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Die besten Handwerker im Portrait, Teil 7: Bauunternehmung Böpple

Nachhaltiges Wirtschaften ist eine der Maximen der Bauunternehmung Böpple GmbH aus Heilbronn. „Wir investieren nur, wenn es die Finanzen zulassen und sind auf keine Banken angewiesen“, sagt Theodor Massa, Prokurist und dienstältester Abteilungsleiter des mittelständischen Unternehmens. Mit Sinn für Visionen hat sich der Betrieb vom reinen Rohbauer zu einem Unternehmen mit heute rund 90 Mitarbeitern entwickelt. Dank verschiedener Geschäftszweige steht das Unternehmen sicher auf mehreren Standbeinen.

Als Georg Böpple noch vor dem Zweiten Weltkrieg sein Baugeschäft gründete, konnte er nicht ahnen, dass das Unternehmen 80 Jahre danach zu einem der größten Bauunternehmen in der Region Heilbronn werden würde. Dass es dazu kam, bedurfte Unternehmergeist und Visionen. Vom reinen Rohbaubetrieb nach dem Krieg entwickelten der damalige Geschäftsführer Helmut Hannemann und sein Sohn Achim eine ganze Menge Ideen und stellten den Betrieb auf mehrere Stützpfeiler, die in unterschiedlichen Geschäftsbereichen gründeten.

 

Alles aus einer Hand

 

Man beschränkte sich nicht mehr nur auf den Rohbau, sondern nahm das schlüsselfertige Bauen ins Portfolio auf. Öffentliche Gebäude, privater Wohnungsbau oder Industriebau: Die Böpple Bau GmbH bietet heute ein breites Spektrum an Möglichkeiten. Angefangen vom Grundstückserwerb bis zur Schlüsselübergabe wird alles aus einer Hand abgewickelt. Ein wichtiger Pfeiler in diesem Bereich ist das Baumeister-Haus. Nachdem sich Böpple in der Vergangenheit mit anderen Firmen zusammenschloss und Baumeister-Häuser errichtete, fertigt das Heilbronner Unternehmen unter Leitung von Michael Wiesner mit seinem Team heute unter dem Namen Böpple Baumeister-Haus jährlich rund 20 schlüsselfertige Bauten und profitiert von dem reichen Erfahrungsschatz anderer Bauträger aus dem Zusammenschluss. Dabei werden die Leistungen zu einem großen Teil von den eigenen gewerblichen Angestellten erbracht. Beim Zimmerergewerk bedient man sich allerdings Subunternehmern, die durch langjährige Zusammenarbeit mittlerweile aber großes Vertrauen genießen.

Im Zuge des schlüsselfertigen Bauens wird seit den 1980er Jahren die gesamte Gebäudetechnik unter der Regie von Böpple auf der Baustelle umgesetzt. Allein sechzehn gewerbliche Mitarbeiter sind in diesem Sektor beschäftigt. „Gewerkeübergreifend können wir hier schnell und flexibel reagieren“, sagt Theodor Massa.

Ein weiterer Stützpfeiler ist nach wie vor der Rohbau unter Leitung von Stephan Weiß. Darunter fallen der Beton- und Mauerwerksbau –  auch Brücken und Kläranlagen bis hin zu Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten an gewerblichen und privaten Gebäuden. Den vom Volumen her größten Anteil hat der schlüsselfertige Industriebau mit seinen in einem Radius von bis zu 150 Kilometern erstellten Gewerbe- und Verwaltungsbauten. „Wir erfüllen Kundenwünsche“, lautet hier die Maxime von Abteilungsleiter Silvio Mikolasch.

 

Projektentwicklung
und F­acility Management

 

Die Abteilung Projektentwicklung hat sich bei Böpple Bau nach und nach entwickelt. „Für verschiedene Kunden und Investoren ist es wichtig, eine Firma zu haben, die von der Planungsphase über die Bauphase bis zur Vermietung oder sogar dem Verkauf alles abwickelt“, sagt Theodor Massa.

Ein Beispiel hierfür ist die Projektsteuerung eines Ärztehauses in Neckarsulm. Das alte Gebäude wird in den nächsten Monaten grundlegend saniert und entkernt. Der Plan sieht vor, zwölf Garagenstellplätze im Untergeschoss und im Erdgeschoss zwei Arztpraxen einzurichten; die oberen Geschosse sollen vermietet werden. Die komplette Abwicklung des Projektes übernimmt dabei die Böpple Bau GmbH.

Im Zuge der gesamten Pro-jektabwicklung bis zur Fertigstellung von Gebäuden hat sich in jüngster Zeit ein weiterer Bereich und gleichzeitig ein weiterer Stützpfeiler bei dem Mittelständler etabliert: Das Geschäftsfeld Facility Management entwickelt sich stetig weiter. Abteilungsleiter Rolf Schilling unterscheidet hier zwischen infrastrukturellen Dienstleistungen und technischen Dienstleistungen. Ersteres sind Reinigungen, Winterdienste, die Materialbeschaffung (wie etwa Hygieneartikel), Pflege der Grünanlagen und die Müllentsorgung. Die technischen Dienstleistungen beinhalten vor allem die Wartung der Bau- und der Haustechnik. Dazu zählen aber auch der Hausmeister-Service sowie eventuelle Reparatur- und Umbauarbeiten. Sogar einen prominenten Kunden kann die Böpple Bau GmbH hier vorweisen: Die Abteilung Haustechnik unter Leitung von Bruno Leyb ist unter anderem für die Wartungsarbeiten im Kernkraftwerk Neckarwestheim zuständig. Eine ganz spezielle Aufgabe sei dies, erklärt Theodor Massa, schließlich müssten zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen beachtet werden. Darüber hinaus betreut die Abteilung zahlreiche Industriekunden – wenn gefordert auch im Schichtbetrieb, nachts und an Wochenenden.

 

Sanierung und ­Bauwerterhaltung

 

Theodor Massa selbst zeichnet für eine weitere wichtige Abteilung im vielschichtigen Portfolio von Böpple Bau verantwortlich. Mit dem Eintritt in die Firma 1987 hat der ehemals selbständige Architekt begonnen, die Abteilung Bauwerterhaltung auszubauen. „In den 1980er Jahren hat niemand an Sanierung gedacht, der Neubau stand im Vordergrund“, sagt Massa rückblickend. An einem einfachen Beispiel macht er dann aber deutlich, wie er den Bereich „Sanierung / Bauwerterhaltung“ aufbaute. Mitte der 1980er Jahre mussten zunehmend Balkone saniert werden. Die Fertigbauelemente aus den 1950er und 1960er Jahren waren meist mit Fliesen belegt. Bautechnisch gab es hier oft Probleme, weil das Oberflächenwasser des Balkons gegen die Hauswand drückte. „Ich habe dann mal auf einen Schlag zehn Gebäudeverwalter an einen Tisch geholt und ein Konzept vorgestellt“, sagt Massa. Seine Idee war, die komplette Leistung aus einer Hand anzubieten. Das war das Konzept, das in den Grundzügen auch heute noch besteht. Egal ob im privaten, öffentlichen oder industriellen Bau: Heute können Massa und sein Team verschiedene Sanierungsaufgaben zum Festpreis anbieten. „Durch unsere langjährigen Erfahrungen ist das möglich“, sagt Massa. Dabei ist es egal, ob es sich um einen Ladenumbau mit der kompletten Haustechnik inklusive der Klimaanlage oder um den Umbau eines Einfamilienhauses zum Nied-rigenergiehaus handelt.

 

Mitarbeiter sind die Stützpfeiler des Unternehmens

 

„Diese Leistungen können wir allerdings nur erbringen, weil wir auf gute Mitarbeiter und Handwerker zurückgreifen können“, sagt Massa und beschreibt damit auch das Verhältnis zu den Mitarbeitern des Betriebs. „Die sind die wichtigsten Personen und die eigentlichen Stützpfeiler des Unternehmens.“ Ein freundlicher und respektvoller Umgang ist für ihn generell das A und O im Geschäft. Das gilt für seine Mitarbeiter und auch für seine Kunden. „Sie müssen genau zuhören“, sagt er. Das Wichtigste sei, die Wünsche des jeweiligen Auftraggebers zu erkennen. Was braucht er? Aber auch: Was möchte er und was nicht! Der Kunde müsse sich zu jeder Zeit gut aufgehoben fühlen. Trotzdem hat das Gebot „der Kunde ist König“ für Massa auch Grenzen. „Wenn ich merke, dass die Chemie nicht stimmt, dann muss man auch mal jemanden ziehen lassen“, gibt er ehrlich zu.

 

Respektvoller Umgang ­miteinander

 

Es ist 16:30 Uhr. Wie jeden Donnerstag begeben sich die acht Abteilungsleiter in den Konferenzraum, um die wöchentliche „Elefantenrunde“ – wie Theodor Massa mit einem Augenzwinkern die Abteilungsleiterrunde beschreibt – einzuläuten. Am runden Tisch werden dann die wichtigsten Neuigkeiten, etwaige Personalentscheidungen, Projekte und auch die Zahlen besprochen. Kommunikation ist bei Böpple Bau wichtig, wird gepflegt und auch gelebt. Nicht nur in den Verwaltungsetagen, sondern auch auf der Baustelle – das hat sich herumgesprochen. „Vom einstmals harschen Umgangston unter den Bauarbeitern sind wir weit entfernt“, sagt Massa. Da habe sich einiges geändert, und das würde inzwischen von den Kunden auch erwartet. Positiv auf die Außenwirkung des Unternehmens wirkt auch die Tatsache, dass in der Regel alle anfallenden Arbeiten durch eigenes, geschultes Personal ausgeführt werden.

Seinen sozialen Verpflichtungen geht das Bauunternehmen auch in der Ausbildung nach. Im gewerblichen Bereich gibt es im Moment drei Auszubildende, im kaufmännischen Bereich ist ein BA-Student angestellt.

 

Fazit

 

Das Unternehmen aus Heilbronn hat einen Jahresumsatz von rund 30 Millionen Euro und ist eines der führenden Bauunternehmen in der Region. Prokurist Theodor Massa hält sich mit Eigenlob trotzdem zurück und unterstreicht damit das „Schwäbische Understatement“ der Firma. „Wer gut ist, der braucht nicht zu prahlen“, könnte man dies übersetzen. Dazu passt die unternehmerische Geschichte von der Wendezeit Anfang der 1990er Jahre: Durch Kontakte nach Sachsen wurde in der kleinen Stadt Königswartha eine hundertprozentige Tochterfirma aufgebaut. Zunächst wurde auf einem alten Sportplatz eine Lagerhalle errichtet, nach und nach vergrößerte man sich dann: „Wir haben da ganz langsam angefangen und nichts überstürzt“, beschreibt Massa die Entwicklung. Nachdem das Unternehmen aus dem Gröbsten raus war, ging es eigenständig weiter. Nicht schnell kaufen und dann wieder verkaufen war die Devise, die bekanntermaßen auch einen Crash verursachen kann, sondern längerfristig und nachhaltig Planen und Wirtschaften.

Böpple Bau verknüpft Visionen mit nachhaltigem Denken, baut auf unterschiedliche Geschäftszweige und fährt damit gut. Davon ist auch der jetzige Geschäftsführer Alois Schöllhorn überzeugt und kann sich, wenn er jeden Donnerstag um 18 Uhr seine Elefantenrunde schließt, getrost in den Feierabend begeben.

Steckbrief Böpple Bau

Kontakt:
Bauunternehmung Böpple GmbH
Wannenäckerstr. 77
74078 Heilbronn
Tel.: 07131/2610-0
Fax: 07131/2610-109
info@boepplebau.de
www.boepplebau.de

Betriebsgründung:
1928 durch Georg Böpple

Betriebsgröße:
Mit rund 90 Mitarbeitern gehört der Betrieb zu den größten Bauunternehmen der Region

Arbeitsschwerpunkte:
Schlüsselfertiger Massivbau (Baumeister-Haus), Neubau und Sanierung im Gewerbe-, Industrie- und Wohnungsbau,

Projektentwicklung und Facility Management.

Theodor Massa liest
BAUHANDWERK
„… weil sie als Fachzeitschrift Wissen vermittelt und mit den Beiträgen die Erhaltung gebauter Epochen nachhaltig fördert und fordert.“

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