Eröffnung der Galerie Bastian in Berlin nach Plänen von John Pawson

In der Mitte November vergangenen Jahres in Berlin-Dahlem eröffneten Galerie Bastian wird moderne Kunst nicht in einem White Cube gezeigt, der die Werke von der Außenwelt abschirmt, sondern in lichtdurchfluteten Ausstellungsräumen, in die das Tageslicht durch 5,60 m hohe Fenster fällt.

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Ganz in der Nähe vom Berliner Grunewald eröffnete die Familie Bastian Mitte November vergangenen Jahres in der Dahlemer Taylorstraße ein neues Galeriegebäude. Der von der Kunstsammlerfamilie beauftragte Architekt John Pawson entwarf ein Haus, dessen Gestaltung den umgebenden Park miteinbezieht und konsequent der Typologie eines Pavillons folgt.

Die Galerie ist daher kein White Cube, der die Kunstwerke von der Außenwelt isoliert, sondern diese in lichtdurchfluteten Ausstellungsräumen zeigt, in die das Tageslicht durch 5,60 m hohe Fenster dringt. In der Galerie waren zur Eröffnung daher nicht nur vier großformatige Bilder von Anselm Kiefer zu sehen, die der in Paris lebende Künstler in der Corona-Zeit geschaffen hatte, sondern auch die Bäume, die vereinzelt im Park herumstehen. John Pawson gilt heute als einer der bedeutendsten Architekten, der in der Reduktion seiner Entwürfe Einfachheit als Vollkommenheit anstrebt.

Raumhohe Fenster aus verzinktem Stahl

Das sieht man dem dann vor Ort unter Leitung des Berliner Büros Petra und Paul Kahlfeldt Architekten in exakt einem Jahr errichteten Galeriegebäude auch an: Es ist ein schlichter, 12,5 m x 20 m kleiner Pavillon, der nicht selbst Kunst sein will, sondern der Kunst einen Raum gibt, in dem sie wirken kann. Der Rohbau des Gebäudes besteht aus Stahlbeton und Kalksandstein.

Innen sind auf den massiven Wänden direkt CW-Profile befestigt und mit Trockenbauplatten beplankt, an denen die Kunstwerke hängen. Außen montierten die Mitarbeiter der Bamberger Natursteinwerke eine Natursteinfassade aus Sandstein (Steigerwald Quarzit). Darin eingeschnitten sind die Rahmen der raumhohen Fenster aus verzinktem Stahl. Die Ausstellungsräume sind mit 5,60 m sehr hoch, so dass die Fenster von der Firma Dörnhöfer Stahl-Metallbau nur als Festverglasung ausgeführt werden konnten. Die Belüftung erfolgt durch schmale, übereinander angeordnete Lüftungsflügel, die die Handwerker aus Eiche (innen weiß gestrichen) als Teil jedes Fensterelements fertigten.

Auch das Blatt der Haupteingangstür besteht aus Eiche. Zwei Stufen aus Muschelkalk führen zum Eingang. In den Ausstellungsräumen im Erdgeschoss verlegten die Handwerker Kalksteinplatten, in den 2,80 m hohen Büroräumen darunter besteht der Fußbodenbelag aus Eichenholz.

Autor

Dipl.-Ing. Thomas Wieckhorst ist Chefredakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

Baubeteiligte (Auswahl)

 

Bauherr Familie Bastian, Berlin, www.bastian-gallery.com 

Entwurf John Pawson, London, www.johnpawson.com

Mitarbeit Stefan Dold, Maria Bello und José Abreu 

Ausführende Architekten Petra und Paul Kahlfeldt Architekten, Berlin, www.kahlfeldt-architekten.de

Generalunternehmer Kasimir Hochbau, Berlin, kasimir-bau.de 

Fassadenarbeiten Bamberger Natursteinwerk, Bamberg, www.bamberger-natursteinwerk.de 

Fensterbauarbeiten Dörnhöfer Stahl-Metallbau, Kulmbach, www.doernhoefer.de

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