Vor dem Verfall gerettet

Greifswald ist eine alte Universitäts- und Hansestadt an der Ostsee. Das „Entree“ zur historischen Altstadt bilden großzügige Freiflächen mit einzelnen repräsentativen Villen. Hierzu gehört auch die Villa „Am Mühlentor 2“, die nach nahezu einem Jahrzehnt des Leerstandes einer gründlichen Instandsetzung bedurfte.

Bis Anfang der 1990er Jahre wurde die Villa als Zahntechniklabor genutzt. 1998 wurde eine statisch erforderliche Sanierung eingeleitet, ohne jedoch die notwendige Instandsetzung des Gebäudes zu Ende zu führen. In über neun Jahren Leerstand, ohne Dacheindeckung und -entwässerung, musste das 40 cm dicke, massive Außenmauerwerk dem Verfall trotzen, bis 2008 die Bauherrengemeinschaft Heiko Schmidt/Frank Ziemer dem Architekturbüro PHS in Greifswald den Auftrag zur Planung einer energetischen Instandsetzung, vom Keller bis zum Dach, erteilte. Das Ziel war die Sanierung und der Umbau der maroden Villa zu einer Tagesklinik. Gebäude und Grundstück sollten danach in ihrem Erscheinungsbild dem exponierten Standort im historischen Umfeld wieder gerecht werden.

Als geeignete Produkte für die Umsetzung der Sanierungspläne wurden Instandsetzungssysteme der Firma Remmers verwendet. Insbesondere die Anforderung der Wärmedämmung nach EnEV konnte mit dem neuartigen Innendämmsystem iQ-Therm ohne Beeinträchtigung der Fassadenoptik erfüllt werden. Der Einsatz der korrespondierenden Systeme zur Hydrophobierung der Backsteinfassade mit Funcosil FC sowie die Kellerabdichtung mit Perimeterdämmung gaben den Ausschlag für das Instandsetzungskonzept mit Remmers-Systemen.

Obwohl die Backsteinvilla jahrelang schutzlos dem Regen ausgesetzt war, befand sich das massive Außenmauerwerk noch immer in bemerkenswert gutem Zustand; konstruktive Schäden sowie Setzungsrisse wurden nur in sehr geringem Umfang festgestellt. Allerdings war das Mauerwerk vollständig durchfeuchtet. Deutlich sichtbare Salzausblühungen und Kristallisationen an den Ziegelfassaden sowie ein defektes Fugennetz hatten zu Verwitterung, Frostschäden und Bewuchs des Ziegelmauerwerks geführt, dessen Wärmedämmfähigkeit in der Folge komplett verlorengegangen war.

Im ersten Sanierungsschritt wurde zunächst die gesamte Dacheindeckung mit Biberschwänzen in Kronendeckung erneuert. Das Gebäude erhielt Titan-Zink-Installationen für die Dachentwässerung, und mit einer gründlichen Fassadenreinigung wurden die Voraussetzungen für einen wirksamen Schlagregenschutz hergestellt.

 

Schlagregenschutz durch Hydrophobierung

Der Einbau einer Innendämmung erzeugt durch die enge Wechselwirkung zwischen Wärme und Feuchte immer Veränderungen der Feuchteverhältnisse im Bauteil. Jede Innendämmung reduziert (außer im Hochsommer) das Trocknungspotential einer Konstruktion und sollte daher grundsätzlich nur in Kombination mit einer schlagregendichten Fassade zur Anwendung kommen. Nach der notwendigen Fugensanierung und der Ausbesserung aller Fehlstellen wurde die „unsichtbare“ hydrophobierende Imprägnierung mit Funcosil FC auf das Mauerwerk aufgebracht. Diese reduziert die Wasseraufnahme freibewitterter Fassadenflächen erheblich.

Da bei der Hydrophobierung die Poren offen bleiben, behält der Baustoff seine „Atmungsaktivität“, das heißt die Wasserdampfdurchlässigkeit wird nicht oder nur unwesentlich beeinträchtigt. Da ein trockener Baustoff besser dämmt als ein nasser, wird durch die Fassadencreme neben dem Schutz der Konstruktion ein zusätzliches Energiesparpotential erschlossen. Durch das Fernhalten von Wasser behält der imprägnierte Baustoff seinen ursprünglichen, niedrigen Wärmeleitfähigkeitswert beziehungsweise er erhält ihn zurück.

Im erdberührten Bereich wurden die typischen Feuchteschäden festgestellt, teils durch Fehlkonstruktionen, teils durch veraltete Technik. Es wurde daher eine Vertikalabdichtung gemäß DIN KMB eingebaut und mit einer Perimeterdämmung versehen.

 

Maroder Innenputz

Die Innenwände zeigten Durchfeuchtungsschäden mit unterschiedlichen Salzbelastungen. Große Teile des Innenputzes waren abgefallen, desweiteren hatten sich Ausblühungen und sandende Fugen gebildet. Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurde deshalb der marode Innenputz vollständig entfernt und das Mauerwerk im Sandstrahlverfahren gereinigt. Die für die Innendämmung mit dem iQ-Therm-System vorgesehenen Wandflächen wurden mit Grundputz egalisiert und auf die Innenwände Sanierputz aufgetragen.

 

Innendämmung nach EnEV

Das Ziel der Innendämmung war die Verbesserung der Wohnbehaglichkeit durch Erhöhung der Innenwandtemperatur und die Verbesserung des U-Wertes. Das wurde durch die spezifischen Eigenschaften der iQ-Thermplatte möglich: eine hoch dämmende Polyurethanschaumplatte, versehen mit regelmäßigen, senkrecht zur Oberfläche stehenden Lochungen, die mit einem hoch kapillaraktiven mineralischen Mörtel verfüllt werden. Zur Regulierung der Raumluftfeuchte wurden die Platten mit einem porosierten, mineralischen Leichtmörtel überputzt, der gleichzeitig als Installations- und Sorptionsschicht dient.

Aufgrund der hervorragenden Dämmeigenschaften (λ etwa 0,031 W/mK) konnten damit die Anforderungen der Energieeinsparverordnung 2009 mit geringster Aufbauhöhe erfüllt werden. Das hohe Trocknungspotential der Innendämmung kommt bereits vorgeschädigten Bauteilen zugute. Die Kapillaraktivität sorgt für eine schnelle und großflächige Verteilung der Feuchte in der Dämmung. Dadurch wird die Trocknung beschleunigt und die Dämmwirkung verbessert.


Autor


Dipl.-Ing. Jens Engel ist Produktmanager in den Bereichen Fassadenschutz und Denkmalpflege bei der Firma Remmers Baustofftechnik in Löningen.

Notwendige Kombination: Innendämmung und schlagregendichte Fassade

Vertikalabdichtung mit Perimeterdämmung im erdberührten Bereich

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