Aufgeklebt
Glas-Oberflächen für WDV-Systeme

Glasfassaden wurden bisher in der Regel als vorgehängte hinterlüftete Konstruktion ausgeführt, wobei sich Wärmebrücken nicht völlig vermeiden lassen. Saint-Gobain Weber hat ein Wärmedämm-Verbundsystem entwickelt, auf dem Glasplatten auch direkt verklebt werden können.

Der Werkstoff Glas wird in der Architektur gern für edle, hochwertige und repräsentative Fassaden verwendet. Allerdings mit einem gravierenden Nachteil: Da Glasfassaden bislang nur als vorgehängte Lösung ausgeführt wurden, gingen die gestalterischen Vorteile zu Lasten der Energieeffizienz. Vor allem an den Ankern oder sonstigen Befestigungen vorgehängter Scheiben entstehen Wärmebrücken, die die Dämmleistung des gesamten Systems deutlich reduzieren.

Dem Baustoffhersteller Saint-Gobain Weber ist es nun gelungen, Glaselemente direkt auf einem mineralischen Wärmedämm-Verbundsystem zu verkleben. So lassen sich die Vorteile einer gedämmten Gebäudehülle mit der Schönheit und Eleganz von Glasfassaden kombinieren. Die schlanke Konstruktion bietet nahezu vollkommene Gestaltungsfreiheit, denn auf der durchgehenden Dämmschicht lassen sich auch Kombinationen aus unterschiedlichen Oberflächen wie Glas, Putz oder keramischer Bekleidung ausführen.

Neues System mit bewährter Technik

Obwohl verklebte Glasfliesen im Gebäudeinneren bereits seit längerem eingesetzt werden, schien eine Montage an einer gedämmten Außenfassade bis vor kurzem nicht ausführbar zu sein. Zwar weist Glas als spröder Werkstoff eine höhere Druckfestigkeit auf als Stahl, doch hat es Schwierigkeiten, den Anforderungen eines WDVS standzuhalten. Das Feuchtigkeitsmanagement innerhalb der Konstruktion sowie ein starkes Temperaturgefälle im System stellten eine große Herausforderung dar. Nach intensiver Forschungsarbeit ist es Saint-Gobain Weber gemeinsam mit einem Spezialunternehmen für Glasbeschichtungen gelungen, mit weber.therm style Glas ein bauaufsichtlich zugelassenes System zu entwickeln, das diesen Anforderungen gerecht wird.

Der Verbund aus Glas und WDVS ist – im Vergleich zu einer vorgehängten Fassade – extrem wärmebrückenarm. Im Vergleich zu vorgehängten Fassaden wird keine aufwendige Unterkonstruktion benötigt. Die Bestandteile sind durchweg mineralischen Ursprungs und daher recycelbar.

Beschichtung puffert Spannungen

Für den optimalen Verbund zwischen Glasoberfläche und mineralischen Baustoffen sorgt dabei eine 2 mm dicke Spezialbeschichtung, ein so genannter Polytransmitter, mit dem die Glaselemente rückwärtig beschichtet sind. In Kombination mit dem systemeigenen Kleber wirkt er als Puffer für die Dehnungsspannung, die durch die unterschiedliche Flexibilität der Systemkomponenten entsteht. Durch die Schlagregensicherheit von Glas und die fugenarme Gestaltung werden mögliche Angriffspunkte für Feuchtigkeit von außen minimiert.

Vollflächige Verklebung

Die spezielle Verklebung stellt erhöhte Anforderungen an die Ebenheit des Untergrundes. Daher wird zunächst ein Ausgleichsputz auf das vorhandene Mauerwerk aufgetragen. Darauf verkleben die Handwerker die Dämmschicht aus 20 cm dicken Mineral-
woll-Lamellen. Im Anschluss erfolgt eine doppelte Armierungsschicht mit dem mineralischen Mörtel weber.therm 301. Wie bei keramischen Systemen üblich, werden die Dämmplatten erst nach der ersten Armierung direkt durch das Gewebe verdübelt. Eventuell verbleibende Unebenheiten gleicht eine zweite Armierungsschicht aus. Die Verklebung selbst erfolgt mit einem Systemkleber, der vollflächig auf die Rückseite sowie auf den Untergrund aufgekämmt wird. Die 6 bis 8 mm breiten Stoßfugen werden abschließend mit Spezial-Silikon verfugt.

Zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten

Die Glaselemente sind in Größen von bis zu 2,20 m x 1,00 m und in allen Farbtönen verfügbar. Durch ein spezielles Druckverfahren lassen sich zudem Bildmotive in beliebiger Größe auf die Glaselemente aufbringen. Eine exakte Planung ist wichtig, da die vorkonfektionierten Sicherheitsgläser bereits zugeschnitten auf die Baustelle geliefert werden.

Autor

Dipl.-Ing. Georg J. Kolbe studierte Bauingenieurwesen an der Fachhochschule Bochum. Er ist Leiter Produktmarketing Fassade/Wand bei Saint-Gobain Weber in Düsseldorf.

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