Zunftkleidung aus schwerem Trenkercord von FHB

Extrem robust und „made in Germany“: Zunftkleidung besteht aus schwerem Trenkercord. Bei FHB in Ostwestfalen wird die Kollektion ständig verbessert. Das Traditions-Unternehmen hält engen Kontakt zu seinen Handwerkerinnen und Handwerkern.  

Acht Knöpfe symbolisieren den Acht-Stunden-Tag. Hinzukommen zwei Frontreißverschlüsse und schwerer Cord-Stoff. Diese Merkmale machen gute und robuste Zunftkleidung aus. Marktführer in Europa ist nach eigenen Angaben die Firma FHB in Spenge. An ihrem Unternehmenssitz in Ostwestfalen wird Zunftbekleidung „made in Germany“ produziert. Zunft mit Echtleder oder Stretch, Hosen mit und ohne Schlag, Westen, Jacken, Hemden und Zubehör wie Hüte, Halstücher, Thermoflaschen und vieles mehr werden angeboten. Wanderburschen gehen ein und aus und lassen sich ihre Masskluft in Spenge anfertigen.

In einer großen Halle rattern die Nähmaschinen. Stapelweise liegen Hosenbeine und Jacken vor den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die den schweren Trenkercord bearbeiten. Nebenan steht eine große Cutter-Maschine, die das schwere Material zuschneidet. „Dieser Stoff wird auch Manchester genannt und wiegt mehr als 500 g/m2“, erklärt FHB-Inhaber Peter Hoffmann. „Wir haben eine tolle Zielgruppe. Dachdecker, Zimmerer, Maurer und Schreiner. Die nehmen die Kleidung wirklich hart ran. Und wenn Ihnen etwas nicht passt, dann sagen sie das auch.“ Durch dieses Feedback ist es FHB möglich, die Kollektionen ständig zu verbessern. Beispielsweise wird an einer ultraleichten Hose für den Sommer getüftelt, die lediglich 200 g/m2 wiegt, aber dennoch äußerst stabil ist.

1943 fing in Bielefeld alles an

FHB gibt es seit 1943. Fritz Höhne gründete die ursprüngliche Firma Höhne & Mischke in Bielefeld. Durch den Produktionsstandort entstand auch der Name „Original Bielefelder Zunftbekleidung“. In den sechziger Jahren kamen die Initialen von Fritz Höhne Bielefeld dazu und es entwickelte sich die Marke FHB mit den beiden Zunftmännern. 

Seit 1970 befindet sich der Hauptsitz der Firma in Spenge (Kreis Herford). FHB hat dort 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und an seinem Logistikstandort im benachbarten Bünde 45. Inzwischen macht die Zunftkleidung nur noch 13 Prozent des Gesamtumsatzes aus. FHB fertigt 40 Prozent seiner Produkte in Asien und zu 60 Prozent in Deutschland und Osteuropa in Ländern wie Armenien, Albanien, Polen und in der Ukraine.

Ukraine-Krieg schockiert zutiefst

Die kriegerischen Auseinandersetzungen, die im Februar in der Ukraine begangen, haben FHB zutiefst geschockt. „Wir haben sofort telefoniert, um zu erfahren, wie es unseren langjährigen vier Partnerbetrieben geht“, berichtet Peter Hoffmann kurz nachdem der Krieg ausbrach. Die Firmen liegen im Westen des Landes, 70 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt. Der vierte Betrieb befindet sich weiter nördlich in Richtung der Grenze zu Belarus. „Die Ukrainer sind unglaublich und versuchen alles weiter am Laufen zu halten. Wenn unsere Speditionen fahren, beliefern wir sie auch weiter mit den entsprechenden Risiken. Die Menschen möchten einfach nur ihr Leben zurück und möchten deswegen auch weiterarbeiten“, so Hoffmann.

FHB sei krisenfest. „Erst Corona, dann kam der Schnee im vergangenen Februar und ließ unser Hallendach einstürzen. Und dann der Ukraine-Konflikt“, blickt der Firmenchef zurück, der die ostwestfälische Mentalität und Ruhe besitzt. „Wir kommen da durch“.

Erweiterung in Richtung Workwear

Wohl durchdacht sei auch die Erweiterung in Richtung Workwear vor etwa acht Jahren gewesen. „Wenn man aus einer Nische kommt, muss man sich genau überlegen, wie man sein Programm erweitern kann und das erfolgreich“, sagt Peter Hoffmann. Wichtig sei auch in diesem Bereich die Funktionalität, Qualität und das moderne, zeitlose Design. „Die Teile müssen so gut gefallen, dass man sie auch privat tragen möchte. Sie sind modisch und man hat ein gutes Gefühl“, umschreibt er es. Entwurf, Schnitte und Muster werden in Spenge entworfen. Aktuell wird an einer Stretch-Zunfthose in uni-sex gearbeitet, die Männern und Frauen gleichermaßen passen soll. Es soll sie als kleinste Größe schon in 34 geben.

Die Workwear-Kollektionen laufen sehr gut. Eportiert werden sie nach Holland, in die Schweiz, Frankreich und nach Österreich. „Wir wollen behutsam wachsen. Und wir setzen auf Partnerschaft und Vertrauen. Hier zählt noch der Handschlag“, betont der Inhaber.

In Partnerschaften denken

FHB ist nicht auf den Online-Handel fokussiert, sondern denkt in Partnerschaften mit dem stationären Handel.  So ist FHB in der Lage, eine komplette Ladenausstattung zu liefern. An FHB-Fachhändler wird alles geliefert wie Aufbauorganisation, Regale, Bügel, Lampen, Fässer und Tischkicker. Der Erfolg gibt ihnen Recht. Insgesamt 28,3 Millionen Euro erzielte das Unternehmen in 2020 und wuchs damit um sieben Prozent. In 2021 betrug das Wachstum gar 26 Prozent und in den ersten drei Monaten dieses Jahres sogar 50 Prozent. Die spannende Aufgabe für FHB wird sein, das starke Wachstum zu managen und die Strukturen zu schaffen, um es erfolgreich umzusetzen.

Autorin

Michaela Podschun ist Redakteurin der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

Wieviel Zeit braucht eine Zunfthose?

Ganze 27,4 Minuten. Zuschnitt mit Cutter, Schnittkanten versäubern, 2 Reißverschlüsse einsetzen, Seitentaschen mit 50 mm Leder paspelieren,
Vordertasche und Seitennähte schließen, 2 x Zollstocktaschen einsetzen, Bundfutter einnähen,
Hosensaum, Hose wenden, Taschenspiegel auf Taschenbeutel nähen, zweite Zollstocktasche, Leiste mit Leder einfassen, 6 Schlaufen nähen und schneiden, Paspel auf Gesäßtaschenbeutel nähen, Gesäßtasche einsetzen, Gesäßtasche schließen,
2 x Zollstocktaschen schließen, Seitennähte steppen, 12 Lederecken aufnähen, Schrittnaht schließen, 2 Bundecken zusteppen, Latz umsteppen, Schlaufen und Taschen riegeln, abzeichnen und
3 Knopflöcher, 3 Knöpfe annähen, Hose legen mit Etikett und Kontrolle, Logo an Zollstocktasche nähen.

Wer ist damit beschäftigt? Insgesamt 28 Personen. Wieviel Material wird verbraucht? 1,4 m Stoff,
365 m Garn, 12 Lederecken, 2 Reißverschlüsse,
3 Knöpfe, 1 FHB-Etikett, 0,5 m Futterstoff,
55 cm Leder-Paspelband.

Quelle: FHB Spenge

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