Neubau mit Charme und echtem Stuck

Die prunkvoll oder klassisch verzierten Fassaden aus der Gründerzeit kennt jeder. Sollte diese Handwerkskunst nur der Restaurierung alter Objekte vorbehalten sein? Mit Kreativität, erfahrener Hand und dank vieler Gestaltungsformen steht auch einem Neubau mit Stuckelementen nichts im Weg.

Gestaltungsvarianten mit Stuckelementen sind sehr vielfältig. Wie immer ist es wichtig, den Untergrund zu beachten – ob Altbau, Neubau, WDV-Systeme oder verschiedene Putzarten (zum Beispiel Dämmputze, KZP). Tragfähig, trocken und natürlich Lot- und fluchtgerecht sollten die Bedingungen sein, um Fassadenstuck an die Wand zu bringen. Eine Möglichkeit Zugarbeiten „zu umgehen“ sind vorgefertigte Stuckleisten (mit Sand und Bindemittel beschichtete EPS oder aus mineralischem Granulat).

Das passende Material

Im Tagesgeschäft des Stuckateurs geht es überwiegend ums Verputzen, um WDV-Systeme und Trockenbau. Es ist schon etwas Besonderes, sich auf Stuckarbeiten einzulassen – ein Handwerk, das Kreativität, Geschick und besondere Kenntnisse abverlangt, aber auch das passende und funktionierende Material ist entscheidend für ein zufriedenstellendes Ergebnis.

Baumit bietet sowohl für den  Altbau als auch Neubau mit seinen Stuccoco-Mörteln ein Portfolio für die Stucksanierung an: „Stuccoco Mono SM 86“ für den einlagigen Tischzug, „Grobzug FG 88“ für grobe Profilzüge, „Feinzug FF 89“ für den dünnschichtigen Feinzug, Einputzen von Fehlstellen und Gehrungen; abschließend „Stuccoco Guss SG 87“ für Gießarbeiten zum Erstellen von Reliefs, Ornamenten, Konsolen oder Säulensockel.

Diese Materialien sind speziell für Zugarbeiten und Gießarbeiten und binden beschleunigt ab. Zum Verkleben der fertigen Stäbe oder Ornamente an der Wand ist Baumit „multiContact MC 55 W“ geeignet. Je nach Flächengewicht oder Anhaftung im Nasszustand kann und darf auf eine mechanische Befestigung (Verdübelung) nicht verzichtet werden.

Tischzug und Zugschlabone

Ob für die Sanierung oder für ein Profil am Neubau, die erste Arbeit für einen Tischzug ist der Bau einer Zugschablone. Diese wird entweder nach der Form einer bestehenden Profilierung abgenommen oder nach freien Formen gefertigt. Ob scharfe Kanten, Rundungen (innen oder außenliegend), geometrische Formen wie Rechtecke oder Trapeze für schlichte moderne Formen, hier sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt.

Für schwächere Profilierungen bis 5 cm Aufbauhöhe ist „Stuccoco Mono SM 86“ bestens geeignet. Auf einem Tisch aus Naturstein oder einem anderen glatten wasserunempfindlichen Untergrund, wird eine Anschlaglatte befestigt, an der entlang der Schlitten der Zugschablone bewegt wird.

Somit erhält man einen am besten 1 m bis 2 m langen geraden Profilzug. Nach dem Anzeichnen des Profilverlaufs auf dem Zugtisch wird das angemischte Material mittig der Striche über die Stablänge verteilt.

Aufbau erhöht sich

Durch den schichtweisen Auftrag des Materials und dessen Ansteifen erhöht sich der Aufbau automatisch immer mehr. Nach Erreichen der Aufbauhöhe der gewünschten Profilierung kommt die Zugschablone zum Einsatz. Diese wird am Anschlag entlang über den aufgetragenen Mörtel geführt, wobei dieser die Form des Schablonenblechs annimmt. Mit immer wieder neuem Materialauftrag auf die Fehlstellen und ständigem Überfahren des Mörtels mit der Schablone entsteht ein glatter, profilierter Stab. Um die Transportstabilität zu erhöhen, legt man in die unteren Mörtelschichten eine alkalibeständige Schnur oder ein grobes Gewebe ein.  Dadurch wird verhindert, dass auch nach einem Anbruch der Stab auseinanderfällt und in Stücke bricht. Ein zügiges, konzentriertes Arbeiten ist ein Garant für schöne Stuckprofile.

Schablone mit zwei Blechen

Nach dem gleichen Verfahren wird auch mit „Stuccoco Grobzug FG 88“ für größere Profile oder Säulenschalen gearbeitet. Der Unterschied ist, dass die Schablone mit zwei Blechen verwendet wird. Ein Schleppzug formt den „FG 88“ zu einem eher groben Profilkern. Im zweiten Schritt mit „Stuccoco Feinzug FF 89“ wird mit dem zweiten Blech in etwa 3 bis 4 mm Schichtdicke über den Kern gezogen. Es ergibt  sich eine feinere, besser wasserabweisende Oberfläche. Mit dieser Feinzugschicht ist das Profil besser vor Witterungseinflüssen geschützt.

Für Gießarbeiten wird „Stuccoco Guss SG 87“ nach Vorgaben angemischt in die Form verfüllt und durch Rütteln oder Verdichten mit einem Stab eingearbeitet und Lufteinschlüsse beseitigt. Nach ausreichender Erhärtung des Mörtels wird der fertige Guss vorsichtig von der Form getrennt.

Die Montage

Am besten lagert man die gezogenen Profile zum Austrocknen auf Dreikantleisten, um eine gleichmäßige Durchlüftung zu gewährleisten und Verformungen vorzubeugen. Nach der  Trocknung der Stuckteile erfolgt das Zuschneiden und Verkleben. Dazu werden die Profile auf  Länge geschnitten. Entweder stumpf zum Stoß oder auf Gehrung für eine Innen- beziehungsweise Außenecke. Die Klebeflächen werden von Rückständen oder Trennmitteln befreit und aufgeraut. Verklebt werden die Kontaktflächen zur Wand sowie Stöße und Gehrungen mit „multiContact MC 55 W.“ Am besten trägt man den Klebemörtel mit einem Zahnspachtel oder der Zahntraufel auf und schwemmt das Stuckteil mit leichten Bewegungen ein. Handwerker putzen die Fugen im Anschluss sauber mit „Stuccoco Feinzug FF 89“ ein und passen sie ans bestehende Profil an. Nach Trocknung werden die Stuckteile mit einem Anstrich versehen und farblich in die Fassadengestaltung integriert.

Autor

Thomas Stärke arbeitet als Anwendungstechniker bei der Baumit GmbH in Bad Hindelang.

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