Schrankwand mit Einschüben

Der Einbauschrank in einer Bielefelder Altbauwohnung integriert sowohl einen Eckeinbaukamin als auch drei offene Korpusse, die die Tischlerei F. & O. Lamm aus mit Eiche furnierter Spanplatte baute und in die Grundkonstruktion aus weiß matt beschichteten MDF-Lackplatten schob.

Die Bauherren wünschten sich schon lange mehr Ordnung und Ruhe in ihrem kleinen Wohnzimmer in einer Bielefelder Altbauwohnung. Die Raumhöhe von 3 m hatten sie bereits im Schlafzimmer und in der Küche mit raumhohen Einbaumöbeln genutzt. Gleiches sollte nun auch im Wohnzimmer mit einem großen Einbauschrank geschehen, der um die gestemmte Rahmentür aus der Gründerzeit herum angeordnet werden sollte. Aus dem Wunsch nach einem Kamin – ein kleiner mit Ethanol befeuerter würde schon reichen – den man als maßgefertigtes Eckeinbauelement in den Wandschrank integrieren kann, entstand die Entwurfsidee, in die Grundkonstruktion aus weiß matt beschichteten MDF-Lackplatten offene Eichenkorpusse zu schieben.

Vorfertigung in der Werkstatt und Montage vor Ort 

Die Schrankwand wurde in der Werkstatt der Tischlerei F. & O. Lamm in Bielefeld weitgehend vorgefertigt. Das bedeutete auch, dass es für die Tischler bei der Montage vor Ort recht schwere Schrankelemente durch die Altbauwohnung im Bielefelder Westen zu wuchten galt, was insbesondere beim rechten unteren Element vier Tischler erforderte, da dieses große Element auch dementsprechend schwer war.

Vor der eigentlichen Montage entfernten die Handwerker die Dreikantleisten von den Fußleisten und montierten die Konsolenfüße unter die beiden unteren Schrankelemente. Danach schoben sie ein Sockelelement als Blende zwischen Fußboden und Unterschrank. Wichtig war es, das rechte, insgesamt größte Schrankelement trotz der vergleichsweise krummen und schiefen Wände der Altbauwohnung mit der Wasserwaage exakt ins Lot zu bringen, denn an diesem richten sich alle weiteren Elemente aus.

An der Wand wurden die Schrankelemente mit 8 x 90 Schlossschrauben und 12er Dübeln befestigt. Danach konnten die beiden auf der Baustelle verbliebenen Tischler das obere Schrankelement auf den rechten Unterschrank setzen – und gleich wieder herunternehmen, denn es passte noch nicht ganz. Da die Bestandswände, wie gesagt, nicht nur krumm und schief sind, sondern auch noch in einer Voute in die Decke übergehen, mussten die Tischler trotz großzügig eingeplantem „Spiel“ zur Decke hin das obere Schrankelement mit dem Hobel vor Ort „entgraten“. Danach passte es perfekt auf das untere Schrankelement, zu dem die Tischler mit vier Holzbauschrauben eine sichere Verbindung herstellten. Natürlich wurde auch das obere Schrankelement noch mit Schlossschrauben an der Wand gesichert.

Für die Befestigung des großen Querelements über der Tür wurde zunächst an die Wand und an das obere rechte Schrankelement eine Hilfskonstruktion aus Latten geschraubt, auf die das Querelement während der Montage vorübergehend aufgelegt werden konnte, und ein Kollege zur Hilfe gerufen. Bei der Montage des linken Schrankelements direkt darunter wurde ebenfalls mit einer Hilfskonstruktion aus Latten gearbeitet.

Eichenkorpusse und Eckeinbaukamin als Einschübe 

Die in der Werkstatt aus mit Eiche furnierten 9,5 mm dicken Spanplatten vorgefertigten offenen Kästen brauchten die Tischler dann nur noch in die dafür vorgesehenen Aussparungen zu schieben. „Aus massiver Eiche gefertigte Module würden sich sofort verziehen“, meint Tischlergeselle Bernhard Neumann von der Bielefelder Tischlerei F. & O. Lamm, der die Eichenkästen später noch verklebte, um sie gegen unbeabsichtigtes Herausrutschen zu sichern. Ebenso verfuhren die Tischler mit dem in der Metallmanufaktur ricon auf Maß gebauten Ethanol-Eckeinbaukamin. Dieser musste mit 1 cm Spiel zu den Anschlussflächen der Schrankwand eingebaut werden, da er sich laut Hersteller bei einer Heizleistung von bis zu 3 KW im Betrieb noch ausdehnt. Darüber hinaus setzten die Tischler in die drei Anschlussflächen, über die der Kamin mit der Schrankwand in Kontakt kommt, Brandschutzplatten ein. Als kleines „Gimmick“ schnitten sie in die MDF-Platte unter der unteren Brandschutzplatte eine etwa bierdeckelgroße Öffnung hinein, so dass die Bauherren, wenn sie es denn wollen, die Wärmeentwicklung der Brandschutzplatten prüfen können.

Viel Platz hinter Türen und Klappen 

Zu guter Letzt montierten die Tischler die Front aus den weiß matt beschichteten MDF-Lackplatten „PerfectSense Matt“ von Egger. Die extrem matte Oberfläche der Platten wirkt weich und tief zugleich, was sehr gut zu den mit Lehm beschichteten Wandoberflächen im Raum passt. Im unteren Teil der Schrankwand besteht die Front aus Türen mit eingefrästen Topfbändern und im oberen Teil aus Klappen mit aufgeschraubten Klappbeschlägen. Darüber hinaus gibt es eine 14 cm hohe Schublade, die über die gesamte Breite des rechten Schrankelements verläuft.

Da der Einbauschrank auf der rechten Seite raumhoch 40 cm tief ist – gleiches gilt für den Unterschrank auf der linken Seite –, der die Tür überbrückende f-förmige Oberschrank jedoch nur 30 cm tief ist, lassen sich im Schrank hinter Klappen, Türen und in offenen Fächern ganz unterschiedliche Dinge wie Bücher vom großen Folianten bis zum kleinen Taschenbuch, Skulpturen, Aktenordner, Spiele und eben auch der Ethanol-Eckeinbaukamin unterbringen, der die eingangs beschriebene Entwurfsidee der Einschübe begründete.

Autor

Dipl.-Ing. Thomas Wieckhorst ist Chefredakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

Baubeteiligte und Herstellerindex (Auswahl)

 

Ausführung Tischlerei F. & O. Lamm, Bielefeld, www.tischlerei-lamm.de

MDF-Lackplatten Egger, Brilon, www.egger.com 

Brandschutzplatten Knauf, Iphofen, www.knauf.de 

Topfbänder Hettich Holding, Kirchlengern, www.web.hettich.com 

Klappbeschläge Blum, Herford, www.blum.com

Dübel für Wandbefestigung Fischer, Waldachtal, www.fischer.de

Ethanol-Eckeinbaukamin Ricon Metallerzeugnisse, Cunewalde, www.ricon-manufaktur.de

Weitere Informationen zu den Unternehmen
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