Moby Dick gestrandet

An der Nordsee gibt es eine neue Attraktion: Ein überdimensionales Spieleland in Form eines riesigen Wals wartet auf spielwütige Kinder. Die Unterkonstruktion wurde in Holzbauweise erstellt, dabei wurden Teile der Konstruktion mit einem Holzschutz versehen, um die Leimbinder vor der Witterung zu schützen.

„In der Nordsee baden, Wattwandern, den Wolken nachträumen und am Abend den atemberaubenden Sonnenuntergang beobachten“, diesen Aktivitäten, die vom Verkehrsverein angepriesen werden, hat das Nordseebad Friedrichskoog eine neue Attraktion hinzugefügt: eine Indoor-Spielhalle in Form eines riesigen Wals. 125 Meter lang und zwei Etagen hoch ist das hölzerne Meerestier. Durch die Schwanzflosse gelangen die Besucher in den Bauch des Giganten, in eine wetterunabhängige Spielwelt der Superlative. Dazu gehören die Nemo-Kletterwand, ein spannendes Labyrinth mit vielen Rutschen, Brücken und Seilen, die sechsfache Trampolinanlage, verschiedene Hüpfburgen, eine Elektro-Kart-Bahn sowie gastronomische Einrichtungen.  

Ein Wal aus Holz

Das markante Bauwerk wurde aus 25 Brettschichtholz-Bogenbindern errichtet, die mit je fünf Meter Abstand das Grundgerüst des Holztragwerks bilden. Der runde Walbuckel ließ sich nach einer einzigen geometrischen Formel erbauen. Alle Bögen gleichen sich im Radius im Scheitelbereich, alleine die unterschiedliche Länge der schräg auslaufenden Schenkel definieren den Höhenverlauf des Firstes und die Grundrisslinie.

 

Holzkonstruktion bleibt im Inneren sichtbar

Die Pfetten verbinden im Abstand von einem Meter die Bögen und bleiben im Rauminneren sichtbar. Das war eine große planerische Herausforderung: Durch die ab- und ansteigende Raumhöhe musste jede Pfette in einem eigenen Winkel abgelängt werden und hatte differierende Kräfte aufzunehmen. Jede Pfette war also ein individuelles Einzelbauteil. Für gerade und leicht gebogene Pfetten wurde Konstruktionsvollholz verwendet, für die stärker gebogenen Brettschichtholz (BSH).  

Eine anspruchsvolle Aufgabe für das Holzbauunternehmen Gebr. Schütt aus Landscheide, das mit dem konstruktiven Holzbau beauftragt war. Im eigenen technischen Büro wurde das komplexe Tragwerk dreidimensional mit der Software cadwork berechnet und in enger Zusammenarbeit mit dem rimpf-Architekturbüro die Feinmodellierung vorgenommen.

Der Großteil des Tragwerks kam ohne Imprägnierung aus

Die Montage des Tragwerks dauerte drei Monate, der abgebundene Bausatz wurde vor Ort zusammengesetzt. Geeignete Verbinder, die den optischen und brandschutz-technischen Ansprüchen genügten, wurden mit dem Ricon und dem Gigant des Herstellers Knapp gefunden. Je nach Ort und aufkommenden Kräften kam der kleinere Ricon beziehungsweise der größere Gigant zum Einsatz. Unter anderem mussten Windkräfte berücksichtigt werden.  

Für die wertvollen Elemente war die Montagezeit eine kritische Phase, denn sie bedurften einem sicheren Schutz vor Bewitterung und Verschmutzung, um die Gesamtkonstruktion sauber und sicher unter Dach und Fach zu bringen. Allerdings kam in den wenigsten Fällen ein Oberflächenschutz zum Einsatz, das Holz sollte weitestgehend unbehandelt bleiben. Deshalb wurde die Holzkonstruktion einschließlich Dachschalung und einer Bitumenbahn in der Werkhalle vormontiert, so auf die Baustelle geliefert und abschnittsweise aufgerichtet.  

Als Dachabschluss erhielt das Dach des Tragwerks eine 32 mm dicke Brettschalung mit einer Folienabdichtung beziehungsweise einer Dampfsperre; darauf verlegten die Handwerker eine 120 mm-Dämmung aus Steinwolle. Den eigentlichen Abschluss – die Außenhaut – bilden miteinander verschweißte Kunststoffbahnen, die optisch einer echten Walhaut nachempfunden. Die Dachbahn trotzt den auftretenden Spannungen, der Feuchtigkeit und dem Salzwasser.

 

Der Einsatz von Holzschutzmittel

Für den Wetterschutz der nach außen ragenden Leimbinder wurde ein Aidol-System eingesetzt. Zum einen kam hier das geruchschwache, flüssige, Holzschutzmittel Imprägniergrund GN auf Lösemittelbasis zum Einsatz (zum Schutz von statisch beanspruchten Hölzern gemäß DIN 68 800-3), zum anderen die Aidol HK-Lasur in silbergrau. Diese Holzschutz-Lasur wurde 2009 hinsichtlich des Langzeit-Wetterschutzes nochmals optimiert. Durch die Erhöhung des Festkörperanteils und den Einsatz eines neuartigen High-Solid-Bindemittels konnte ein höherer Oberflächen- und Langzeitschutz realisiert werden. „Das kann man auch optisch sehen durch einen Abperleffekt auf den so behandelten Flächen“, sagt Jürgen Dirkes, Produktmanager Holzschutz bei Remmers. 

Der 6-fache Premiumschutz der HK-Lasur für Holz im Freien bietet bereits nach zweimaligem Anstrich einen wirksamen Schutz gegen Bläue, Fäulnis, Insekten, Schimmel und Algen, UV-Strahlung und Feuchtigkeit. Remmers beruft sich hierbei auf jahrzehntelange Erfahrungen bei der Anwendung auf nicht resistenten Hölzern. Außer der verbesserten Hydrophobierung und dem Langzeitschutz vor Pilzbefall und Bläue bietet die Lasur einen wirksamen Schutz vor Verwitterung der Oberfläche gegen Zerstörung des Lignins im Holz durch UV-Strahlung.  

„Da die Lasur tief in das Holz penetriert und als Dünnschicht-Lasur nur einen minimalen Film auf der Oberfläche bildet, besteht auch keine Gefahr, dass dieser mit der Zeit reißt und nachbeizen nötig wird“, so Jürgen Dirkes. Mit diesem Rundum-Holzschutz gelang auf der Baustelle gleichzeitig eine dekorative Anfärbung des Untergrundes in einem der Walhaut nachempfundenen Grauton.

 

Autor

Diplom Kaufmann (FH) Christian Behrens ist Referent der Unternehmenskommunikation bei Remmers.

Die Lasur dringt tief ins Holz ein und bildet nur einen dünnen Film an der Oberfläche

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