Neue Fenster fürs Schwelmer Kreishaus

Nach der Sanierung des Kreishauses in Schwelm will der Ennepe-Ruhr-Kreis zukünftig rund ein Drittel der ursprünglichen Energiekosten einsparen. Damit die von der neuen Heizungsanlage effizient produzierte Wärme nicht verpufft, wurde auch die Fassade gedämmt und die Fenster gemäß KfW-Standard ausgetauscht.

Zu dem umfangreichen Gebäudebestand der sozialen Infrastruktur in Deutschland zählt auch eine Vielzahl kommunaler Gebäude – darunter gelten einige als dringend sanierungsbedürftig. Betroffen sind hiervon insbesondere Bauten der 1960er und 1970er Jahre. Ein typisches Beispiel des kommunalen Baus dieser Zeit ist das von der Architektengemeinschaft Laskowski, Thenhaus und Kafka entworfene Schwelmer Kreishaus – dessen Vorplatzgestaltung von Otto-Herbert Hajek immer wieder in die Schlagzeilen geraten ist. Auch im inneren wurde beispielsweise das Foyer durch den Künstler gestaltet. In der Verbindung von Architektur und Kunst am Bau stellt das Kreishaus ein für seine Entstehungszeit typisches Gesamtwerk dar. Der sternförmig angelegte Verwaltungskomplex fasste anfänglich 400 Angestellte. Heute arbeiten hier mehr als 600 Personen – beispielsweise in der allgemeinen Verwaltung, den unterschiedlichen Fachbereichen oder der Polizei für den Ennepe-Ruhr-Kreis. Beim Bau des Kreishauses galt es damals als besonderes Problem, eine Höhendifferenz von 18 m zu überbrücken, ohne dabei die innere, vielschichtige Organisation mit zum Teil eigenen Eingängen zu beeinträchtigen. In den 1970er Jahren galt das Schwelmer Kreishaus als gelungener Verwaltungsbau und wurde als besondere Lösung auch in der Fachpresse präsentiert. Der umfangreiche Gebäudekomplex in Stahlbeton-Skelettbauweise wird jetzt bereits über 40 Jahre für die Verwaltungsaufgaben des Ennepe-Ruhr-Kreises genutzt und soll nun auch den heutigen Anforderungen Rechnung tragen.

Im Laufe der Zeit haben sich die energetischen Gebäudestandards stetig weiterentwickelt – der Gebäudebestand ist in dieser Hinsicht oftmals nicht mehr zeitgemäß. Vor allem bei der Heizenergie lassen sich mit umfangreichen Sanierungen deutliche Einsparungen erzielen und so mittelfristig die kommunalen Kassen schonen. Dieses energetische Einsparpotential zu nutzen und gleichzeitig einen architektonischen Werterhalt zu gewährleisten, war auch das erklärte Ziel des Ennepe-Ruhr-Kreises, als man sich im Jahr 2010 zu einer energetischen Sanierung des Kreishauses entschloss.

Mit Hilfe des Konjunkturpakets II wurde zunächst die marode Heizungsanlage ausgetauscht. Ein Teil der zu erzeugenden Lüftungsenergie wird nun zudem über eine Wärmepumpe mit Geothermieanlage gewonnen. Die Erneuerung der Heizanlage bietet das größte Potential zur Energieeinsparung – besonders effizient ausnutzen lässt sie sich jedoch erst in Kombination mit einer hochwertigen Gebäudehülle. Für eine ausreichende Dämmung des Daches, der Außenwände und Fenster musste somit ebenfalls gesorgt werden.

In Schwelm begann man zunächst mit der Dachdämmung. Außerdem wurde eine zusätzliche Außendämmung angebracht und die Fenster ausgetauscht. Eine Erneuerung der Fenster mit hochwertigen Profilen und Wärmeschutzverglasung führte zu einer besseren Isolation nach außen sowie einem verbesserten Sonnenschutz und sorgt nun für ein optimiertes Raumklima.

Austausch der Fenster

Nach dem Aushängen der alten Holzfenster, dem Entfernen der Scharniere und dem Abdichten der Anschlussstellen mit Dämmband wurden die neuen Fenster eingesetzt. Die Montage erfolgte über die bestehenden Montagerahmen. Es handelt sich hierbei um wärmedämmende Kiefer-Fenster mit einer Profildicke von 90 mm. Warm- und Kaltseite der Rahmenprofile werden thermisch möglichst vollständig voneinander entkoppelt. Um das zu erreichen, wurde eine in vertikaler Richtung durchgängige Dämmebene realisiert. Entscheidend für die Wärmedämmeigenschaften ist nicht nur die Verglasung, sondern auch der Rahmen. Der Rahmen der in Schwelm eingesetzten Fenster erreicht einen Wärmeleitfähigkeitswert von Uf = 1,2 W/m²K. Mit Dreifachisolierglas (Ug = 0,6 W/m²K) wird ein Fenster-U-Wert von Uw = 0,98 W/m²K erzielt.

Die Fassade übernimmt bei dem Skelettbau des Schwelmer Kreishauses keine tragende Funktion. Das Gebäude wird auf jeder Geschossebene mit einem Versorgungsgang umschlossen, der im normalen Betrieb der Fensterreinigung dient, nun aber auch die Fenstermontage und die Dämmarbeiten erleichterte. Der Vertikalanschluss der Fenster erfolgte über schmale Pfeiler – mit dem gedämmten Holzbauteil der neuen Fenster und den darunterliegenden, gedämmten Brüstungselementen entstand so eine durchgehende Fassade.

Nach dem Wechsel der Fenster und dem Dämmen der Brüstungselemente wurde der bereits vor der Sanierung vorhandene Sonnenschutz wieder installiert. Die außenliegenden Lamellen dienen in erster Linie einem Sicht- und Blendschutz.

Erhalt des Charakters

Bei allen Sanierungsarbeiten am Kreishaus sollte der ursprüngliche Charakter des Gebäudes erhalten bleiben – so wurde beispielsweise in den vergangenen Jahren auch der Beton lediglich farblos saniert. Dieser Linie folgend sollen sich auch die neuen Fenster am Kreishaus in das bestehende Fassadenbild integrieren. Daher entschied man sich bei der deckenden Beschichtung der Fenster für Lichtgrau (RAL 7035).

Ausgefeilte Baustellenlogistik

Da die Sanierungsarbeiten bei laufendem Betrieb stattfanden und die Mitarbeiter der Kreisverwaltung nicht ausquartiert wurden, war ein sowohl zügiges als auch geräusch- und lärmarmes Arbeiten gefragt. Wesentliche Zeitersparnisse wurden durch einen Gerüstaufzug erreicht, der sowohl die alten Fenster nach unten als auch die neuen Fenster nach oben transportierte und so ein bequemes und zeitsparendes Arbeiten ermöglichte. Zudem arbeiteten die ausführenden Firmen Hand in Hand – Dämmarbeiten an der Fassade und Austausch der Fenster waren so aufeinander abgestimmt, dass für die Mitarbeiter möglichst wenig Lärmbelästigung entstand.

Autorin

Dipl.-Kauffrau Mareike Quassowski arbeitet als Marketingverantwortliche bei der Wilkes GmbH in Schwelm und ist seit Juli 2012 geschäftsführende GbR-Gesellschafterin bei der PR-Agentur Kommunikation2B in Dortmund

Die neuen Kiefer-Fenster wurden in die vorhandenen Montagerahmen eingebaut

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