Feuchte Wände systematisch sanieren

Sanierputzsysteme sind die technisch beste Lösung zur Schadensbehebung bei durchfeuchtetem und salzbelastetem Mauerwerk. Um eine dauerhafte Lösung zu gewährleisten, bedarf es einer fachgerechten Analyse und entsprechender Trocknungsmaßnahmen. Wir stellen die Feuchtesanierung Schritt für Schritt vor.

Entscheidend beim Trockenlegen von Mauerwerk sind Wärme und Luftbewegung. Bei moderatem Feuchtigkeitsaufkommen kann es genügen, die Verdunstung aus der Wand mit Ventilation zu verstärken. Bei starker Durchfeuchtung sorgt eine Bauaustrocknungs-Technik für eine beschleunigte Verdunstung. Doch selbst mit dieser Unterstützung dauert es oft vier bis sechs Wochen, bis die Wand durchgetrocknet ist und herkömmliche Putze aufgetragen werden können. Spezielle Sanierputzsysteme verkürzen diesen Ablauf deutlich, da diese auch auf einem oberflächig abgetrockneten Mauerwerk eingesetzt werden können.

Was tun bei Schimmelbefall?

Wird Schimmelbewuchs festgestellt, müssen die Sporen auf dem Mauerwerk und in der Raumluft vor Beginn der Sanierungsarbeiten entfernt werden. Hierzu werden die befallenen Oberflächen zunächst mit einem biologisch abbaubaren Schimmelpilzentferner besprüht. Nach ausreichender Einwirkzeit kann der abgetötete Befall vollständig entfernt, die betroffenen Untergründe gereinigt oder bei Bedarf fachgerecht zurückgebaut werden. Wird der Raum nach Abschluss der Feinreinigung mit einem Sporenvernichter vernebelt, sterben auch die in der Luft verbliebenen Schimmelpilzsporen innerhalb weniger Stunden ab.

Untergrundvorbereitung

Stark geschädigte Altputze müssen zunächst entfernt werden
Foto: Saint-Gobain Weber

Stark geschädigte Altputze müssen zunächst entfernt werden
Foto: Saint-Gobain Weber
Bevor der neue Putz aufgetragen werden kann, muss der Untergrund von haftungsmindernden Bestandteilen befreit werden. Schadhafte Putze, lose und abblätternde Mörtel- und Belagsreste sowie Farbanstriche sollten entfernt werden. So entsteht ein für die Folgearbeiten ausreichend ebener und tragfähiger Untergrund. Gipsputze müssen restlos entfernt und mürbe Fugen sollten mindestens 2 cm ausgeräumt werden. Zerstörtes Mauerwerk muss ausgewechselt beziehungsweise ergänzt werden.

Wahl des Putzsystems

Das Mauerwerk wurde von Farbanstrich und losen Teilen befreit
Foto: Saint-Gobain Weber

Das Mauerwerk wurde von Farbanstrich und losen Teilen befreit
Foto: Saint-Gobain Weber
Welches Putzsystem zum Einsatz kommt, hängt vom Schadensbild ab. Voraussetzung ist in jedem Fall, dass die Oberfläche fest und frei von Verunreinigungen ist. Bei leichten und mittelschweren Wasserschäden kann es ausreichen, die abgetrocknete Altputzfläche mit feuchteunempfindlichen Dünnputzen und Farben zu überarbeiten. Haftet der Altputz ansonsten gut am Untergrund, sollte die Oberfläche zunächst gereinigt und von losen Teilen befreit werden. Ist die Putzoberfläche abgetrocknet, wird sie mit einem Kalk-Haftputz oder einer Glätte überarbeitet. Die Oberfläche lässt sich anschließend nach Wunsch streichen.

Vorsicht ist beim Wechsel der Bindemittelbasis geboten. Handelt es sich beim Altputz um ein Gips- oder Kalk-Gipsputzsystem, kann die Anwendung von Kalkzement- oder Zementputzsystemen zu neuen Putzschäden führen. Nur wenn Gipsreste sorgfältig und vollständig entfernt wurden, können Kalkzementputze verbaut werden. Je nach Größe und Randbedingungen empfiehlt es sich, das Mauerwerk zu sandstrahlen.

Nicht immer lässt sich ein neues Putzsystem ansatzlos an die vorhandenen Altputzflächen anarbeiten. Dies kann zu Schwindrissen in Übergangsbereichen führen. Um derartige Effekte zu vermeiden, empfiehlt sich eine gesamtflächige Überarbeitung des Putzes mit einem Armierungsputz. Am besten eignet sich ein Putzmörtel wie zum Beispiel „weber.cal“- Kalk-Haftputz von Saint-Gobain Weber, der sowohl auf Gips- und Kalk-, als auch auf kalkzement- und zementgebundenen Untergründen einsetzbar ist.

Sanierputze entziehen Feuchtigkeit

Ist das Mauerwerk nicht vollständig durchgetrocknet oder finden sich schädigende Salze, empfiehlt sich der Einsatz eines Sanierputzsystems. Dies gilt insbesondere, wenn wenig Zeit für Trocknungsmaßnahmen zur Verfügung steht. Mineralische Sanierputze eignen sich optimal für die dauerhafte Sanierung mattfeuchter und salzbelasteter Flächen. Sie unterstützen durch ihre gute Wasserdampfdurchlässigkeit und ein hohes Porenvolumen die Austrocknung von oberflächig abgetrocknetem Mauerwerk und reduzieren die Gefahr von Schäden durch Salzbelastung auf ein Minimum.

Das Sanierputzsystem liefert nach dem Auftrag eine trockene Putzoberfläche und unterstützt eine schnelle und schadensarme Austrocknung. Die im Mauerwerk vorhandene Feuchtigkeit dringt ungehindert in den Sanierputz ein und kann durch Lüftung schnell verdunsten. Hilfestellung für den Einsatz von Sanierputzen bietet das Merkblatt „Sanierputzsysteme“ der Wissenschaftlich-Technischen Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege. Die Neufassung ist 2020 unter der Nummer 2-9-20/D erschienen.

Systematische Feuchtesanierung

Der Spritzbewurf „weber.san 160 WTA“ sollte teilflächig aufgebracht werden
Foto: Saint-Gobain Weber

Der Spritzbewurf „weber.san 160 WTA“ sollte teilflächig aufgebracht werden
Foto: Saint-Gobain Weber
Das Sanierputzsystem „weber.san“ kann sowohl auf abgetrocknetem, gut haftendem Altputz als auch direkt auf mattfeucht abgetrocknetem Mauerwerk angewandt werden. Die Arbeiten beginnen mit dem Auftrag eines Vorspritzmörtels. Dieser bietet aufgrund des gemischtkörnigen Zuschlags eine optimale mechanische Verkrallungsmöglichkeit des nachfolgenden Sanierputzes. Bei hoher Untergrundversalzung empfiehlt sich zusätzlich der Einsatz eines Porengrundputzes als Salzspeicher. Unebenheiten im Mauerwerk lassen sich damit ausgleichen. Der Porengrundputz wird vollflächig 20 bis 30 mm dick aufgetragen und anschließend lattenrecht und nestfrei abgezogen.

Abschließend folgt der Auftrag des Sanierputzes „weber.san 162 WTA“. Wegen seiner geringen kapillaren Leitfähigkeit, der guten Wasserdampfdurchlässigkeit und seines hohen Porenvolumens bildet der rein mineralische Sanierputz den optimalen Untergrund für einen mineralischen Oberputz. Er wird vollflächig – maschinell oder von Hand – aufgetragen und sofort abgezogen. Als Finish bietet sich der Auftrag eines mineralischen Oberputzes an. Dieser ist diffusionsoffen, so dass die Verdunstung von Feuchtigkeit nicht unterbrochen wird.

Weiterführende Informationen sowie Checklisten, Schritt-für-Schritt-Anleitungen und Produkt- und Systemempfehlungen finden Sie im Internet unter: www.de.weber/hochwasserschaeden-beseitigen

Autor

Dipl.-Ing. Georg J. Kolbe ist Leiter des Produktmarketings Putz- und Fassadensysteme bei der Saint-Gobain Weber GmbH in Düsseldorf.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 04/2012

Durch und durch trocken Sanierputz für feuchtes und versalzenes Mauerwerk

Abgeplatzter Putz, Salzkristallausblühungen, Fleckenbildung – Mauerwerksfeuchte hinterlässt an der Fassade sichtbare Spuren. Jedoch handelt es sich in der Regel nicht nur um einen optischen Makel....

mehr
Ausgabe 06/2010

Gut durchdacht: Sanierputzsysteme

Neben Sanierputzen nach dem Merkblatt der Wissenschaftlich-Technischen Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege (WTA) findet man auf dem Markt auch Produkte wie...

mehr
Ausgabe 09/2016

So verarbeitet man Sanierputze-WTA

Das WTA-Merkblatt 2-9 „Sanierputzsysteme“ legt nicht nur die technischen Anforderungen für Sanierputzsysteme und deren Bestandteile fest, sondern gibt klare Anregung zur Planung und Ausführung. Es...

mehr
Ausgabe 10/2013

Sanierputzsysteme Wie man mit Sanierputz feuchtes und versalztes Mauerwerk sanieren kann

Bei salz- und feuchtebedigten Schäden handelt es sich um Putzabplatzungen, Salzausblühungen und Durchfeuchtungen vorwiegend im Gebäudesockel und an inneren Wandflächen im Kellergeschoss. Salze...

mehr
Ausgabe 09/2009

Salzspeicher Reparatur von salzgeschädigtem Mauerwerk mit Sanierputz

Wer regelmäßig Fachzeitschriften liest, wird immer wieder auf Produkte stoßen, die angeblich ohne viele Vorarbeiten in jedem Anwendungsfall funktionieren sollen. Voruntersuchungen zur Feststellung...

mehr