Dem Salz die Suppe versalzen

Salze sind als Schadensverursacher bei Feuchteschäden an Altbauten praktisch immer beteiligt. So auch in einem ehemaligen Hofgebäude in Schermbeck. Bevor das Erdgeschoss des 1960 erbauten Anwesens als Wohnraum genutzt werden konnte, stand deshalb eine umfassende Sanierung des Mauerwerks an.

Salzschäden an Bauwerken sind in der Regel bereits an der Oberfläche erkennbar. Deutliche äußere Anzeichen sind feuchte Flecken, Ausblühungen, blätternde Anstriche oder sich lösender Putz. Die Ursachen können jedoch ganz unterschiedlich ausfallen. Hier muss zunächst geklärt werden, um welche bauschädlichen Salze es sich handelt. Der Gehalt an löslichen Salzen ist ein Beurteilungskriterium bei der Wahl der Sanierungsmethode und der Materialauswahl für weitere Aufbauten. Erst wenn man den Gehalt an löslichen Salzen im Mauerwerk ausreichend exakt kennt, kann man unter Berücksichtigung der klimatischen Verhältnisse und in Abhängigkeit von der Art der vorgefundenen Baustoffe auch die am besten geeignete Sanierungsmethode auswählen. Im ersten Schritt muss also geklärt werden, mit welchen Salzen in welcher Konzentration an welcher Stelle im Bauwerk man es zu tun hat.

Deshalb wurden auch beim Hofgebäude in Schermbeck zunächst die vom Architekten ausgearbeiteten Sanierungsvorschläge auf der Grundlage des WTA-Merkblattes 4-5-99 (Mauerwerksdiagnostik) geprüft sowie Putzproben analysiert, um die passenden Systemprodukte auszuwählen. An drei Stellen wurden Putzproben entnommen. Hierbei ermittelte man Belastungsstoffe von gering bis mittel, bezogen auf den Salzgehalt und die Feuchtigkeit. Auf Grundlage dieser Daten legte man folgendes Sanierungskonzept fest: Entfernen von salzbelastetem Putz sowie mürbem Fugmörtel, Herstellen einer nachträglichen chemischen Horizonatalsperre, Auftrag eines weißen Sanierputzes sowie Oberflächenfinish in Form eines Gewebes und einer Sanierputzglätte.

Das im vorliegenden Fall nach WTA 2-09-04/D gewählte und geprüfte Sanierputzsystem ist in Abhängigkeit zur Schichtdicke in der Lage, bauschädliche Salze in seinem Porengefüge aufzunehmen. Die hohe Wasserdampfdurchlässigkeit des Sanierputzes lässt Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk diffundieren – es trocknet nach und nach. Der speziell vom Hersteller formulierte Sanierputz lässt eine einmalige Schichtdicke von bis zum 4 cm zu. Aufgrund des Feuchtigkeitsverlaufs wurde eine nachträgliche chemische Horizontalsperre zusätzlich erforderlich.

Bohrlochsperre gegen aufsteigende Feuchtigkeit 

Beim Schermbecker Hof sollten im Erdgeschoss alle Außen- und Trennwände saniert werden. Unabhängig von der Art der Salze sollte man hierzu den versalzten Putz und Fugenmörtel entfernen. Grundsätzlich gilt: Putz bis oberhalb etwa 80 cm der erkennbaren Salzgrenze abstemmen. In Abhängigkeit von der Höhe der Wände kann es sinnvoll sein, den kompletten Putz zu entfernen. Hierzu befreite man in Abstimmung mit allen Beteiligten deshalb auch beim Hofgebäude im ersten Schritt die Wände in ganzer Höhe vom Altputz. Zum Vorschein kam ein zerklüftetes Ziegelmauerwerk mit porösem Fugennetz. Die lose Verfugung kratzen die Handwerker etwa 2 cm tief frei. Um das Aufsteigen von Feuchtigkeit in den Wänden zu unterbinden, stellten sie im Anschluss eine nachträgliche horizontale Sperre mit Hilfe einer chemischen Verkieselung her. Vorher bildete man jedoch mit einem wasserabweisenden Mörtel am Sockel eine etwa 3 cm tiefe Sperrnut aus. Außerdem erhielten die Flächen vor den herzustellenden Bohrlöchern nach unten über die Sperrnut hinweg eine wasserundurchlässige Beschichtung mit einer Spezial-Dichtschlämme. Ein weiterer Effekt hierbei ist, dass im Vorfeld der Mauerwerksverkieselung mit der Bohrlochsperre der Bereich abgedichtet wird. Das bedeutet, dass die Verkieselungsflüssigkeit nicht durch das poröse Mauerwerk beziehungsweise das poröse Fugennetz entweichen kann. Die Dichtschlämme trugen die Handwerker zunächst in zwei Arbeitsgängen jeweils satt und oberflächendicht mit einem Malerquast auf. Diese Flächen erhielten am nächsten Tag noch einen dritten Auftrag sowie einen netzartig aufgeworfenen Spritzbewurf. Die so hergestellte Oberfläche stellt einen optimalen Haftverbund zum nachfolgenden Sanierputz her. Aufgrund des hydrophoben Charakters der Dichtschlämme wären ohne Spritzbewurf Anhaftungsprobleme zum nachfolgenden Putz die Folge. Die Dichtschlämme ist in einer Höhe von etwa 50 cm zur Anwendung gekommen. Im Detail bearbeiteten die Handwerker die Fläche zwischen der Betonsohle (Rohfußboden) und der Horizontalsperre. Von der Mauerwerksaußenseite her kam eine bituminöse Abdichtung nach DIN 18195 Teil 4 zum Einsatz.

Beim Bohren der Löcher für die Horizontalsperre hielten sich die Handwerker genau an die Vorgaben des WTA Merkblattes 4-4-04. Nachdem die angelegte Sperrnut und Dichtschlämme getrocknet waren, konnten sie in die Bohrlöcher über Trichter eine fließfähige Spezialzementmischung als Vergussmörtel füllen, die anschließend gut die Hohlräume im Mauerwerk ausfüllt. Diese Bohrlochsuspension bindet langsam und schwindarm ab. Sie bildet keine Risse und härtet ohne Volumenveränderung nach etwa drei Tage vollkommen aus. In verschiedenen Bereichen wurde dieser Vorverguss erforderlich, um einen erhöhten Verbrauch der nachfolgenden Verkieselungsflüssigkeit zu unterbinden. Nach Erhärtung des Vergussmörtels sind die Bohrungen von 30 mm Durchmesser für die Bohrlochsuspension auf 18 mm Durchmesser für die Verkieselung reduziert. Für die nachträgliche Horizontalabdichtung in Form einer chemischen Verkieselung mussten die Handwerker die Bohrlöcher neu aufbohren und aussaugen. Nun verhinderte die Verkieselung das kapillare Aufsteigen von Feuchtigkeit im Mauerwerk.

Feinen Rissen mit Sanierputzglätte vorbeugen 

Die Wände im Erdgeschoss verputzten die Handwerker zur Herstellung einer trockenen Wandoberfläche mit einem salzbeständigen weißen, faserarmierten Sanierputzmörtel. Diesen spritzten sie in einer mittleren Schichtdicke von 3 cm auf und zogen ihn ab, um die Oberfläche anschließend zu filzen. Laut den Laboranalysen hätten 2 cm Sanierputz gereicht. Aufgrund von Untergrundunebenheiten verwendeten die Handwerker den speziell dafür ausgelobten Sanierputz aber gleichzeitig auch als Untergrundausgleich. Unter den auf der Baustelle  vorherrschenden Bedingungen (17° C Lufttemperatur, 57 Prozent relative Luftfeuchte; Maschine PFT G4: min. 3 bar, 500 Liter Wassereinstellung an der am Gerät befindlichen Säule, Schnecke D7, 12 mm Düse, 25‘er Schlauchdurchmesser) erreichten die Handwerker zu zweit eine Arbeitsleistung von rund 60 m² je Stunde inklusive Abreiben. Zum Teil mussten sie auch Schichtdicken von 5 cm aufbringen, so dass eine zweilagige Verarbeitung erforderlich war. Nach dem Anziehen der ersten Lage strukturierten die Handwerker die Oberfläche mit einem Putzkamm horizontal und vertikal, um so eine verbundfähige Gitterstruktur für die zweite Lage sicherzustellen, die sie nach Trocknung der ersten Lage auftrugen. Die getrocknete Oberfläche rapportierten sie, um Sinterschichten aufzureißen beziehungsweise zu entfernen und um auf diese abschließend Sanierputzglätte aufzubringen, damit eine weiße, glatte und feinporige Oberfläche entsteht. Zur Vermeidung von möglichen feinen Rissen, wie sie durch Mischuntergründe hervorgerufen werden können, legten die Handwerker ein alkalibeständiges Gewebe in diesen Feinputz mit ein. Sämtliche Elektroleitungen verfüllten sie bereits im Vorfeld mit Schnellzement.

Autor

Klauspeter Ludwig ist Regionalleiter der Anwendungstechnik West bei der PCI Augsburg GmbH in Augsburg.

Grundsätzlich gilt: Putz bis oberhalb etwa 80 cm der erkennbaren Salzgrenze abstemmen

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