"Das Holz nicht kaputt machen" - Sandstrahlen von Fassaden

Wenn alte Holzfassaden gereinigt werden sollen, ist das Sandstrahlen eine bisher wenig bekannte Möglichkeit dafür. Wir sprachen mit Stephan Bettler von der Werren AG, Maler- und Gipsergeschäft, über seine langjährigen Erfahrungen in diesem Bereich.

Interview: Achim Pilz

Achim Pilz: Sie haben seit 35 Jahren Erfahrungen mit dem Sandstrahlen - wo sehen Sie die Vorteile?

Man spart beim Strahlen einen Arbeitsgang im Vergleich zum Abbeizen. Denn man braucht nicht mehr abzuschleifen, nach dem Strahlen ist die Fassade trocken. Der große Vorteil ist, dass Sie danach gleich die Beschichtung auftragen können und nicht erst vier Wochen warten müssen.

Warum wird dann nicht häufiger gestrahlt?

Ein großer Nachteil ist die Staubentwicklung. Die meisten Bauherren haben Angst davor.

Was raten Sie Ihren Kunden zum Thema Staubentwicklung, worauf achten Sie?

Wir achten darauf, dass alles so gut wie möglich mit Folien geschützt und abgedeckt ist. Beim Start der Arbeiten gehen wir auch ins Haus um zu kontrollieren, ob es irgendwo Sandrückstand gibt. Wenn ja, wird nochmals mit Klebband besser abgedeckt. Wir sagen den Kunden, dass Sand eintreten kann, aber in so geringen Mengen, dass es absolut kein Problem darstellt. Wenn es aber Gegenstände in den Wohnungen gibt, auf die man besonders achten muss, werden diese zusätzlich mit Möbelabdeckfolie eingepackt.

Wie geht derjenige vor, der abstrahlt?

Der Strahler hält die Pistole mit einer Hand. Die zweite unterstützt am Strahlschlauch. Der Druck wird am Kompressor je nach Holzart und Altbeschichtung mit 2,0 bis 4,5 Bar eingestellt. Die Entfernung zur Fassade beträgt zirka 25 bis 30 cm.

Was ist die Herausforderung bei dieser Arbeit?

Dass man das Holz nicht kaputt macht. Die Gefahr ist, zu lange an einer Stelle zu bleiben. Dann wird zu viel vom weichen Holz rausgeholt. Und das sieht man dann bei der Endbeschichtung. Strahlen heißt, dass man so fein wie möglich strahlt. Es ist eine handwerklich anspruchsvolle und vor allem körperlich anstrengende Arbeit. Wenn es sehr warm ist, wird es auch unter dem Helm und dem Kombi-Anzug sehr heiß. Aber das Endresultat kann sich sehen lassen. Für den Maler ist es dann eine schöne Arbeit, die Beschichtung aufzutragen.


Hinweis: Das Interview ist zunächst in der Zeitschrift „Applica, die Zeitschrift für das Maler- und Gipsergewerbe“ erschienen.

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