Umbau und Sanierung des Kulturpalastes in Dresden











Der nach Plänen des Büros gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner modernisierte Dresdner Kulturpalast öffnete Ende April 2017 wieder seine Pforten. Die Architekten erhielten zu Beginn dieses Jahres hierfür den renommierten DAM Preis für Architektur des Deutschen Architekturmuseums.
Maßstäbliche Pläne
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Seit 1969 war der Dresdner Kulturpalast einer der prägendsten Kulturstätten der DDR und galt als „Kulti“ auch nach der Wende als wichtigster Veranstaltungsort der Stadt für Konzerte, Kongresse und vielfältige Events. Nach über 40 Jahren schloss der Kulturpalast 2012 für eine umfängliche Komplettsanierung und Neugestaltung nach Plänen des Architekturbüros gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner. Das für über 100 Millionen modernisierte Kulturzentrum am Altmarkt besticht nach seiner Wiedereröffnung im April 2017 nicht nur mit einem modernen, akustisch hervorragenden Konzertsaal mit 1800 Sitzplätzen, sondern ist auch die neue Heimat des Kultkabaretts „Herkuleskeule“ und der Dresdner Zentralbibliothek.
Konzertsaal ist Herz des Kulturpalastes
Der Konzertsaal steht dabei im Zentrum des neuen Nutzungskonzeptes. Das Team der Lindner Group, unter Verantwortung von Niederlassungsleiter Stefan Maier und Gesamt-Projektleiter Torsten Horst, war zuständig für den Ausbau und die Gesamtkoordination aller Gewerke des Saals, die Räumlichkeiten der Herkuleskeule und die Erneuerung der denkmalgeschützten „Mogi-Decke“ (in Dresden in „Moki- Decke“ umbenannt) im Foyer. Lindner konnte sich nach Teilnahme an einer öffentlichen Ausschreibung den Auftrag für das Innenausbaupaket des Saales sowie des Foyers und der „Herkuleskeule“ sichern.
Die Einbindung in das umfangreiche Bauvorhaben fand bereits vor dem eigentlichen Baubeginn statt: Die komplette Werks- und Montageplanung sowie die technische Bearbeitung in 3D-Modellen für den Saal erfolgte von Experten der Lindner Group. In der Bauabwicklung mussten sowohl die hohen Anforderungen an den Denkmalschutz erfüllt werden, unter anderem mussten die prägnanten Details erhalten beziehungsweise originalgetreu nachgearbeitet, als auch die neuen Räume in hoher Qualität und modernster Technik ausgeführt werden.
Allein die Vorbereitung der Sanierung des Konzertsaals war dabei ein Kraftakt und bedurfte intensiver logistischer Planung: Die Lindner Gerüstbau GmbH führte die die komplexe Gerüstkonstruktion für den 21 500 m³ großen Saal aus. Innerhalb von 18 Tagen verbaute das Team von Gerüstbaumonteuren und Industriekletterer etwa 110 t Gerüstmaterial. Für die Montage der Akustikdecke war zudem eine etwa 1500 m² umfassende Gerüstbauplattform notwendig, die nur auf wenigen Standgerüsten aufgelagert und an den senkrechten Wänden aufgehängt werden konnte.
Akustisch wirksame Decken und Wandverkleidungen
Der neugestaltete Saal mit insgesamt 1800 Sitzplätzen bietet mit der terrassenförmigen Anordnung ein beeindruckendes Klangerlebnis. Auch optisch setzte Lindner ein harmonisches und hochwertiges Gesamtbild der Architekten gekonnt um. Die speziell gefalteten, dreieckigen Deckenpaneele auf Gipsfaserbasis entstanden zunächst in einem 3D-Modell und wurden mit einem, im Maßstab 1:10 errichtetem Mock-up im Messlabor über drei Jahre hinweg auf ihre akustische Wirksamkeit getestet. Für die Wandverkleidungen fiel die Wahl auf nicht brennbare, ebenfalls akustisch wirksame Holzvbekleidungen „Lindner Firewood“ in Roteiche. Diese fertigte Lindner Objektdesign in den eigenen Produktionsstätten in Arnstorf und Madunice. Im kompletten Gebäude verbaute Lindner darüber hinaus etwa 350 Sondertüren, die ebenfalls im eigenen Werk in Ostrov gefertigt wurden.
Auch der massive Boden im Parkettbereich und auf den Rängen stammt von Lindner: „Floor and more arena“ wurde speziell für die Ausführung von Tribünen in Kinos, Konzert- und Hörsälen entwickelt. Dieser kam auch in den neuen Räumlichkeiten des legendären Kabaretts „Herkuleskeule“ zum Einsatz. Im Untergeschoss entstand ein vollständig entkoppelter, schalltechnisch eigenständiger Saal als Raum-in-Raum-System mit angeschlossener Regie und eigenem Foyerbereich. Hierfür entwickelte Lindner eine spezielle, akustisch wirksame Streckmetallwand, ergänzt von Deckenverkleidungen und Sondertüren.
Wiederherstellung der „Mogi-Decke“ im Foyer
Ein weiteres Ausbau-Highlight im umfassenden Auftrag der Lindner Group war die denkmalgeschützte, monolithische Unterhangdecke aus Gipsfaser (kurz „Mogi-Decke“) im Foyer. Diese konnten im Original nicht erhalten bleiben, da das Material bereits zu spröde war, so dass es buchstäblich zerbröselte. Durch einen Zufall wurde Projektleiter Torsten Horst, zu DDR-Zeiten selbst Stuckateur, in einer Garage eines Berufskollegen fündig und ließ mit Hilfe zweier Originalmuster neue Gießformen fertigen. „Auch diese Platten mussten erst ausgiebig getestet werden, da sich die Auflagen seit den 1960er Jahren stark verändert haben. Schlussendlich gelang es uns, originalgetreue Platten zu produzieren, die den heutigen Standard sogar übersteigen. Erst nach 13-facher Belastung als gefordert kam es zu Bruchstellen, vorgegeben wäre dies bei einer mindestens vierfachen Belastung“, so Torsten Horst über eine der vielen speziellen Anforderungen im Kulturpalast Dresden.
AutorStefan Maier ist Niederlassungsleiter für die Region Mitte-Ost | Leipzig | Dresden bei der Lindner AG in Arnstorf.
Baubeteiligte (Auswahl)
Bauherr KID Kommunale Immobilien Dresden,
Architekten gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg/Berlin, www.gmp-architekten.de
Statik Prof. Pfeiffer und Partner, Cottbus,https://pfeifer-interplan.com
Kompletter Innenausbau Lindner Group, Arnstorf, www.lindner-group.com
Malerarbeiten Fuchs+Girke Bau und Denkmalpflege, Ottendorf-Okrilla, www.fuchs-girke.com
Maler2000, Steigra, www.maler2000.de
Jeschke Maler-Bau-Service, Dresden, www.jeschke-maler.de
Herstellerindex (Auswahl)
Innenausbau Lindner Group, Arnstorf, www.lindner-group.com
Farben Caparol, Ober-Ramstadt, www.caparol.de
Sto, Stühlingen, www.sto.de
Robuste Farben fürs Finish
Die Lindner Group übernahm aber nicht nur die Ausbauarbeiten, sondern den kompletten Bauablauf von den Stahl- und Metallbauarbeiten für die Unterkonstruktion bis hin zu einem Teil der Malerarbeiten. Aufgrund des Umfangs der Malerarbeiten waren zudem drei weitere Betriebe im Kulturpalast tätig: Fuchs + Girke, Jeschke Maler-Bau-Service und Maler2000, die unter anderem die Malerarbeiten in der weitläufigen Eingangshalle im Erdgeschoss übernahmen. Bei der Auswahl der Farben standen laut gmp-Architekt Christian Hellmund die besonderen Anforderungen hochfrequentierter Räume an die Reinigungs- und Strapazierfähigkeit der Oberflächen im Vordergrund. Frank Schumann, Verkaufsberater beim Farbenhersteller Caparol, hatte dem Architekturbüro vorab mehrere große Musterflächen mit infrage kommenden Produkten vorgelegt. Die Entscheidung fiel unter anderem auf „Capamaxx“ als hochdeckende, matte Innenfarbe der Nassabriebklasse zwei. Die bindemittelreiche Beschichtung ist sehr beständig gegen wiederholtes Reinigen. Die Maler setzten die Farbe in Weiß in der Bibliothek, den Foyers, Garderoben und Büros ein. Im ganz in Anthrazit gehaltenen Kabarettsaal „Herkuleskeule“ verwendeten sie zudem „Premium Color“, eine Farbe für Anstriche in Innenräumen, die erhöhter Beanspruchung unterliegen. Die Farbe ist durch spezielle Bindemittel und Füllstoffe auf Carbonbasis besonders robust und erzeugt gleichzeitig eine edelmatte Oberfläche mit besonderer Farbbrillanz. Der Schreibeffekt bei kräftigen Farbtönen, bei dem helle Streifen infolge mechanischen Abriebs entstehen, wird vermindert.
Mit 17 000 m2 Wand- und Deckenfläche ebenfalls nicht zu vernachlässigen sind die Technik- und Lüftungszentralen sowie der Backstagebereich im Untergeschoss des Kulturpalastes, die von den Mitarbeitern des Betriebs Maler2000 mit „Sylitol Natura“ beschichtet wurden. Die Innenfarbe auf Silikatbasis ist besonders wasserdampfdurchlässig.
Im Konzertsaal setzte der dort tätige Malerbetrieb Jeschke außerdem ein Spezialprodukt aus dem Hause Caparol ein, den „Capalac Aqua 2 K Acryl“-Polyurethanlack für hochbeanspruchte Oberflächen. „Damit wurden die Brüstungen beschichtet, denn die mussten unter anderem handschweißstabil sein“, so Dieter Jeschke. Die stark strukturierten Wand- und Deckenabschnitte erhielten im Saal einen Anstrich mit der matten Innenfarbe „StoColor Supermatt“.