchste Form bei...

mehr
Ausgabe 1-2/2024

bauhandwerk-Serie über Strukturputze: Wie sich Stechputz imitieren lässt

Vor allem in den fr?hen Abendstunden ist an dem nach Pl?nen des Architekten Eugen Drollinger in der M?nchner Kaiserstra?e 14-16 von 1902 bis 1903 entstandenen Putzbau ein lebhaftes Licht- und Schattenspiel zu beobachten

Den 1902-03 errichteten und mittlerweile denkmalgeschützten Putzbau des ehemaligen Bayerischen Revisionsvereins in der Münchner Kaiserstraße 14-16 besucht man am besten in den frühen Abendstunden,...

mehr
Ausgabe 10/2014

Der schöne Schein Holz und Marmor handwerklich täuschend echt imitieren

Marmor- und unterschiedliche Holzimitationen waren in der Vergangenheit ein breites Arbeitsfeld des Ausbauhandwerks. Über Jahrhunderte schufen Stuckateure und Maler Höchstleistungen dieser...

mehr
Ausgabe 3/2014

Reinigungskonzept für historische Brunnen Reinigung und Reparatur der Brunnenanlage im Nymphenburger Schlosspark

Sie zählt zu den Höhepunkten des Besuchs im Nymphenburger Schlosspark: die Große Kaskade. Das mehrstufige Wasserspiel geht auf einen Plan von Joseph Effner zurück und ist Teil des vom...

mehr
Ausgabe 12/2017

Parkettsanierung: Aushärten der Oberfläche mit UV-Licht

Direkt am österreichischen Wörthersee liegt das fünf Sterne Relais & Châteaux Hotel Schloss Seefels. Um stets den hohen Ansprüchen seiner Gäste gerecht zu werden, wurden verschiedene...

mehr