Einkaufsriese, Teil 3: Die dritte Dimension

Sonae Sierra hat sich für den Entwurf des Einkaufscenters LOOP 5 in Weiterstadt von den fließenden Formen der Luftfahrt inspirieren lassen. Der dritte Teil unserer Reportage steht deshalb im Zeichen dreidimensional gebogener Formteile und gibt darüber hinaus Einblicke in die Logistik des Großprojekts.

Für den Betreiber und Investor des Loop 5 sind die Sanitärbereiche ebenso wichtig wie die Mall selbst, daher sollen sie den Kunden auch das gleiche Maß an Komfort bieten. Die Deckengestaltung in den WC-Vorräumen folgt der geschwungenen Form des Raumes, die sie dadurch betont. Den Architekten war es wichtig, dass sich auch in den Sanitärbereichen ihre auf der Luftfahrt basierende Gestaltungsidee widerspiegelt. So greift dann auch die runde Deckenvoute die Wölbung eines Flugzeuginnenraums auf.

Umgesetzt sind die Deckenvouten mit glasfaserverstärkten Formteilen LaArt. Die Glasfaserverstärkung ermöglicht die dreidimensionale Formgebung. Dazu wird zunächst eine Negativform hergestellt, in der die Elemente aus gipsdurchtränkten Glasfasern entstehen. Es gibt keine Beschränkungen in der Form: Runde oder elliptische Grundrisse lassen sich mit beliebigen Durchmessern herstellen. Das Flächengewicht der Teile mit etwa 7-10 kg/m² erlaubt es, Segmente bis zu 4 m2 herzustellen. Die Teile für das Einkaufszentrum waren maximal 2,5 m lang, um ihre Transportfähigkeit zu gewährleisten.

 

Kuppeln für großzügigen Raumeindruck

Die runden Foyers vor den Zugängen zu den Toilettenbereichen dienen als Wartezonen und wirken durch die gewölbten Kuppeldecken großzügig. Beide Kuppeln haben einen Durchmesser von 5,50 m und sind 1,20 m hoch. Sie bestehen aus jeweils 13 dreidimensional geformten LaArt Teilen. Diese Elemente wurden an der werkseitig integrierten Unterkonstruktion abgehängt, wodurch der Montageaufwand sehr gering war. Das Einmessen erfolgte über die Eckpunkte. Da man nur die Stöße der Segmente verspachteln musste, war der Spachtelaufwand minimal: Die Flächen besitzen eine hohe Oberflächenqualität und eignen sich für Oberflächengüten von Q3 bis Q4. Wichtig bei den Formteilen war die millimetergenaue Vorfertigung, da man sie vor Ort nur geringfügig variieren kann.

 

Elliptische Lichtelemente

Wiederum basierend auf den fließenden Formen der Luftfahrt setzen elliptische Elemente in Kombination mit indirekter Beleuchtung Highlights in der Decke. Die Elemente haben einen Durchmesser von 1,50 m beziehungsweise 2,50 m. Auf Grund der schrägen Aufkantung für die Lichtvoute und der großen Auskragung von 550 mm sind sie ebenfalls in LaArt ausgeführt. Zur ihrer Aussteifung wurden Metallschienen einlaminiert, die das Durchbiegen verhindern. Da die Deckenelemente aus nur zwei Komponenten bestehen, ließen sie sich in kurzer Zeit montieren. Auch hier war die Verspachtelung lediglich an den Stoßstellen erforderlich. Durch die Herstellung der Elemente in Negativformen war es möglich, 34 „Teller“ in identischer Qualität herzustellen. 

Prioritäten bei der Realisierung

Für Sonae Sierra hatte bei der Realisierung der architektonischen Elemente die kontinuierliche Begleitung durch das Architektenteam oberste Priorität. Das Sierra Design Department unter der Leitung von José Quintela betreute und überwachte gemeinsam mit dem beauftragten Architekturbüro HPP den Prozess durchgehend vom Konzept bis zur Fertigstellung. Dies war die Basis für die erfolgreiche Umsetzung des anspruchsvollen Innenausbaukonzepts. Die besondere Geometrie der Elemente erforderte eine exakte Anfertigung und Einbringung der Formteile. Aufgrund der späteren indirekten Beleuchtung der Kuppeln war es erforderlich, sehr glatte und ebene Oberflächen zu schaffen, da Unebenheiten zu unerwünschten Schatten geführt hätten.

 

Logistische Herausforderung

Bei einem Großprojekt mit 105 000 m2 Bruttogeschoßfläche trägt eine ausgefeilte Logistik entscheidend zum Gelingen bei. Um die Teile so nah wie möglich am Ort der Endmontage anliefern und lagern zu können, musste klar erkennbar sein, was wohin gehört: Zur Standortdefinition wurden auf jeder Palette der vorgesehene Einsatzbereich und das entsprechende Geschoss aufgeführt. Eine zusätzliche Bereichsübersicht mit Markierung des Teilbereichs und des architektonischen Elements konnte darüber hinaus viele unnötige Wege vermeiden.

Eine sorgfältige Abstimmung zwischen Hersteller und Verarbeiter war auch im Sinne einer exakter Terminplanung unabdingbar: „Gut ein halbes Jahr lang haben wir Wochenpläne erstellt, was wann fertig wird, mitunter sogar Tagespläne“, berichtet Simone Steinmetz von der Lafarge Gips GmbH. Anlieferung und Montage erfolgten grundsätzlich in Absprache mit dem beauftragten Unternehmen für Baustellenlogistik: Handwerker und LKW erhielten genaue Vorgaben bezüglich Datum, Uhrzeit und notwendiger Hilfsmittel. Unangemeldet kam niemand auf die Baustelle; Lagerflächen standen sowohl im Einkaufszentrum als auch im angrenzenden Parkhaus zur Verfügung – all dies waren die Grundvoraussetzungen für reibungslose Abläufe auf der Baustelle.


Elemente aus gipsdurchtränkten Glasfasern für

dreidimensionale Formgebung

Sorgfältige Abstimmung war Grundvoraussetzung
für reibungslose Abläufe auf der Baustelle

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 06/2010

Einkaufsriese, Teil 2: Elliptisch

Architektonisches Ziel war es, beim Bau des LOOP 5 in Weiterstadt den Eindruck eines Himmels zu erwecken, obwohl die Mall durch eine Decke horizontal abgeschlossen ist. Das Sierra Design Department...

mehr
Ausgabe 05/2010

Einkaufsriese, Teil 1: Die Flugschau

Das Thema des Shoppingcenters in Weiterstadt lautet Luftfahrt: „Loop“ nimmt Bezug auf den nahen Frankfurter Flughafen und das Kontrollzentrum der Europäischen Weltraumorganisation ESA in Darmstadt....

mehr
Ausgabe 04/2009

Abgetreppt  Trockenbaukuppel für die neue Synagoge in Bochum

In Bochum, Hattingen und Herne gibt es inzwischen wieder eine lebendige jüdische Gemeinde. Deren langjähriger Traum von einem eigenen Zentrum hatte sich Ende 2007 endlich erfüllt. Gut zwei Jahre...

mehr
Ausgabe 04/2013

Vorhang aus Gips

25 Jahre nach seiner Gründung wurde das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt am Main für rund 13 Millionen Euro saniert und zum „Zentrum für Filmkultur und Medienkompetenz“ ausgebaut. Währenddessen...

mehr
Ausgabe 03/2010

Formteile für Feuchträume

Passteile für die Formteilfertigung bestanden im Trockenbau bislang meist aus Gipskarton. Jetzt kann Lafarge Gips auch Formteile aus der gegen Feuchte und Nässe unempfindlichen Spezialplatte LaHydro...

mehr