Denkmäler geben Orten ein unverwechselbares Gesicht

Schon als Schüler habe ich bei einer Klassenfahrt das Hermannsdenkmal in Detmold besucht. Ehrlich gesagt war mir die riesige Statue auf dem Steinsockel damals ziemlich gleichgültig, viel interessanter fand ich eine deutlich kleinere und lebendigere Person des anderen Geschlechts, in die ich ziemlich verschossen war und deren Anblick mich mehr faszinierte, als der Ausblick, den man von der Besucherplattform hat. Damals wusste ich noch nicht, dass ich eines Tages einmal ganz in der Nähe leben und arbeiten würde. Geschweige denn, dass der Anblick dieser Kolossalstatue, die formal an die Varusschlacht der Germanen gegen die Römer im Jahre 9 nach Christus erinnert, Heimatgefühle auslöst. Denn die inhaltliche Aussage des Denkmals, das nicht nur an das deutsche Nationalgefühl appelliert, sondern auch als unfreundliche Geste an den „Erbfeind“ Frankreich gemeint war, sehe ich durchaus kritisch.

Historische Bauwerke, egal ob sie ursprünglich als Gebäude zum Leben und Arbeiten errichtet wurden, der Repräsentation dienten oder als Gedenkstätten entworfen wurden, üben auf viele Menschen eine besondere Faszination aus. Sie stiften Identität, sie geben Orten ein unverwechselbares Gesicht, sie sind ein Fenster in die Geschichte und wirken als Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Deshalb ist es richtig und wichtig, sie für kommende Generationen nicht nur zu konservieren, sondern durch Nutzung lebendig zu bewahren.

Besonders gut ist das beim „Capa-Haus“ in Leipzig gelungen. Streng genommen ist hier nicht der letzte Tote des Zweiten Weltkriegs gefallen, wie der Titel der Aufnahme des berühmten amerikanischen Kriegs­fotografen Robert Capa suggeriert – es gab leider noch zahllose weitere, sinnlose Opfer – aber durch dieses gut dokumentierte Einzelschicksal wird die Geschichte an diesem Ort besonders lebendig und nachvollziehbar. Die gelungene Restaurierung und Wiederbelebung des Ensembles, über die wir in dieser Ausgabe ab Seite 45 berichten, wird im Rahmen der Messe denkmal mit dem Bernhard Remmers Preis ausgezeichnet.

Die alle zwei Jahre stattfindende Fach­messe in Leipzig ist für uns auch der Anlass, uns in diesem Heft besonders intensiv mit dem Thema Sanierung und Restaurierung zu beschäftigen. So zum Beispiel mit der Reinigung des eingangs erwähnten Hermannsdenkmals durch die Firma Kärcher (ab Seite 28), der Sanierung und Umnutzung des Klosters Raitenhaslach (ab Seite 12) oder der Ausbau eines Dachgeschosses zu Büros in Berlin (ab Seite 32).

Die Redakteure der bauhandwerk werden übrigens auch auf der Messe (siehe Seite 4) sein, unter anderem um die interessanten Fachforen zu moderieren. Vielleicht treffen wir uns ja dort. Sprechen Sie uns gerne an, wir freuen uns darauf, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen!

Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht Ihnen

Denkmäler geben Orten ein unverwechselbares Gesicht

Thomas Schwarzmann, Redakteur der bauhandwerk, auf der Sanierungs-Baustelle eines denkmalgeschützten Fachwerkhauses in Gütersloh
Foto: Stephan Thomas
Kontakt:
05241/8089309

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