Einbau von 250 Spezialtüren von Schörghuber im Volkstheater München
Das Volkstheater in München ist weder Staatsoper noch Komödiantenstadel – und deshalb architektonisch eine Herausforderung. Lederer Ragnarsdóttir erhielten für den Umbau des Schlachthofes zum neuen Standort den Zuschlag. Eine wichtige Rolle spielen auch die Türen von Schörghuber.
Rund um die verbliebenen Schlachthausanlagen in München blüht ein vielfältiges urbanes Biotop: Lastenfahrrad-Mütter radeln an Arbeitern vorbei, Sprayer frönen ihrer Leidenschaft (die hier legal ist), und im alternativen Containerdorf verwirklichen sich derzeit noch Kreative. Deren Ateliers werden allerdings 2027 neuen Wohnungen weichen müssen.
Inmitten des Schlachthausviertels entstand jedoch heute schon ein Bauwerk, das denkmalgeschützte Teile des Viehhofes und die heterogene Bebauung des Umfeldes miteinander versöhnt. Es beheimatet das Volkstheater, dessen Ensemble aus der bislang genutzten Mehrzweckhalle in der Brienner Straße an diesen neuen Standort zog.
Das Volkstheater in München fügten die Architekten Lederer Ragnarsdóttir Oei (LRO) an einen alten Verwaltungstrakt eines ehemaligen Schlachthofes an.
Foto: Schörghuber
Dass die denkmalgeschützten Schlachthäuser in Ziegel ausgeführt wurden, ist ein Glücksfall. Ermöglichten sie es den Architekten von Lederer Ragnarsdóttir Oei (LRO) doch, eines ihrer bevorzugten Materialien einzusetzen und das Quartier materialidentisch zu komplettieren. LRO fügten das Theaterquartier an einen alten Verwaltungstrakt des Schlachthofes und schufen dahinter einen Innenhof zur gemeinsamen Erschließung des Theatercafés und des Foyers. Ein gewaltiges, flach überwölbtes Tor aus Ziegeln funktioniert als perfekte Willkommensgeste und führt die Besucher von der Straße direkt zum Haupteingang.
Authentizität und Dauerhaftigkeit
Das eher schmale Foyer verteilt die Besucher auf die einzelnen Bereiche, und im großen Saal, der sich als Black Box komplett den Aufführungs-Bedürfnissen unterordnet, taucht der gebrannte Ton der Ziegelfassade in Form von Tontöpfen wieder auf. An der Wand befestigt befinden sich nicht die üblichen Geranien darin, sondern Leuchtmittel. Ob dies dem strikt eingehaltenen Budget geschuldet ist oder Arno Lederers Humor, ist gleichgültig. Derlei Details komplettieren das Bild einer grundehrlichen, bodenständigen und zugleich hoch eleganten Architektur.
Furnier aus Seekiefer sehr rissig
Eine wichtige Rolle in diesem herausragenden Stück Baukultur spielte die Gestaltung der rund 250 Schörghuber-Spezialtüren. So ließen sich die Architekten von dem Unternehmen aus Ampfing eine spezielle Türblattoberfläche erstellen und bemustern. Robert Klinger, Verkaufsleiter für Großobjekte bei Schörghuber, erklärt: „Der Architekt wünschte sich wegen der speziellen Maserung ein Furnier aus Seekiefer. Diese Holzart wird vor allem für Plattenmaterialien verwendet. Für Türen wird sie eigentlich nicht genutzt, da das Holz nicht der Norm entspricht und sehr rissig ist.
Die Türen an der langen Bar haben eine schwarz gebeizte Oberfläche aus Kiefernholzfurnier mit sehr feiner Maserung
Foto: Schörghuber
Da sich daraus ein feines Furnier nicht herstellen lässt, haben wir dem Architekten Muster von Kiefernarten zukommen lassen, die der Seekiefer in ihrer optischen Struktur sehr nahekommen, aber bearbeitbar sind.“ Die Oberfläche wurde daraufhin gebeizt und schwarz lackiert. Passend dazu sind auch einige der Beschläge und Schließer in Schwarz ausgeführt. Der Großteil hingegen ist aus Edelstahl.
Wiederkehrende Gestaltungselemente im Volkstheater sind auch die Oberblenden der Türen. Viele Brandschutz-Massivholzrahmentüren wurden mit einem großen Glasanteil sowohl im Türblatt als auch in den feststehenden Seitenteilen sowie technisch hochwertig mit Motor- oder Panikschloss sowie Zutrittskontrollen ausgeführt. Eine weitere Besonderheit sind zwei Doppeltüranlagen mit Schalldämmwerten von bis zu 60 Dezibel. Diese übernehmen die Schallisolierung des Tonstudios mit bis zu 55 Dezibel.
Sonderlösung für Zugang zum Orchestergraben
Eine technische Sonderlösung stellen die Türen zwischen Foyer und Orchestergraben dar. Diese befinden sich auf Niveau des Foyers, der brandtechnisch relevante, höhenverstellbare Boden im Konzertsaal liegt jedoch deutlich tiefer, weshalb hier zulassungstechnisch von einem nichtfußbodengleichen Einbau der Türen gesprochen wird. Der erhöhte Einbau führt im Brandfall zu veränderten Druckverhältnissen an der Türunterkante, so dass hierfür eine vierseitig umlaufende Zarge verlangt war.
Die Brandschutztüren sind über drei Meter hoch
Foto: Schörghuber
Weil eine solche Lösung in diesem Fall jedoch eine Stolperstelle dargestellt hätte, erarbeitete Schörghuber eine alternative brand- und rauchschutztechnische Abdichtung der Türunterkante. Das Ergebnis sind Türen mit drei- statt vierseitiger Zarge. Diese erhielten eine Zustimmung im Einzelfall.
Den Lösungsweg für solch besondere Einbausituationen erarbeitet in der Regel die technische Abteilung von Schörghuber. Bevor die Entwickler den Vorschlag dem Bauherrn beziehungsweise Architekten darlegen, stimmen sie ihn mit dem Gutachter ab. Dadurch kann eine gesicherte Aussage bezüglich der Nachweisführung mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung oder Zustimmung im Einzelfall getroffen werden.
AutorJürgen Heckmeier führt bei Schörghuber Spezialtüren die Handelsvertretung Fuchs + Heckmeier.