Der Putz aus dem Labor

Der Denkmalschutz spielte bei der Doppelsanierung der evangelischen Kirchen in Menz und Biederitz bei Magdeburg eine große Rolle. Feuchtigkeit hatte dem Außenputz beider Kirchen über die Jahre schwer zugesetzt. Der Putz, mit dem die Kirchen saniert wurden, musste erst im Labor entwickelt werden.

Ammerbuch bei Tübingen: Im Labor von Epasit zerlegt Dr. Jens Glowacky Proben eines historischen Putzes in seine Bestandteile. Er will herausfinden, woraus der Putz besteht. Denn um die Außenwände von zwei Kirchen bei Magdeburg zu sanieren, wird ein Putz benötigt, der dem historischem Vorbild möglichst nahe kommt. Das Hauptproblem ist die Körnung. „Der alte Putz hatte eine sehr unangenehme Körnung“, sagt Glowacky, „keine Körnung, die heute für Putz verwendet werden würde. Sie lag zwischen Beton und Werktrockenmörtel.“ Die Putz-Probe haben Architekt Matthias Rau und Bauingenieur Matthias Jacob ins Labor geliefert.

Sie haben an den Kirchen in Menz und Biederitz die Tiefen- und Oberflächenfeuchte des schadhaften Außenputzes und des Mauerwerks gemessen.  Das Ergebnis: Die Feuchtigkeit war zu hoch. Auf dieser Basis erstellte das Team einen Vorschlag zur Sanierung. Im Labor machte sich Dr. Glowacky daran, den historischen Putz aus Kalkmörtel nachzubilden. „Um einen neuen Putz zu entwickeln, gehe ich auch in Steinbrüche und Kieswerke, um die richtige Gesteinskörnung zu finden“, sagt Glowacky „den Putz im Labor zusammenzusetzen funktioniert immer sehr gut. Aber der Putz muss auch auf der Baustelle funktionieren.“

Innerhalb von 2-3 Wochen war der neue Labor-Putz nach historischem Vorbild fertig. Insgesamt acht Tonnen, etwa acht bis neun Paletten, lieferte Epasit an die Kirchen bei Magdeburg. Der Putz kam als Zwei-Komponenten-Mischung an: in einem Sack die Gesteinskörnung, im anderen der Hauptanteil des Putzes. In einem größeren Mörteleimer mischten die Handwerker beides durch und brachten den Putz per Hand an die Wand.

Entfernen und Erneuern

Die Putzarbeiten für beide Kirchen übernahm die Firma Steinservice GmbH aus Magdeburg. Zunächst entfernten die Mitarbeiter den alten Putz und legten das Mauerwerk aus Naturstein frei. Schadhafte Fugen wurden ausgeräumt, gereinigt und mit dem Fugenmör­tel „epasit fmx“ aufgefüllt. Spannungs- und Setzungsrisse im Mauerwerk behandelten die Handwerker mit „epasit ipu/2k“, einem lösemittelfreien Poly­urethan-Harz zur elastischen Riss-Injektion. Das angrenzende Erdreich wurde bis 30 cm unterhalb des Fundaments abgegraben. Die Oberfläche reinigten die Arbeiter mechanisch.

Neuer Putz nach altem Rezept

Die gesamte Oberfläche der Außenwände grundierten die Mitarbeiter ab der Aufbrennsperre. Die Aufbrennsperre reduziert die Saugfähigkeit. Anschließend brachten sie den Haftspritzbewurf „epasit hb“ auf, um das Anhaften des Putzes zu verbessern. Bis 50 cm oberhalb des Erdreichs bildeten sie den Sockel mit „epasit dp sperr“ aus. Den im Labor entwickelten Außenputz nach Originalrezeptur brachten sie in mehreren Lagen zu je 20 mm auf. Auf den Sperrputzsockel wurde der Putz etwa 15 bis 20 cm überstehend aufgetragen. Die Sanierung mit historischem Außenputz wurde 2015 erfolgreich abgeschlossen.

Autorin
Dipl.-Betriebswirtin Peggy Wandel ist für die Presse- und Öffentlich­keitsarbeit bei der Firma epasit in Ammerbuch-Altingen verantwortlich.
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