Schmuckstück 
Brand- und Wärmeschutz für die alte Sparkasse in Bruchhausen

Historische Gebäude sind für Städte oft Wahrzeichen. Wie alt sie auch sein mögen – eine neue Nutzung ist wesentlicher Garant für den Erhalt ihrer Bausubstanz. Im Zuge solcher Arbeiten müssen oft das Dach, die Fenster und die komplette Haustechnik erneuert werden. Aber auch in Sachen Brand- und Wärmeschutz gibt es für Handwerker meist viel zu tun. Ein solches Beispiel ist die alte Sparkasse in Bruchhausen-Vilsen. Mit der dringend erforderlichen Sanierung erhielten die im Gebäude neu gestalteten Wohn- und Büroräume in punkto Brand- und Wärmeschutz Neubauniveau – und dies vor allem mit Hilfe von Trockenbausystemen.

Fast jede Stadt hat sie: Baudenkmäler, an denen der Zahn der Zeit nagt und deren fortschreitender Verfall eine Sanierung von Jahr zu Jahr schwerer und irgendwann fast unbezahlbar macht. Das Gebäude der ehemaligen Sparkasse in Bruchhausen-Vilsen wurde 1907 im Stil des Historismus als Bankgebäude erbaut. Nach­dem das Haus zuletzt mehr als zehn Jahre lang leer gestanden hatte, erwarb die h3 Grundstücksgemeinschaft GmbH die Immobilie, um sie zu sanieren und wieder bewohnbar zu machen. Das ist leichter gesagt als getan, denn Feuchtigkeitsschäden infolge verstopfter Regenrinnen, kaputter Dachziegel und zerschlagener Fensterscheiben hatten der Bausubstanz zugesetzt und machten die Renovierungsarbeiten für die Handwerker zu einer Herausforderung.

 

Wärmeschutz mit Einblasdämmung

 

Im Zuge der Sanierung wurde besonderer Wert auf die Einhaltung der Brand- und Wärmeschutzvorschriften gelegt. Ziel war es, das Gebäude energetisch und technisch an den Standard eines Neubaus anzunähern. Zwar gelten im Bezug auf den Wärmeschutz für denkmalgeschützte Bauten Ausnahmeregelungen, doch wollten die Bauherren eine größtmögliche Energieeinsparung erreichen und für die Bewohner die Heizkosten so niedrig wie möglich halten. Die Ausführung der hierfür erforderlichen Arbeiten erwies sich jedoch als schwierig, da die denkmalgeschützte Fassade des Hauses nicht verändert werden durfte. Auch eine einheitliche Innendämmung war nicht möglich, da die Bauherren Innenwände mit rund zehn verschiedenen Aufbauten vorfanden.

Im Zuge der Bestandsaufnahme entdeckte man schließlich einen etwa 70 mm breiten durchgängigen Hohlraum im Fassadenaufbau. Es musste eine Lösung für die Dämmung gefunden werden, die mit dem vorhandenen Platzan­gebot auskam und gleichzeitig die gewünschten Wärme­schutzwerte erreicht. Zusätzlich musste das einzubringende Material hohe Anforderungen an die Rieselfähigkeit, Resistenz gegen Un­geziefer und an den Wasserdampfdurchlass erfüllen. Bauherr und Handwerker entschieden sich zur Ausfüllung des 18 m3 großen Hohlraums für ein Polystyrol-Partikelschaum-Granulat (Rigibead 035 von Saint-Gobain Rigips), das speziell für eine hohlraumfreie Verfüllung von zweischaligem Mauerwerk entwickelt wurde. Das Granulat wird aus einem Rohstoff auf EPS-Basis hergestellt, ist wasserabweisend, vollständig recycelbar sowie diffusionsoffen und darüber hinaus alterungs- und verrottungsbeständig. So schützt es dauerhaft und zuverlässig vor Bauschäden.

Für eine schnelle und wirtschaftliche Verarbeitung des Materials verwendeten die Handwerker ein spezielles Einblasverfahren, mit dem auch schwer zugängliche Bereiche gleichmäßig mit dem Granulat aufgefüllt werden konnten.

Deckensanierung für einen besseren Brandschutz

 

Nachdem die Wärmeschutzanforderungen durch die Einblasdämmung erfüllt waren, standen die Planer vor einem neuen Problem, das ihnen noch einmal Kopfzerbrechen bereitete: Nicht ganz waagerecht verlaufende Holzbalkendecken mit Lehmein-schub und sehr großen Balkenabständen im Erdgeschoss und dem ersten Obergeschoss muss­ten nach Brandschutzanforderungen auf die Feuerwiderstandsklasse F 90B ertüchtigt und zusätzlich begradigt werden. Aufgrund der relativ geringen Deckentragkraft musste ein System mit einem geringen Eigengewicht her, das aber dennoch die Brandschutzanforderungen erfüllen, die Höhendifferenzen ausgleichen und zudem einfach zu montieren sein sollte.

Mehrlagige Systeme schieden wegen des hohen Eigengewichts bereits im Vorfeld aus. Zum Einsatz kam schließlich das Ausbausystem 4.45.00 von Rigips. Dieses basiert auf einem Allgemeinen bauaufsichtlichen Prüfzeugnis (AbP), welches zahlreiche Lösungsvorschläge zur Ausführung von Decken in Bestandsgebäuden bis zur Feuerwiderstandsklasse F 90 beinhaltet. Daraus ergeben sich verschiedene Möglichkeiten für Unterkonstruktionen, Beplankungen, Fugenausbildungen, Anschlussvarianten und insbesondere die Montage einer zusätzlichen Sichtdecke bis zu einem Gewicht von bis zu 15 kg/m². Um Höhenunterschiede auszugleichen, wurde in Bruchhausen-Vilsen eine Unterkonstruktion aus Noniusabhängern und CD-Deckenprofilen montiert. Danach erhielten die Holzbalkendecken der ehemaligen Sparkasse eine Beplankung mit je einer Lage 25 mm dicker Ridurit-Feuerschutzplatten, wodurch die Anforderungen an die Statik eingehalten wurden und die Deckenhöhe weitgehend erhalten blieb. Nach der Verschraubung wurden die Platten mit Vario Fugen-spachtel sicher verspachtelt und anschließend weiß gestrichen.

 

Sanierung von

Holzbalkendecken

 

Um auch die Oberseite der Decken auf F 90 zu ertüchtigen, erhielten die Böden eine Lage Rigidur Estrichelemente 30 MF nach System 7.05.00 des Herstellers. Mit einer Größe von 500 x 1500 mm sind diese Elemente besonders handlich und schnell zu verlegen. Ein umlaufender Stufenfalz ermöglicht die vollständig geschlossene und überlappende Verlegung für eine ebene, zusammenhängende Estrichfläche. Die Staubbelastung ist minimal, was sich bei der späteren Verlegung von Oberbelägen als besonders vorteilhaft erwies.

Gerade bei Altbausanierun­gen von Holzbalkendecken kann durch den Einbau solcher Estrichelemente die Gefahr einer raschen Ausbreitung von Zimmerbränden vermieden werden. Sie schaffen darüber hinaus schnell eine saubere, belegreife Trockenestrichfläche und sorgen für Schall- und Wärmedämmung zwischen den Geschossen. Das Rigidur Estrichelement 30 MF ist mit einer Mineralfaserdämmstoffplatte kaschiert, die zusätzlich einen guten Trittschallschutz garantiert.

 

Neuer Wohnraum

unterm Dach

 

Vorher ungenutzte Flächen im Dachgeschoss wurden im Zuge der Sanierung zu neuem, wertvollen Wohnraum ausgebaut. Die erfahrenen Bauherren setzten dabei auf Baustoffe, die sicherzustellen halfen, dass sich unter dem Giebel ein angenehmes Raumklima einstellt. Besonders glatte, strapazierfähige Oberflächen, die sofort mit Tapeten, Fliesen oder Farbe gestaltet werden können, wurden schnell und sicher nach der Dämmung des Schrägdachs mit Gipsfaserplatten von erstellt. Das Treppenhaus wurde mit einer einlagigen Beplankung der Treppenunterseiten mit Feuerschutzplatten brandschutztechnisch aufgerüstet.

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